FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Jasmin Schreiber

Jasmin Schreiber

Jasmin Schreiber hat einen Softspot für Krabbeltiere

In ihrem neuen Roman „Endling“ zeigt die Schriftstellerin und Biologin, dass schon in wenigen Jahren alles anders sein könnte: Artensterben, Klimawandel und rechtes Gedankengut sind am Vormarsch.

Von Christian Pausch

FM4 Rezension zu Jasmin Schreibers „Mariannengraben“: hier

FM4 Rezension zu Jasmin Schreibers „Mauersegler“: hier

Die deutsche Autorin Jasmin Schreiber hat gerade erst den Preis „Wissensbuch des Jahres 2023“ für ihr Sachbuch „Schreibers Naturarium“ gewonnen. Auf ihrer Homepage beschreibt sie sich als jemand, die gerne unter Baumstämmen herumkriecht und Krabbeltiere sammelt und sie erklärt auch, dass ihre Vorliebe „besonders all jenen Organismen gilt, die kleiner als eine Maus sind – und zwar deutlich. Insekten, Spinnen, Moose, Flechten, Bärtierchen – you name it.“

Im Jahr 2041

Das alles hat Jasmin Schreiber mit ihrer Protagonistin Zoe im neuen Roman „Endling“ gemeinsam, denn auch diese ist Wissenschaftlerin, allerdings kann sie kaum noch Krabbeltiere selbst finden, denn die Geschichte spielt im Jahr 2041 und da sind die meisten Organismen bereits ausgestorben. Für Zoe bleibt nur das Katalogisieren von Käfern, Insekten und Spinnen, die es einst gegeben hat.

Jasmin Schreiber

Eichborn

Der Roman „Endling“ von Jasmin Schreiber ist im Eichborn Verlag erschienen.

Darauf spielt auch der Titel an: Endling, das ist der Begriff für das letzte Exemplar einer Art. So ein Endling ist auch die Weinbergschnecke HP14, die in Zoes Elternhaus von ihrer eigenwilligen Tante Auguste gepflegt wird. Genau dorthin, an den Ort ihrer Kindheit und Jugend, muss die Protagonistin am Anfang des Buches auch, denn ihre alkoholkranke Mutter geht auf Entzug und Zoe soll sich um ihre Schwester und Tante kümmern.

Ein Roman voller spannender Frauenfiguren ist „Endling“ und das obwohl und gerade weil die es in dieser Dystopie der nahen Zukunft besonders schwer haben: rechte Regierungen sind an der Macht, die skandinavischen Länder haben alle die EU verlassen und an immer mehr Orten werden rigide Abtreibungsverbote durchgesetzt. Selbst Verhütungsmittel sind immer schwerer legal zu bekommen.

Es ist also keine schöne Welt, die Jasmin Schreiber hier zeichnet, aber eine Welt in der trotzdem noch nicht alles verloren scheint, solange man ein, zwei Menschen hat, die sich um eine*n sorgen. Nach einer Weile wird aus dem Zukunfts- und Familien-Roman auch noch eine Roadtrip-Erzählung, denn die drei Frauen machen sich auf, auf eine abenteuerliche Reise nach Südtirol, wo sie auf ein von Frauen verwaltetes und fast schon utopisches Dorf treffen, wo es auch noch Arten von Tieren gibt, die sonst überall ausgestorben sind.

Jasmin Schreiber

Jasmin Schreiber

Gute Intentionen

Der Roman hat gute Intentionen, er weist auf das Artensterben, den Klimawandel und die Gefahren von rechtspopulistischen Ideologien hin, doch irgendwie hat man das alles bei anderen schon mal ausgeklügelter gelesen. Die dystopische Geschichte, die im Jahr 2041 spielt, vermag keinen rechten Sog zu generieren und das Buch braucht ein bisschen zu lange um in Fahrt zu kommen. Doch die Expertise der Wissenschaftlerin Jasmin Schreiber ist es dennoch wert, gelesen zu werden.

mehr Buch:

Aktuell: