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Megan Thee Stallion schenkt sich nix und uns viel

„Traumazine“ ist der Titel des aktuellen Albums, auf dem Megan Thee Stallion wie ein dreiköpfiger Zerberus die eigenen Verletzungen zerfetzt.

Von Natalie Brunner

Dudes in the Backseat: Dieses Album ist an weibliches Publikum adressiert, meint Megan Thee Stallion im Videointerview zu ihrem neuen Release. Im Jahr 2020 hat die Musikerin noch voll des Optimismus ihr Debütalbum „Good News“ veröffentlicht. Zwei Jahre, einen Rechtstreit mit ihrer Plattenfirma, und einmal angeschossen werden später hat sich die Stimmung der texanischen Rapperin geändert. Der Name „Traumazine", so Megan in einem Instapost, „leitet sich von einer Chemikalie ab, die im Gehirn freigesetzt wird, wenn es gezwungen ist, sich mit schmerzhaften Emotionen auseinanderzusetzen, die durch traumatische Ereignisse verursacht wurden.“

Und beim Verarbeiten geht Megan Thee Stallion in die Vollen. “I’m on my fuck you shit, bitch, I’m done bein’ nice. And when it come to cuttin’ people off, I don’t think twice", rappt Megan auf „Not Nice“, dem dritten Track des neunzehn Stücke umfassenden Albums. Auch stellt sie in „Not Nice“ einen neuen Rekord für für kreative Beleidigungen auf: „You ain’t worth the crack your momma used to smoke“. Sie vergleicht sich und referenziert in der Nummer Götter des Hip Hop-Pantheons und wahrscheinlich ihrer Kindheit, Biggie, Ice T und Warren G, und sie sagt all denen, für die sie nicht weiß und nicht niedlich genug ist, was sie sich können. Das wären schon genug Themen für ein Album; bei Megan Thee Stallion passiert all das in nur einer Nummer: Not Nice.

Raised by the Game

“Raised by the Game”, das behaupten viele MCs. Bei Megan Thee Stallion ist es eine biographische Realität. Ihre 2019 an einem Gehirn Tumor gestorbene Mutter war ebenfalls Rapperin. Sie hat unter den Namen Holly Wood performt hat und Megan ins Aufnahmestudio mitgenommen, anstatt sie in den Kindergarten zu schicken. Dennoch hat sie Megan erst mit 21 erlaubt, ihre auf aggressiven, sexuellen Raps basierende Karriere zu starten.

No fillers only Killers

Megan Thee Stallion rappt sich auf „Traumazine“ durchwegs Last von der Seele. Auf dem Albumcover ist sie mit drei Gesichtern zu sehen, die Schmerz, Aggression und Reflexion spiegeln. „Traumazine“ ist durchwegs aus lyrisch hartem, ernstem Material geschnitzt. Das Album ist eine Abrechnung, ein Abschluss, ein Versuch der Befreiung, des Loslassens, des Zurechtkommens mit der inneren Wut.

Der Ort, an dem der Hass und auch der Ekel manifestiert, den man gegenüber Hatern im Allgemeinen und im speziellen gegenüber gewalttätigen Ex-Partnern verspürt, die sich und Schusswaffen nicht unter Kontrolle haben. Trotzdem - und hier wieder ein Verweis auf ihr lyrisches Genie - macht sie es auf unterhaltsame und auch lustige Weise. Megan Thee Stallion hat geschwiegen, als sie angeschossen wurde in einem Auto, in dem sie mit Torey Lanez gesessen ist. Die Polizei, Yellow Press oder Social Media waren kein geeigneter Ort der Abrechnung und Aufarbeitung - „Traumazine“ ist es.

Auf „Scary“, einer Zusammenarbeit mit der Rapperin Rico Nasty, schlüpft die virtuose Rapperin in die Rolle der Rächerin wie aus einem Horror Film und vergleicht sich mit der Filmfigur Candyman. Es ist auch kein gutes Omen für diejenigen, die mit Megan Beef haben, dass sie im Teaser Video zu dem Album bei einer Beerdigung zu sehen ist.

Im Zentrum von „Traumazine“ stehen immer Megans Stimme und ihre Raps. Ihre Kollabo-Partner*innen wie Dua Lipa, die schon erwähnte Rico Nasty oder Future sind zu Besuch in ihrer Welt.

Zu Beginn stellt Megan Thee Stallion eine rhetorische Frage: „Wie oft kann ich noch betonen, dass ich eine Bad Bitch bin und es ernst meine?“ Nach dem Album wissen wir es: Auf sehr, sehr viele Weisen. Und dass uns keine Sekunde dabei langweilig wird, liegt an dem lyrischen Genie der 27-jährigen.

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