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Jakob Herber, Patrick Pulsinger und Sophie Lindinger

Mo Köller | Patrick Pulsinger | Hanna Fasching

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Was machen eigentlich Produzent_innen?

Geschichten aus dem Studiokästchen: Was ihre Arbeit ausmacht, erzählen uns die Produzent_innen Jakob Herber, Sophie Lindinger und Patrick Pulsinger.

Von Nina Hochrainer, Christoph Sepin und Stefan Trischler

Produzent_innen sind in der Popgeschichte weniger gut beleuchtet als die großen Stars auf der Bühne, haben aber oft Beträchtliches zu großen Platten beigetragen. Von den Aufpassern im Auftrag der Plattenfirma haben sie sich in den letzten Jahrzehnten mehr zu freundschaftlichen Begleiter_innen entwickelt, die den Talenten den Platz und die Tools geben, die beste Version ihrer selbst zu werden. Wir haben drei vielbeschäftigte Produzent_innen aus Österreich gefragt, wie sie ihre Arbeit anlegen.

Jakob Herber

Das kann schon passieren, wenn man eine Weile Musik macht, dass man nicht nur selbst Lieder schreiben will, sondern auch anderen Artists dabei helfen möchte, ihre Visionen umzusetzen. So wie Jakob Herber. Ursprünglich kennt man ihn als Schlagzeuger der Band Flut, seit ein paar Jahren hat er aber auch angefangen, als Producer für andere Bands zu arbeiten. Und die können sich sehen lassen: Culk, Anger, Sophia Blenda, doppelfinger oder Aze gehören zu den Menschen, mit denen sich Jakob Herber ins Studio gesetzt hat.

Dabei hat das alles relativ einfach angefangen. Wenn Jakob Bands gehört hat, die er super gefunden hat, dann hat er sie via Social Media kontaktiert, um sie zu fragen, ob sie gemeinsam musizieren wollen.

Aber wie ist der Musiker denn überhaupt auf die Idee gekommen, Producer zu werden: „Ich glaube, es war beim ersten Mal mit Flut im Studio bei Patrick Pulsinger und Oliver Ollmann. Das war schon eine Megaerfahrung, im Studio zu sein und die Geräte um sich zu haben und zu merken: Wow, da baut sich was auf!“

Jakob Herber

Mo Köller

Jakob Herber

Mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten kann ganz unterschiedlich sein: „Das können ganz, ganz viele Feelings sein – eigentlich all of them. Es gibt so Phasen, wo ich ein großes Bedürfnis nach Kontrolle habe. Oder zumindest danach, zu wissen, was an jedem Eck abgeht. Jetzt gerade ist es für mich fein, mich zurückzulehnen und zu schauen, wie sich Dinge entfalten.“

Wenn man gemeinsam Musik macht, dann redet man auch am besten drüber und experiencet Songs gemeinsam. Zusammen Lieder hören und referenzieren. Dinge, die abstrakt sind, greifbar machen und in die Realität umsetzen. Das sind so Kommunikationsmittel, um ideal zusammen kreativ zu sein.

Hat Jakob Ratschläge an Menschen, die selbst gern producen würden? „Ich will eigentlich nicht, dass irgendwer irgendwem erzählt, wie’s geht. Aber Finneas, der Producer und Bruder von Billie Eilish, hat einmal einen Mastering Engineer gefragt, wie man die Tracks lauter kriegt. Und der hat gesagt: Wenn’s dir gefällt, dann mach es so. Weil es geht schlussendlich nur um Taste. Wenn ich was geil finde und alle anderen on board sind und sich das gut anfühlt, dann: machen.“

Sophie Lindinger

Eine der Schlüsselfiguren aus der jüngeren Musikgeneration, die besonders vielseitig und gut vernetzt ist, ist Sophie Lindinger. Seit knapp einem Jahrzehnt mischt sie die Szene buchstäblich auf – als Sängerin, Songschreiberin, Musikerin und Produzentin, mit ihren erfolgreichen Bands wie Leyya und My Ugly Clementine, mit zahlreichen Kollaborationen und neuerdings auch als Solokünstlerin. Das Besondere an der heimischen Musikszene ist für sie ganz klar deren Überschaubarkeit: „Man trifft sich sehr viel in Wien, und durch die kleinen Labels und Agenturen gibt es sehr viele Überschneidungen, man lernt sich einfach kennen. Da hat Österreich im Vergleich zu anderen Ländern eine besondere Situation.“

