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Yeah Yeah Yeahs 2022 in s/w, Karen O lacht lieb

David Black / Press

Yeah Yeah Yeahs, das neue Album „Cool It Down“

Fast zehn Jahre lang hat New Yorks coolste Band der 00er Jahre, die Yeah Yeah Yeahs, keine Platte mehr veröffentlicht. Nun haben Karen O, Nick Zinner und Brian Chase ihre Band-Pause beendet. Das neue Album „Cool It Down“ ist ein tolles Comeback für das Trio aus Brooklyn.

von Eva Umbauer

Vieles braucht ein wenig Kühlung, überhitze Gemüter etwa. Die Schwierigkeiten sind vielerlei, die Überhitzung macht die Situation jedoch nicht besser. Aber auch das Klima ist, wir wir wissen, überhitzt, es braucht auch dringend etwas „cool it down“, ganz schön viel sogar. Wenn Karen O von den Yeah Yeah Yeahs singt „here’s the sun, so bow your heads“, dann geht es tatsächlich um den Klimawandel.

Noch ein Klimawandel-Song? Ja, warum nicht, es kann ja gar nicht oft genug gesagt werden, dass es diesen tatsächlich gibt und wir handeln müssen. „Spitting Off The Edge Of The Earth“ heißt dieser Track vom neuen Album der Yeah Yeah Yeahs aus New York. „Spitting Off The Edge Of The Earth“ - vom Rand der Erde spucken.

Unterstützt werden die Yeah Yeah Yeahs bei diesem Track - er war einer der Vorab-Singles zur neuen Platte der Band - vom US-Musiker Perfume Genius. Mike „Perfume Genius“ Hadreas steuert Vocals bei zum epischen Synth-Track „Spitting Off The Edge Of The World“ und singt hier im Duett mit Karen O(rzolek), welche ein großer Fan von Perfume Genius ist und über ihn sagt, „Mike really has a bit of David Bowie in him.“ Mehr Respekt geht wohl nimmer.

„Spitting Off The Edge Of The World“, dieser als erster veröffentlichte, neue Song der Yeah Yeah Yeahs war wohl schon ein perfekter Hinweis, was mit dem Comeback-Album des New Yorker Trios auf uns zukommen würde, etwa das leicht jenseitige, wieder irgendwie von Bowie inspirierte „Lovebomb“, ein Spoken-Word-Track, wo Katen O also den Songtext spricht anstatt ihn zu singen: „Oh, when the hearts fall in love, oh, let no one see you. Stars don’t fail me now!“

Warum hat das neue Album der Yeah Yeah Yeahs also so lange auf sich warten lassen? Das letzte, „Mosquito“, war ja schon 2013 erschienen, vier Jahre nach dem Grammy-nominierten „It´s Blitz!“. Nun ja, wie das Leben halt so ist - eine Familie etwa wollte gegründet werden. Heute ist der Sohn von Karen O schon wieder sieben Jahre alt.

Außerdem veröffentlichte Karen O vor drei Jahren das sehr schöne Album „Lux Prima“, zusammen mit dem US-Musiker/Producer Danger Mouse, lieh ihre Stimme der New Yorker Band Parquet Courts, und für „The Moon Song“ aus dem Film „Her“ war Karen zusammen sogar mit Regisseur Spike Jonze bei der Oscarverleihung 2014 in der Kategorie Bester Song nominiert.

Yeah Yeah Yeahs "Cool it down" Cover - eine Person (Karen O?) fällt kopfüber vom Himmel

Secretly Canadian

„Cool It Down“ von Yeah Yeah Yeahs ist beim großen US-Independent-Plattenlabel Secretly Canadian erschienen.

In der Zeit, in der die Yeah Yeah Yeahs inaktiv waren, wollte auch ein Plattenlabel gegründet werden - von Drummer Brian Chase und Gitarrist und Keyboarder Nick Zinner. Zinner und Karen O hatten einst als Folk-Duo begonnen; außerdem spielte er mit seiner Hardcoreband oder arbeitete mit ganz unterschiedlichen Musiker*innen von Phoebe Bridgers über Santigold bis zu Liam Gallagher zusammen.

Im Februar 2020 sagte Karen O, dass sie nun wieder bereit war „to make some music with Yeah Yeah Yeahs again. It feels like time to have something new out there. But that’s yet to happen, so we’ll see how this year goes.“ See how this year goes? Nun ja, da stand die Pandemie nun vor der Tür. Ein neues Album der Yeah Yeah Yeahs wurde also wieder nichts.

Aber auch einmal ein wenig Abstand zu seinen Bandkolleg*innen zu halten, ist meist nie schlecht - Pandemie hin oder her - vorallem nach ziemlich langer Zeit des Zusammenspielens. Aber Karen O, Nick Zinner und Brian Chase hatten immer eine gute Chemie bewahrt, hatten sich stets gut ausgehalten, etwa auch als sie ganz nostalgisch ihr gefeiertes Debutalbum „Fever To Tell“, erschienen vor fast zwanzig Jahren, mit einer Tour wieder live auf die Bühne brachten, vor fünf Jahren, anlässlich der Wiederveröffentlichung von „Fever To Tell“.

Mit ihrem neuen Album schauen die Yeah Yeah Yeahs aber kaum zurück, vor allem nicht auf ihr erstes Album, das sie zur coolsten Indie-Rock, Garage-Rock und Art-Punk Band von New York und überhaupt machte. Man findet auf „Cool It Down“ keine Songs, die an Klassiker wie „Pin“, „Man“ oder „Maps“ erinnern.

Die Yeah Yeah Yeahs scheinen sich mit ihrem neuen, von ihrem alten Freund Dave Sitek von der New Yorker Band TV On The Radio produzierten Longplayer kaum bis gar nicht um etwaige Erwartungen zu kümmern. „Burning“ etwa ist ein, ah, feuriger Dancefloor-Track, der ein Sample von „Beggin“ von der Sixties-US-Popgruppe The Four Seasons einbaut. Das hat irgendwie etwas Optimistisches, ja, sogar Triumphierendes in all dem Apokalyptischen unserer Gegenwart.

Bei „Blacktop“ tanzen wir langsamer, während Karen O singt „as I was young and easy, I sang in my chains like the sea“. „Fleez“ verwendet ein Sample der New Yorker Musikerinnen-Band ESG aus den frühen 1980er Jahren und handelt vom Risiko - „it feels nice to roll the dice once or twice“, heißt in diesem Song. In „Different Today“ geht es um Veränderungen, „Wolf“ betritt ungezähmtes Territorium - es geht hier sozusagen into the wild mit den Yeah Yeah Yeahs, wenn Karen O singt „I feel like a wolf“.

Into the wild, das könnte überhaupt das Motto gewesen sein, mit dem sich Karen O, Nick Zinner und Brian Chase endlich wieder zusammen in das Aufnahmestudio begeben haben, um sich ein wenig neu zu erfinden. „Cool It Down“ ist das Ergebnis. Welcome back, Yeah Yeah Yeahs. Yeah.

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