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Mensch angekettet in Waschraum

Saw

„Saw“: Wie alles vor 20 Jahren mit einem Kurzfilm begann

Die „Saw“-Reihe ist eines der erfolgreichsten Horrorfilm-Franchises der letzten 20 Jahre und hat sogar ein eigenes Subgenre begründet. Begonnen hat alles mit einem australischen Kurzfilm von James Wan, der mittlerweile zu einem der begehrtesten Horrorfilm-Produzenten zählt.

Von Jan Hestmann

Der Fotograf Adam und der Arzt Lawrence wachen in einem heruntergekommenen Waschraum auf. Beide sind festgekettet und wissen nicht, wie sie hierher gekommen sind. Zwischen ihnen liegt regungslos ein Mann. Zwei kleine Sägen, die die beiden Gefangenen bald finden werden, sollen noch eine Rolle spielen.

So beginnt „Saw“, ein Horrorfilm aus dem Jahr 2004 von James Wan, der gemeinsam mit Leigh Whannell dafür das Drehbuch geschrieben hat. Es ist der Anfang einer mittlerweile neunteiligen Reihe, ein Riesenerfolg, der einer ganzen Generation an Horrorfans Gesprächsstoff und Albträume bescheren wird. Allein der erste „Saw“-Film spielt weltweit über 100 Millionen US-Dollar ein. Und das bei verhältnismäßig niedrigem Produktionsaufwand - der Film wurde in nur achtzehn Tagen gedreht.

Puppe aus dem Film"Saw"

Lionsgate

Begründer des modernen Torture Porn Genres

Was „Saw“ Anfang der Nullerjahre gelingt, ist ein eigenes Subgenre des Horrorfilms zu etablieren. Überall ist nun die Rede von sogenannten Torture Porn-Filmen. Diese zeichnen sich durch explizite Gewaltdarstellungen, Folter und Verstümmelungsszenen aus. Auf „Saw“ folgen 2005 „Hostel“ von Eli Roth, das ebenfalls zum Franchise wird - wenn auch mit wesentlich weniger Fortsetzungen als die „Saw“-Reihe - sowie viele weitere Filme, die der Genrebezeichnung gerecht werden. Besonders perfide agierende Antagonisten wie etwa Jigsaw aus „Saw“ werden hier mit einer Allmacht ausgestattet, die ihre hilflosen Opfer zu spüren bekommen müssen.

Natürlich hat es auch schon lange vor dem Torture-Porn-Hype der Nullerjahre Filme mit expliziter Gewaltdarstellung und Folterszenen gegeben. Neu ist, dass das Subgenre den Schritt in den Mainstream schafft und dementsprechend immer höhere Produktionsbudgets zur Verfügung gestellt bekommt. Und das wiederum erweitert die bisherigen Grenzen der Darstellbarkeit in den Filmen. Das Magazin Variety bezeichnet das Genre als „eine der unerwartetsten Erfolgsgeschichten des Jahrzehnts“. James Wan hat sie ins Rollen gebracht.

Am Anfang steht ein Kurzfilm

Aber wie kam es eigentlich zu dem ersten „Saw“-Film, der 2004 für große Aufregung in den Lichtspielhäusern weltweit sorgte? Bereits ein Jahr zuvor veröffentlichte der australische Regisseur und Drehbuchautor James Wan einen Kurzfilm, den er gemeinsam mit Leigh Whannell geschrieben hat. Kurzfilme bieten jungen Filmemacher:innen die Möglichkeit, mit wenig Budget ihre Idee zu verwirklichen und damit am Filmmarkt auf sich aufmerksam zu machen. Das dachte sich auch James Wan und produzierte einen knapp 10-minütigen Film mit dem Titel „Saw“. In der Hauptrolle besetzte er Autorenkollegen Leigh Whannell, der uns später im Spielfilm „Saw“ als Fotograf Adam im Waschraum wieder begegnet.

Mann mit Metallgerät am Kopf

Saw 0.5/Youtube

„Saw“, ein Kurzfilm von James Wan aus dem Jahr 2003

Im Zentrum des Kurzfilms steht David (Leigh Whannell), der in einem Verhörzimmer einem Polizisten schildert, was ihm passiert ist. Die furchtbare Geschichte erleben wir folglich in Rückblicken. Wie David niedergeschlagen wird, in einem dunklen Raum aufwacht, mit angsteinflößender Applikation am Kopf. Auf einem Fernseher neben ihm flackert ein Bild auf und wir erkennen die charakteristische Puppe, die uns auch durch die kommende „Saw“-Reihe begleiten wird und längst Kultobjekt und ausgetragenes Halloween-Kostüm ist. Über sie kommuniziert der Serienmörder Jigsaw mit seinen Opfern. Er erklärt David das Gerät auf seinem Kopf, eine Art umgedrehte Bärenfalle, wie er sagt, und informiert ihn über den Zellengefährten, in dessen Bauch sich ein Schlüssel und damit Davids einzige Rettung befindet.

Es ist faszinierend zu sehen, wieviel vom Kurzfilm, der retrospektiv auch als „Saw 0.5“ bekannt wurde, mehr oder weniger eins zu eins in die Langfilmadaption und dessen Fortsetzungen geflossen ist, nicht nur inhaltlich, auch optisch. Das geht von der tödlichen Gerätschaft auf Davids Kopf über das Design von Jigsaws Puppe bis hin zur Schriftart des eingeblendeten Filmtitels. Für den ersten „Saw“-Spielfilm führte James Wan noch selbst Regie. Für sämtliche folgende Teile war er dann als Produzent tätig.

Vom Kurzfilmregisseur zum begehrten Horrorfilmemacher

James Wan, der mit den „Saw“-Filmen berühmt geworden ist, ist aber auch abseits dieses Franchises im Horrorfilmsektor seither sehr aktiv und begehrt. 2010 führte er Regie für den Haunted House-Schocker „Insidious“, die erste Zusammenarbeit mit Produzenten Jason Blum und Blumhouse Productions, das Drehbuch dafür schrieb wieder Kollege Leigh Whannell.

Es folgte „Conjuring“, der nächste Auftakt für ein sehr erfolgreiches Horror-Franchise, zu dem auch Filme wie „Annabelle“ oder „The Nun“ zählen. Zuletzt hatte Wan wieder bei einem enormen Publikumserfolg seine Finger im Spiel, nämlich als Co-Produzent des Films „M3GAN“. Der Film über eine auf KI basierten Puppe, die außer Kontrolle gerät, kam Anfang letzten Jahres in unsere Kinos und sorgte auch auf Social Media für großes Aufsehen.

Für heuer ist außerdem bereits der 10. Teil der „Saw“-Saga angekündigt, „Saw X“. James Wan ist als ausführender Produzent beteiligt.

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