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„Station Eleven“ - Überleben in einer Welt nach der Pandemie

Die Serie „Station Eleven“ nach der gleichnamigen Buchvorlage zeigt, was geschehen könnte, wenn die Pandemie über die Menschheit siegt.

Von Christian Pausch

Dystopische Romane, Serien und Filme, in denen der Menschheit das Ende droht, sind keine Seltenheit. Doch besonders seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie springen uns jene Geschichten ins Auge, in denen ein Virus oder eine Krankheit das Leben auf der Erde, wie wir es einst kannten, zunichte macht. Der prophetische Roman „New York Ghost“ ist da ein so ein Beispiel: In diesem, nur ein Jahr vor Corona erschienenen Buch werden Homeoffice, FFP2-Masken und weitere mittlerweile im realen Leben angekommene Maßnahmen eingesetzt, um ein Virus, das seinen Ursprung in China hat, einzudämmen.

Vor sieben Jahren habe ich hier das Buch „Station Eleven“ von Emily St. John Mandel besprochen. Nun ist dieser dystopische Roman zu einer zehnteiligen Miniserie verfilmt worden. Der Zeitpunkt könnte je nach Standpunkt nicht passender bzw. unpassender gewählt sein, denn auch in „Station Eleven“ geht es um den Ausbruch einer Pandemie, die fast die ganze Menschheit dahinrafft.

Station Eleven

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Es ist ein Grippevirus aus Georgien, der sich in „Station Eleven“ in Windeseile auf dem Planeten ausbreitet. Für Masken, Online-Shopping oder gar Händewaschen haben die Protagonist*innen der Geschichte keine Zeit mehr, denn alles geht sehr schnell und über Nacht wird aus einer Großstadt wie Chicago (im Buch ist es Toronto) eine leergefegte Geisterstadt.

Dort lernen sich am Vorabend des Ausbruchs der Pandemie die Kinderschauspielerin Kirsten und der junge Jeevan - hervorragend verkörpert von Himesh Patel - kennen. Kirsten wird nicht wie sonst von ihren Eltern vom Theater abgeholt, und Jeevan bietet sich an, das kleine Mädchen nach Hause zu begleiten. Als sie dort niemanden antreffen und Jeevans Schwester ihn aus einem Krankenhaus anruft, um ihn vor der neuen Grippe zu warnen, kaufen die beiden mehrere Einkaufswägen voller Lebensmittel und ziehen zu Jeevans Bruder in eine hochgelegene Wohnung mit Blick über die Stadt. Sie beobachten, wie ein Flugzeug unkontrolliert in ein benachbartes Gebäude stürzt, und erkennen, dass sie länger hier aushalten müssen als zuerst gedacht.

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Jeevan und die junge Kirsten.

Dann wechselt die Szenerie: Kirsten, jetzt eine junge Frau, liest an einem Strand ein altes Comicbuch namens „Station Eleven“, das sie auch schon als Kind gern gelesen hat. Der Ausbruch der Pandemie ist fast zwanzig Jahre her. Es gibt weder Strom noch Internet, weder Autos noch Flugzeuge. Kirsten ist Teil der Travelling Symphony, einer herumreisenden Theatergruppe, die durch die Aufführung von Shakespeare-Stücken ein wenig Abwechslung in das harte Leben der Menschen bringt.

Die wenigen Überlebenden leben in autonom geführten Siedlungen rund um die Großen Seen zusammen. Es dauert ein Jahr, wenn die reisenden Schauspieler*innen den Lake Michigan mit ihrer Karawane aus von Pferden gezogenen Wohnmobilen und zu Kutschen umgebauten Autos umrunden. Doch nicht alle Menschen, denen sie begegnen, sind der Travelling Symphony wohlgesonnen.

Müde von den Erzählungen der Älteren

Die Kinder, die nach der Pandemie in die postapokalyptische Welt hineingeboren wurden, sind müde von den Erzählungen der Älteren. Unter einem Anführer schließen sie sich zu einer Art sektiererischer Terrorgruppe zusammen, die mit dem Schlachtruf „There is no before“ eine neue Rangordnung erzwingen will. Kirstens Lieblingsbuch und einige Menschen ihrer Vergangenheit spielen bei diesem Kult eine nicht unbedeutende Rolle.

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Kirsten hat zu Recht die Hand auf dem Messer, das in ihrem Schuh steckt. Dieser Fremde will nichts Gutes.

„Station Eleven“ ist im Dezember 2021 auf HBO Max erschienen und in Österreich nun auf Amazon Prime zu sehen.

Wie schon im Buch, springen die Erzählstränge in der Serie hin und her, in eine Welt vor der Pandemie und wieder zurück in die unbarmherzige, aber immerhin von Schauspiel verzauberte Welt danach. Wir sehen eine Community, die in einem alten Flughafen lebt, eine provisorische Geburtenstation und alle möglichen Lebensentwürfe, die in einer neuen Welt möglich oder nötig sind. Irgendwann laufen dann alle Stränge der Geschichte zusammen, und wir verstehen, wie alles zusammenhängt. Das gelingt in der Vorlage ein wenig besser, aber alles in allem ist „Station Eleven“ eine gut gelungene Verfilmung.

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