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Signalis

Rose Engine

Frisch und oldschool zugleich

„Signalis“ verbindet Gameplaytradition mit umwerfend selbstbewusster Präsentation und viel Style - eine gelungene Mischung.

Von Rainer Sigl

Mein Raumschiff crasht auf einem eisigen Planeten, unter dessen Oberfläche: ein finsteres Labyrinth aus verlassenen Fabrikhallen, Gängen und Tunnels, in denen mutierte Arbeiter und feindselige Androiden lauern. Ich selbst bin auch ein Android, konkret: eine weibliche Replika-Mechaniker-Einheit.

Was genau ich hier suche und wohin der Weg mich führt, wird im Game „Signalis“ erst nach und nach klar. Zunächst gilt es, das finstere Wrack zu verlassen, in der gleißend hellen Eiswüste draußen wartet der Abstieg in die seltsame Unterwelt. Nach Momenten sparsamer Ambient- und Soundeffekte untermalt klassische Musik den Einstieg in dieses Abenteuer. Schon die starken ersten zehn Minuten dieses atmosphärisch dichten Spiels machen klar: In Sachen Präsentation ist „Signalis“ souverän wie wenige, auch viel größere Spiele.

Survival-Horror wie damals

Das Survival-Horror-Spiel im minimalistischen, aber schicken Low-Poly-Look ist einerseits ein sehr klassischer Vertreter seines Genres: Aus der isometrischen Vogelperspektive erforsche ich die finstere Spielwelt Raum für Raum, bekämpfe Monster und löse einfache Rätsel. Wie es Tradition ist, ist auch der Platz in meinem Inventory eine stark begrenzte Ressource, genau wie Munition oder Heilmittel. Statt die monströsen Gegner zu bekämpfen, sind Ausweichen und Flucht immer wieder vorzuziehen.

„Signalis“, entwickelt von rose engine und vertrieben von Humble Games, ist für Windows, PS4, Xbox und Nintendo Switch erschienen.

Die Hintergrundgeschichte, die von einer totalitären Welt der Apartheid zwischen Androiden und Menschen erzählt und auch ein wenig kosmischen Horror mit sich bringt, wird durch Tagebucheinträge und kurze Cutscenes nach und nach erklärt. In Sachen Gameplay und Erzählkonvention ist hier nichts wirklich neu. Dass das kleine Spiel eines deutschen Zwei-Personen-Studios dennoch absolut frisch und beeindruckend ist, ist seiner Präsentation zu verdanken.

Signalis

Rose Engine

Einzigartige Atmosphäre, souverän inszeniert

„Signalis“ scheut sich nicht, seine SpielerInnen im Unklaren zu lassen, statt auf Jumpscares und Horror setzt es auf Unbehagen und viel Atmosphäre. Die geheimnisvolle, mit Symbolik und Flashbacks aufgeladene Geschichte lässt trotz SF-Thematik Erinnerungen an die Stimmung der „Silent Hill“-Reihe aufkommen.

Wie die spannende Story hier mit einfachen, aber effektvollen Mitteln in Spielgrafik, Cutscenes in Anime-Ästhetik und Typographie präsentiert wird, ist bemerkenswert: Wo andere zu viel erklären oder sich am ewigen Vorbild Film anklammern, traut sich „Signalis“ viel Style und Selbstbewusstsein zu.

Dass das Gameplay selbst dabei wie erwähnt nur solider Genrestandard ist, fällt dann gar nicht so sehr ins Gewicht. Nur manche Oldschool-Konventionen, wie das erwähnte Mini-Inventory, hätten den Ruhestand vielleicht wirklich schon verdient. „Signalis“ ist ein weiterer Beweis, dass sich auch mit kleinem Budget außergewöhnliche Erfahrungen verwirklichen lassen; ein gelungenes Debüt nicht nur für Genre-Fans.

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