FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Pride Parade

Boris Štromar/Pixabay

Auf Laut

Coming-out: Wie einfach oder schwierig ist es?

Coming-out ist heutzutage für manche queere Personen in Österreich gar kein Thema mehr, für viele ist es nach wie vor eine Herausforderung. Zu behaupten, dass Coming-outs gar nicht mehr notwendig sind, leugnet die unzähligen negativen Reaktionen, denen LGBTQIA+-Menschen auch im Jahr 2023 oft noch ausgesetzt sind. Doch wie gehen wir alle am besten mit Coming-outs um, sodass sie bald tatsächlich kein Thema mehr sein werden?

Von Alina Schaller

In der Großstadt oder im Dorf – auch 2023 braucht es für ein Coming-out oft noch viel Mut. Offen queere Promis als Vorbilder, Coming-out-Reels auf TikTok und breit verfügbare Information zu LGBTQIA+-Themen scheinen es heutzutage zwar einfacher zu machen, über die eigene sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität abseits von Hetero- oder Cis-Normen zu sprechen. Die eigenen sehr persönlichen Informationen mit der Familie, in der Schule oder am Arbeitsplatz zu teilen, kann dennoch innere Konflikte, Widersprüche und Ängste auslösen.

Psychotherapeut*in Miriam Trilety

triletydesign

Mag.* Miriam Trilety ist zertifizierte Psychotherapeut*in, hat eine eigene Praxis, einen Arbeitsschwerpunkt auf LGBTQIA+-Personen und ist außerdem spezialisiert auf verschiedene Beziehungsrealitäten und Sexualitäten. Der Fokus auf queere Lebenssituationen kommt aus einem persönlichen Interesse, weil Miriam selbst Teil der queeren Community ist. Miriam begleitet nicht nur queere Personen bei ihrem Coming-out, sondern betreut auch trans Personen bei ihrer Transition. Mehr Infos hier!

Psychotherapeut*in Miriam Trilety kennt die Herausforderungen, mit denen queere Personen tagtäglich konfrontiert sind, aus erster Hand, angefangen bei Mikroaggression. Studien haben erwiesen, dass queere Personen deutlich öfter an stressbedingten Krankheiten leiden als Personen, die der Heteronormativität entsprechen: Zu solchen Krankheiten zählen etwa Depressionen, Angststörungen, Selbstverletzungstendenzen und Suizidalität. Ein Grund dafür seien Diskriminierungserfahrungen im Alltag - wie Mobbing - und emotionale wie körperliche Gewalt. Der Fokus in Triletys Praxis liegt deswegen auf Menschen aus der LGBTQIA+-Community, wie auf der Webseite zu lesen ist.

Wir haben die Psychotherapeut*in gefragt, was dir das Coming-out erleichtern kann:

  • Suche Kontakt zu anderen Personen aus der Queer-Community, die ähnliche Erfahrungen wie du haben!
  • Sprich mit einer Vertrauensperson, du bist nicht allein!
  • Go fishing: Das bedeutet, dass du mit Fragen abtasten kannst, was dein Umfeld für Gedanken über queere Personen, LGBTQ+-Themen oder die Pride hat!
  • Gib dir Zeit, um zu überlegen, wie du dein Coming-out angehen möchtest: Wo, wann, willst du jemanden dabei haben, wieviel möchtest du erzählen?
  • Beobachte, wie es dir geht! Bist du stabil genug, um mit möglichen Konsequenzen umzugehen, falls dein Umfeld dein Coming-out nicht gut verarbeitet?
  • Habe ich ein stabilisierendes Netzwerk, was mich im Fall der Fälle auffangen würde?
  • Der indirekte Weg ist manchmal leichter: Schreib einen Brief oder schenke ein Buch zu dem Thema her mit einer Widmung!
  • Überfordere dich nicht, die Zeit läuft für dich!
  • In manchen Fällen kann ein Coming-out gefährlich sein! Pass auf, dass du in Sicherheit bist, und suche dir andere Räume, in denen ein Coming-out möglich ist!

Ratschläge für Angehörige, Freund*innen und Allies:

LGBTQIA+

Anna Shvets/Pexels

  • Spare dir homophobe oder transfeindliche Witze!
  • Verzichte auf Fragen, wie: „Hast du schon einen Freund?“ oder „Ist das deine Freundin?“
  • Zivilcourage!
  • Informier dich mithilfe von Beratungsstellen oder Büchern. Es gibt queere Influencer*innen, denen du folgen kannst.
  • Erlaube dir, dass du überwältigt, verunsichert oder überrascht bist. Oft geht es deinem Gegenüber genauso!
  • Stell deinem Gegenüber respektvolle Fragen, so kannst du dein Interesse zeigen. Wenn es dir unangenehm wäre, eine gewisse Frage zu beantworten, ist das für dein Gegenüber wahrscheinlich genauso.
  • Weise deine Freund*innen, deine Familie darauf hin, wenn sie verletzende, queerfeindliche Kommentare von sich geben. Alle tragen die Verantwortung, einen Safe Space für queere Personen zu schaffen!

Im Zuge des Pride Month auf FM4 spricht Claudia Unterweger über persönliche Coming-out-Erfahrungen mit FM4 Hörer*innen und Studiogästen: Trans Aktivistin und Model Steffi Stankovic, trans Musiker und Comedian Kian (PCCC Vienna’s First Queer Comedy Club) und die queere Journalistin Alexandra Stanic teilen ihre Erfahrungen in FM4 Auf Laut.

Die Sendung FM4 Auf Laut gibt es immer dienstags von 21 bis 22 Uhr. Anrufen und mitreden kannst du unter 0800 226 996. Hören kannst du FM4 Auf Laut auch als Podcast und im FM4 Player.

Wer Hilfe sucht oder sich mit der LGBTQIA+-Community vernetzen möchte, findet in Österreich folgende Angebote:

Bei einem Notfall ruf die Rettung 144 oder die Telefonseelsorge 142.

Aktuell: