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Eine letzte Fahrradtour vor dem Ende der Welt

Wir schwingen uns aufs Fahrrad und durchqueren eine Welt kurz vor ihrem Untergang. Dabei wollen wir alles noch einmal dokumentieren, bevor es für immer verschwindet. „SEASON: A letter to the future“ ist ein grafisch wunderschönes Computerspiel, mit einer Message vielleicht ein bisschen too close to home.

Von Diana Köhler

In vielen Computerspielen geht’s um das Ende der Welt. Die Apokalypse naht immer irgendwo, entweder durch Zombies, oder ein Virus oder beides und dann explodiert noch die Atombombe. Was ist dann zu tun? Überleben, kämpfen, Zombies die Köpfe einschießen. Natürlich. Ganz anders ist das im neuen Game SEASON – A Letter to the Future. Da naht zwar die Apokalypse, aber bekämpfen müssen wir niemanden. Ganz im Gegenteil, wir fahren lieber Fahrrad.

„Who are you?“

Estelle, eine Schwarze, junge Frau, ist unsere Heldin im Game. Wir treffen sie kurz bevor sie ihr Dorf „Caro“ verlässt, um eine Welt zu erkunden, die vor dem Untergang steht. Die Zeitrechnung dieser Welt ist in „Jahreszeiten“ eingeteilt. Nach jeder Jahreszeit wird alles ausgelöscht. Generationen, die nachkommen, wissen nichts von der Vergangenheit. Estelle will das ändern und beschließt deswegen, ihre Welt, ihre Jahreszeit zu dokumentieren und ein Tagebuch zu hinterlassen. Darin schreibt sie:

Entwickelt wurde SEASON vom “Scavengers Studio” aus Montreal in Kanada. Spielen könnt ihr es auf dem PC und Playstation 4 und 5.

“Who are you? I don’t know, but I am writing to you anyway. Where are you? How far in the future? Where did you find my journal? I may never know. I come from a little village in the mountains, no one has left here from before I was born. But our lives changed overnight, when just a few days ago my best best friend had a prophetic dream. A vision that the elders said was a sign that this season is going to end soon. The world is about to enter a new era.”

Screenshot Game: Schwarzer Mann und Schwarze Frau sitzen in der Natur und schauen in die Ferne

Scavengers Studio

Langsames Erzähltempo, athmosphärische Welt

Ausgerüstet mit Mikrofon, Polaroidkamera und einem magischen Schutzamulett ziehen wir mit Estelle los. Aus third-person-Perspektive folgen wir ihr teils zu Fuß, teils auf ihrem blauen Fahrrad. Dabei begegnen wir den verschiedensten Charakteren, hören zu und dokumentieren ihre Geschichten, radeln durch weite Landschaften, Wälder und Berge. Unterlegt ist alles mit Estelles Gedanken und Tagebucheinträgen, erzählt mit einer sanften Stimme:

“Last evening was a goodbye-party for me here at the plaza. Everyone was so afraid for me. But to understand everyone’s fear, you have to know the man standing here in the form of a statue, watching over the plaza: Dr. Fumio.”

Der Mysteriöse Dr. Fumio, eine Schlafkrankheit, die Leute anscheinend aus dem Nichts befällt und die große Angst vor dem Untergang. Zusammen mit ein paar magischen Elementen, schafft das eine leicht gruselige, aber schöne Stimmung. Die atmosphärische Musik und lichtdurchflutete Szenerie ziehen in die Geschichte hinein, auch wenn es, außer zu entdecken, nicht viel zu tun gibt.

Screenshot Game: Frau geht über Platz, man sieht sie von hinten

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Musik wird in SEASON sehr wenig und wenn, dann gezielt eingesetzt. Meist hören wir nur Naturgeräusche und das Klackern unseres Fahrrads. Beim Spiel geht es nicht nur darum, genau hinzuschauen, sondern auch hinzuhören. Mal finden wir eine alte Kassette, Vögel zwitschern oder irgendwo läutet ein Telefon. Viele Details, die wir brauchen, um die Story nach und nach freizuschalten.

Einflüsse aus Japan

Der Zeichenstil des Spiels erinnert an eine Mischung aus japanischer Holzschnittkunst und realistischen Farbfotografien. Die Macher*innen der Welt in SEASON nennen ihren Stil „Stylized Realism“, also eine Mischung aus Illustration und Realismus. Dabei sind die Welten zwar sehr detailliert, dadurch, dass aber Licht und Schatten so gut eingesetzt werden, bleiben die Bilder trotzdem angenehm simpel. Die Lichtverhältnisse schaffen dabei eine traumhafte Atmosphäre.

Die Welt in SEASON kommt einem bekannt vor, ist aber doch irgendwie fremd. Ein Ort, an dem man leben könnte, es aber nicht tut. Wie ein Ferienhaus am Land, in das man immer wieder gerne zurückkehrt.

SEASON ist ein Third person exploration game, mit ausgereiften Charakteren und viel Liebe zum Detail. Ein bisschen fühlt es sich an, wie ein Graphic Novel zum Mitmachen. Wer sich auf die langsame Erzählweise einlassen kann, nicht viel Action braucht und einen guten Artstyle schätzt, wird mit dem Spiel viel Spaß haben. Trotzdem bleibt nach Ende des Spiels ein mulmiges Gefühl: Die Story einer Welt vor dem Untergang ist dann doch ein bisschen too close to home.

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