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Die Foals haben eine Dance-Platte gemacht

Die englische Band Foals fliegt auch mit ihrem schon siebten Album hoch. „Life Is Yours“ zelebriert das Leben, die Freude, den Spaß, das Hedonistische. Die Band rund um Yannis Philippakis ist inzwischen zum Trio geschrumpft und dennoch nicht schmalbrüstig geworden.

von Eva Umbauer

Die letzte Platte der Foals erschien 2019 in zwei Tranchen, eine im Frühjahr, die andere im Herbst. „Everything Not Saved Will Be Lost Part 1“ und „Everything Not Saved Will Be Lost Part2“ war ein schwergewichtiges, episches musikalisches Werk, das den Klimawandel, die Erderwärmung zum Thema hatte. „Life Is Yours“ ist anders, ziemlich anders.

Die Foals wollten weg von der Apokalypse, dem drohenden Ende der Menschheit, sie wollten das Leben feiern. Ihre nächste Platte hätte ohnehin in diese Richtung gehen sollen. Dann kam die Pandemie - und verstärkte dieses Bestreben noch weiter.

Letzten Herbst verließ Keyboarder Edwin Congreave die Foals. Edwin war fast von Beginn an Mitglied der Band, die 2005 in der englischen Universitätsstadt Oxford gegründet wurde. Drei Jahre später erschien ein erstes Album, „Antidotes“; die Foals hatten es in New York aufgenommen, zusammen mit Dave Sitek von der US-Band TV ON The Radio, und es verband geschickt allerlei Musikgenres miteinander, von Rock - Indie bis Grunge -, über Punk, Funk und Afrobeat bis zu Electronic.

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„Life Is Yours“ von den Foals ist bei Warner Music erschienen.

„Antidotes“ legte den Grundstein für die nun schon recht lange Karriere der Foals. Die Band rund um den charismatischen Mastermind Yannis Phillipakis wurde im Laufe der Zeit zu einer der bedeutendsten britischen Bands. Diesen Status setzt das Trio nun mühelos mit „Life Is Yours“ fort. Stichwort „mühelos“: Das letzte Album, „Everything Not Saved Will Be Lost“ zu kreieren war nicht ohne Mühe. Die Foals produzierten es selbst, was nicht gerade wenig Arbeit war. Es war fast schon auslaugend für die Band, diese Songs zu erschaffen.

Das war aber nicht der Grund, warum Keyboarder Edwin Congreave ging. Er wollte insgesamt mit seinem Leben in eine andere Richtung gehen, studierte wieder und will sich beruflich dem Thema Klimawandel widmen. Befreundet bleibt man weiterhin, und das verbliebene Trio macht das Beste daraus. Ein Bandmitglied weniger kann den verbliebenen mehr Raum geben.

Der unbeirrbare Yannis Phillipakis setzt den Weg mit den Foals fort - und machte nun erstmals ein richtiges Dance-Album mit seiner Band und vielen Producern. Auch das bedeutet, genauso wie selbst zu produzieren, wieder eine neue Herausforderung. Es hätte schief gehen können, ist es aber nicht.

Dan Carey, John Hill und Miles James heißen die drei Produzenten, mit denen die Foals ihr neues Album machten. Der Brite Miles James schrieb schon mit Little Simz Songs und produzierte ihr Album „Sometimes I Might Be Introvert“, der US-Amerikaner John Hill gewann einen Grammy für seine Produktion des „Social Cues“-Albums von Cage The Elephant, und der Londoner Dan Carey produzierte neben anderen Musiker*innen wie Goat Girl, Wet Leg, Geese oder Fountains D.C.; allesamt also Producer am Puls der Zeit.

Begonnen hat die Entstehung der neue Foals-Platte, indem die Band sich in einem Studio im wenig glamourösen Südlondoner Stadtteil Peckham „einschloss“, um dort der Traurigkeit der Pandemie zu entfliehen. Sobald die Tür zu war, gelang es der Band total gut, sich sozusagen in einen anderen, freudigeren Zustand hineinzuversetzen. „Wake Me Up“ war einer der ersten Tracks, der so zustandekam. Er ist ein Herzstück vom neuen Foals-Album.

„We were thinking about parties, club nights and being drunk on the bus at 2am trying to get home. All of it: the excitement before you go out, meeting up with your friends, the wild abandon. ‘Who’s got the pingers? Where are we going?’ This is all of that youthful excess of going out.“

Die Band – neben Yannis Philippakis komplettiert durch Jack Bevan und Jimmy Smith – begann ihr neues Projekt Ende 2020 in der dunklen, fensterlosen Enge ihres Studios/Proberaums, während draußen der bedrückende Lockdown-Winter regierte. Kaum verwunderlich, dass sie sich in dieser Situation zu Ideen hingezogen fühlten, die sie klanglich und thematisch an einen besseren Ort transportierten.

In diesen düsteren Momenten wurden die Songs zu Fenstern, zu Teleskopen in eine Zukunft, in der die Welt wieder zum Leben erwacht ist, die Sonne scheint und die Leute wieder in Clubs und auf Konzerte strömen. Die Straßen fühlten sich entvölkert an und das Tourleben war eine so ferne Aussicht, dass sich die Foals komplett eingeengt und gefesselt fühlten. In den neuen Songs spürt man ihre Sehnsucht nach dem physischen Gemeinschaftserlebnis einer Live-Show. So etwas kann man, so Yannis Phillipakis, daheim in den vier Wänden nicht einmal ansatzweise nachstellen.

Die Foals haben also eine Party-Platte gemacht. Die Foals erschlankt und als Party-Maschine. Wer sie kennt, ahnt aber schon, dass auch ein Dance-Album der Foals letztlich nichts mit Oberflächlichkeiten zu tun hat. „Now that the great storm is over, I can finally learn all the things you know – all the roads lead us back to the ocean“, singt Yannis Philippakis im ersten Song am Album, dem Titelsong „Life Is Yours“, der einen optimistischen Vibe hat und einen tollen Afrobeat-Rhythmus.

Das Meer ist ein wiederkehrendes Bild in den Foals-Songs, vielleicht auch, weil der Yannis’ Vater Grieche ist und Yannis immer wieder Zeit in Griechenland verbringt.

„Crest Of The Wave“ ist der entspannte Morgen nach dem auspowernden Ausgehen, „2am“ hat uns mitgenommen in die Synth-Disco der Foals, „Looking High“ beschwört die ’80s herauf, „Under The Radar“ hat etwas von Prince und „The Sound“ etwas von LCD Soundsystem, „Flutter“ ist psychedelisch. Mit „Wild Green“, dem letzten Track am Album, geben die Foals aber noch einmal Gas. Dann ist aber Schluss, weil mehr geht dann eigentlich auch nicht mehr.

New Order, Hot Chip, Primal Scream, LCD Soundsystem - das alles und noch viel mehr auf einmal sind die Foals mit ihrem neuen Album „Life Is Yours“. Respekt.

Am neuen Album gibt es keine Rocksongs a la „Inhaler“ oder „What Went Down“, auch nichts Episches wie „Spanish Sahara“, „Late Night“ oder „Neptune“. Macht nichts, jetzt braucht es eben gerade etwas Anderes, und die Foals liefern uns das.

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