Die FM4 Neuvorstellungen der Woche

Diese Woche gibt es neue Musik von Coi Leray, boygenius, The National und Arlo Parks. Stimm’ ab, wer davon nächste Woche am höchsten in die FM4 Charts einsteigen soll!

Von Gerald Hollerer

Coi Leray - „Players“

„Dem Rap heutzutage fehlt die Message!“ Nicht ärgern, du Baggy-Pants-tragendes, New Era Caps verehrendes Hip Hop Urgestein. Es gibt sie noch; die Message im Rap. Im Fall der 25-jährigen Coi Leray aus Boston zumindest als Sample der Oldschool Hymne „The Message“ von Grandmaster Flash & The Furious Five. Die sozialkritischen Texte des 40 Jahre alten Classics weichen in „Players“ aber dem FLINTA* Empowerment: „Five-star bitch, yeah, I taste so delicious. Let him lick the plate, yeah, I make him do the dishes”. In der Hook zeigt Coi Leray, dass sie ein wahnsinnig gutes Gespür für Melodie und Rhythmus hat. Die Lyrics kleben auf der Bassline wie die 20 Kaugummis auf der Unterseite meines Büroschreibtisches. B-Reals Frage „So, you wanna be a Rap Superstar?“ wäre für die amerikanische Musikerin wohl eine rhetorische.

boygenius - „$20“

Phoebe Bridgers, Lucy Dacus & Julien Baker! Nein, ich zähl hier nicht random die besten Indie-Musiker:innen der Welt auf. Die drei haben sich nach ihrer ersten EP vor fünf Jahren nämlich wieder auf ein Packl g’haut und ihre Supergroup „boygenius“ wiederbelebt. Als der Bandname auf dem diesjährigen Coachella Festival Line-Up plötzlich aufgetaucht ist, stieg der Meeresspiegel aufgrund von vergossenen Freudentränen der internationalen Indie-Gemeinde angeblich um einige Zentimeter. (Also vielleicht vor der Veröffentlichung des Albums Ende März noch schnell ein letztes Mal nach Venedig fahren). Um die Wartezeit auf das Album „The Record“ ein bisschen zu verkürzen, gibt es vorab gleich drei Singles. In „$20“ bitten boygenius ohne Geld, Benzin und Zeit schreiend um eine kleine Spende. Ein Song der sowohl Leichtigkeit als auch Unbehagen auslöst. Ob die drei schon mal von My Ugly Clementine gehört haben? Könnte definitiv auch aus der Feder der österreichischen Supergroup stammen. Wie dem auch sei – ein großartiger Track!

The National „Tropic Morning News“

The National waren kurz vor dem Aus. Leadsänger Matt Berninger hat kürzlich eine sehr dunkle Phase durchlebt. Eine Phase, in der ihm weder Texte noch Melodien einfallen sollten. Zum Glück konnte der amerikanische Musiker seine Depression überwinden und gemeinsam mit seinen Bandkollegen eine neue Ära der Band einläuten. Die erste Single „Tropic Morning News“ aus dem neunten Studioalbum „First Two Pages of Frankenstein“, das am 28. April veröffentlicht wird, wurde zum Teil live in Hamburg auf dem Stadtpark Open Air aufgenommen. Der Titel stammt von Berningers Frau Carin Besser und beschreibt die routinemäßige Praxis des Doomscrollings. „Tropic Morning News“ beschreibt, wie schwer es sein kann mit jemandem in Kontakt zu treten, wenn der Lärm der Welt die Möglichkeit eines Gespräches ständig übertönt.

Arlo Parks „Weightless“

Auf den 12 Songs des für 26. Mai angekündigten zweiten Albums mit dem Titel „My Soft Machine“ verarbeitet Arlo Parks die letzten Jahre ihres Lebens. Dabei spannt die britische Musikerin einen breiten Themenbogen: Angst, Selbstsabotage, die große Liebe und die damit verbundene erste richtige Trennung, Drogenmissbrauch von engen Freund:innen, der Umgang mit einer posttraumatischen Belastungsstörung und dem Wissen in diesem einen Körper gefangen zu sein. Das hört sich im ersten Moment nach sehr schwerer Kost an, aber Arlo Parks schafft es, diese Schwere und den Schmerz mit musikalischer Schwerelosigkeit bzw. Leichtigkeit zu kombinieren. Wie passend, dass die erste Single den Titel „Weightless“ trägt. Der Text des Songs handelt von der quälenden Erfahrung, sich innig um jemanden zu kümmern, aber nichts zurückzubekommen. “It’s about suddenly realising that a person has dulled your edges and embarking on the slow journey back to being a brighter version of yourself.”