Sophie Lindinger

Hanna Fasching

Sophie Lindinger

Bei ihrer Arbeit als Produzentin für andere Acts kommt Sophie Lindinger zugute, dass sie beide Seiten kennt: „Dadurch, dass ich auch in Bands tätig bin, wo mehrere Leute involviert sind, kann ich nachvollziehen, dass es bestimmte Wünsche von unterschiedlichen Leuten gibt, und dass ich einfach nur dazu da bin, den Sound zu transportieren auf einer Aufnahme, ich das auch respektiere und mich selbst zurücknehmen kann.“

Auf ihrer Kollabo-Wunschliste stehen Haim – „weil ich sie einfach großartig finde, wobei ich mir da denke, was wollen die mit mir im Studio, die haben eh schon einen perfekten Sound“ – und in Österreich Soap & Skin – „ich liebe einfach ihren Zugang und ihre Sounds“.

Dieses Jahr hat Sophie Lindinger auch ihre ersten Solosongs veröffentlicht, ein Album soll nächstes Jahr erscheinen. „Meine Emotionen sind mein größtes Songwriting-Tool. Die letzten Jahre waren vor allem durch Corona sehr gefühlsstark und deswegen habe ich sehr viel schreiben müssen, weil das alles raus musste. Das waren so extrem intime, nahe Songs, dass klar war, dass das kein Projekt sein kann mit anderen. Das bin einfach nur ich.“ Sophies Zukunftspläne? Vor allem, bei Konzerten, Kollaborationen und Produktionen noch mehr aus den heimischen Grenzen auszubrechen.

Patrick Pulsinger

Seit seinen Anfängen mit Techno und House, im Duo mit Erdem Tunakan und als Betreiber von Cheap Records, hat sich Patrick immer für den Sound interessiert. Mittlerweile geht es bei seiner Arbeit im Wiener Feedback Studio aber nicht mehr nur darum, den Klang zu perfektionieren. Er hilft als Produzent überall, wo es nötig ist. Das Ausgangsmaterial, mit dem Bands und Künstler_innen zu ihm kommen, ist mittlerweile meistens schon von recht hoher Qualität:

„Leute nehmen am Laptop auf, verwenden gute Mikrofone, verwenden Plug-ins auf eine sehr kreative Art und Weise und kommen dann meistens für diese letzten 20 bis 30 Prozent zu jemandem, der ihnen einerseits künstlerisch, aber natürlich auch menschlich weiterhilft, die letzten Meter zu erklimmen zum Gipfel der perfekten Produktion.“

Patrick Pulsinger

Patrick Pulsinger

Patrick Pulsinger

Dabei schätzt Patrick Pulsinger für sich das Verhältnis zwischen „Sozialarbeit“ und technischer Produktion auf 60 zu 40. Immer wieder erinnert er sich auch an ein Zitat, das dem Michael-Jackson-Produzenten Quincy Jones zugeschrieben wird: „You can’t polish doo doo“ - soll heißen, wenn der Ausgangssong nichts taugt, hilft auch alle Studiozauberei nichts. Dieses Problem hatte er bei seinem letzten Projekt nicht: Gemeinsam mit der jungen Sängerin Zelda Weber hat er deren Debütalbum produziert.

„Sie wusste extrem genau, was sie möchte, also für eine 19-Jährige fast erschreckend genau. Sie ist auch mit einer extrem guten Stimme und einem wahnsinnigen Songwriter-Talent gesegnet. Da ist es so, dass man sich dann einfach privat gut versteht, gemeinsam ein bisschen Musik hört, und versucht, genau zu verstehen, wo sie hinmöchte. Dann poliert man eigentlich nur noch, was schon da ist und macht eine gute Aufnahme.“

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