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Helene Fischer in der Wiener Stadthalle

APA/EVA MANHART

verena bogner

Helene Fischer: Gerechtigkeit für die deutsche Pop-Königin!

Ein Helene-Fischer-Konzert kann locker mit den Shows internationaler Popstars mithalten. Und es ist Zeit, dass das endlich alle verstehen. Eine Wutrede.

Eine Kolumne von Verena Bogner

„Du bist ein Phänomen“: Das, was Helene – oder eher: Helegend – Fischer da immer wieder in einem ihrer großen Hits singt, trifft auch auf sie selbst zu. Und das ist eine Wahrheit, mit der wir uns alle gemeinsam ein für alle Mal abfinden sollten. Wir haben uns hier feierlich versammelt, um es gemeinsam zu sagen: Helene Fischer ist unhatebar!

Aber von vorne: Eher unverhofft bin ich auf dem ersten von fünf Stadthallen-Konzerten von Helene Fischer gelandet. Banger wie „Atemlos“ oder „Herzbeben“ kennt man natürlich, ob aus der „Helene Fischer Show“ oder dem CD-Player von Tante Heidi. Und dass Helene für ihre aufwendigen und spektakulären Shows bekannt ist, weiß mittlerweile selbst der größte Kultursnob, der natürlich niemals unironisch oder gar freiwillig so etwas wie Helene Fischer hören würde (schade für euch, aber immerhin ist jeder seines eigenen Glückes Schmied:in, nicht?).

Ich wusste das alles. Aber ich ahnte nicht, wie gut das alles tatsächlich werden würde und dass ich die Stadthalle als Fan verlassen würde. Drei Stunden Show, Dancebreaks, die man sonst nur aus Musikvideos kennt, Akrobat:innen, die durch die Luft wirbeln, mehrere Outfitwechsel und Standortwechsel innerhalb der Stadthalle, inklusive „Atemlos“-Performance an einem Roboterarm, der an Beyoncés Renaissance-Tour erinnert: Das, was sich auf einem Helene-Fischer-Konzert abspielt, hat nichts mit den Klischees zu tun, die in den Köpfen aufpoppen, wenn man an „deutschen Schlager“ denkt. Hier wird nicht müde geschunkelt. Hier wird zu einer Pop-Show auf höchstem internationalen Niveau abgefeiert.

Etwas anderes zu behaupten, wäre respektlos. Stellt man sich vor, dass Helene Fischer auf Englisch singen würde, ihre Show würde sich wie selbstverständlich neben Dua Lipa oder Pink einreihen. Was die noch dazu sehr sympathische Helene Fischer während dieser körperlich sehr anstrengenden Show übrigens in Sachen Vocals abliefert, verdient außerdem eine eigene Erwähnung. Diese Frau kann alles.

Helene Fischer in der Wiener Stadthalle

APA/EVA MANHART

Helegend hat euren Kultursnobismus nicht verdient

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum ihr am Tag nach ihrer ersten Show so manche Kulturkritiker (un-gegendert, da der Kulturjournalismus immer noch eine ziemlich männlich dominierte Szene ist) und Forums-User:innen den Respekt verweigern, den sie verdient hat. Vielleicht ist einer der Gründe auch, dass ebendiese Branche es zum Merkmal von gutem Geschmack auserkoren hat, alles zu haten, was Mainstream ist. Und dann auch noch vermeintliche Schlager-Musik? Haltet die Druckerpressen an, wir haben einen Notfall! Jemand muss etwas unternehmen, um den Menschen zu sagen, dass sie doch nur konsumgeile Schafe ohne Musikgeschmack sind, die noch nicht wissen, dass die Stones und Bob Dylan (oder wahlweise irgendein anderer Mann) die viel bessere, echtere und relevantere Musik machen!

Im „Standard“ heißt es, dass die Show von Helene Fischer „Malen nach Zahlen“ und eine „Marketingshow“ sei, die sie in einem „Outfit aus dem Sexshop inklusive Suspensorium in Latex und überhaupt kinky Diskonter-Wäsche“ eröffnet habe. Zu letzterer Bemerkung ist ein einordnender Kommentar wohl ohnehin überflüssig. Und Marketing deswegen, weil in einer Konzertpause Merch beworben wurde und ein Lidl-Spot auf den Monitoren zu sehen war, in dem Helene für den Discounter wirbt. Schlimm. Bemerkenswert ist, dass das Konsum-Hysterie-Argument in Popkultur-Debatten dann besonders gerne ausgepackt wird, wenn weibliche Popstars Kohle machen – sei es mit Merch, Kooperationen oder hochpreisigen Konzerttickets.

„Es ist erlaubt, was gefällt“, heißt es da außerdem – wohl als Kritik an Lyrics und Aufmachung der Songs gemeint. Und Helene Fischer schaffe es dank unzähliger Co-Writer, Songs zu präsentieren, bei denen sich „jede:r wohlfühlt“. Ernstgemeinte Frage: Seit wann ist das etwas Schlechtes, ein Konzert, bei dem sich jede:r wohlfühlt, wo Songs über die Liebe mitgesungen werden und man sich im Anschluss noch ein Shirt am Merch-Stand kauft, weil’s so schön war? Bei Helene Fischer ist alles erlaubt, was gefällt. Und das ist auch gut so.

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