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The Last Dinner Party

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Der Song zum Sonntag: The Last Dinner Party - Sinner

Die Londoner Newcomer The Last Dinner Party haben erst wenige Tracks veröffentlicht, einen Hype gibt es um die Band trotzdem schon. Ihre neue Single „Sinner“ ist ein weiterer Grund dafür.

Von Michaela Pichler

Stell dir vor, du spazierst zu deiner Schnupperwoche an der Uni, es ist Anfang Herbst und du bist neu in der Stadt. Du kennst niemanden, durch Zufall triffst du aber auf vier ziemlich coole junge Frauen, mit denen du um die Häuser ziehst und dir Nacht für Nacht Punk-Shows in Kellerlokalen ansiehst. Zu fünft macht ihr dann das einzig richtige: Ihr gründet auf Anhieb eine Band! So ähnlich klingt die Kennen-und-Lieben-Gelernt-Geschichte von The Last Dinner Party. In Großbritannien und London sind sie heuer der neueste Rising-Star am Indie-Himmel, vor wenigen Wochen haben sie sogar beim Glastonbury gespielt - ein Kindheitstraum, der für die Musikerinnen damit gefühlt ziemlich schnell in Erfüllung ging. Denn so viel haben The Last Dinner Party noch gar nicht Preis gegeben.

Angefangen hat alles mit einer Einladung: „Willkommen, nehmen Sie Platz bei der letzten Dinner Party, das Festmahl ist angerichtet!“ Diese Zeilen hat The Last Dinner Party vor wenigen Wochen ins Internet geschrieben, als ihre allererste Single „Nothing Matters“ im April erschienen ist. Nun legt das britische Quintett nach, und so viel sei gesagt: es geht ohne Umschweife direkt ans Fleisch.

“Sinner” heißt die zweite Single, auf der the Last Dinner Party sich in biblischer Manier dem Thema der Lust widmen. Immerhin taugt der Bandname allein schon als Anspielung aufs letzte Abendmahl, die Testamente sind damit aber noch lange nicht ausgeschöpft. Als eine der sieben Todsünden ist die Wollust vor allem in der katholischen Kirche verschrien, sie eignet sich also gerade deshalb seit der Geburtsstunde von Popmusik perfekt als ideales Song-Motiv. Bei The Last Dinner Party liegt die Unschuld in der Vergangenheit, es wird gekniet und gebetet. Das hilft aber alles nichts, am Ende gibt sich das lyrische Ich dann doch der Versuchung hin: „Back in the city / Cold eyes and lips of dust / So turn and face me / Turn to the altar of lust

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Laut der Gitarristin Lizzie Mayland, die den Song geschrieben hat, geht es in „Sinner“ vor allem um Selbstakzeptanz. Aufgewachsen ist sie in einem kleinen britischen Örtchen, in dem Engstirnigkeit und Vorurteile auf der Tagesordnung stehen. London als neue Wahlheimat hat für die Songwriterin als Tor zur Selbstverwirklichung funktioniert, ein Ort, an dem ein Ausleben der eigenen Sexualität endlich möglich war. Welcher Befreiungsschlag es sein kann, sich der eigenen Lust hinzugeben, ganz ohne Scham, das hört man The Last Dinner Party auch im Sound an, denn der ist eine Einladung für ein bisschen mehr Drama im Indie-Rock. Eine gut abgeschmeckte Mischung aus Baroque-Pop und Post-Punk-Twist.

The Last Dinner Party sind in erster Linie als Live-Band gewachsen und haben ihre unreleasten ersten Songs vor ihrem wechselnden Publikum ausgiebig getestet, bevor sie dann mit ihnen ins Studio gegangen sind. So auch beim neuen Track „Sinner“. Ein Song, der als Zeitkapsel funktioniert und die Bühnen-Energie der fünf Musikerinnen und die darin verankerte Theatralik drei Minute einfängt.

Live erwischt man The Last Dinner Party heuer eventuell bei einem der vielen europäischen Festivals – wie am Way Out West in Göteborg. Im Herbst spielt die Newcomer-Band dann ihre erste UK-Headliner Tour und im Dezember 2023 kommen sie sogar nach Österreich, als Support von Hozier in der Wiener Stadthalle.

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