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Marika Hackman

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Der Song zum Sonntag: Marika Hackman - No Caffeine

Kein Kaffee und lieber nach draußen gehen, heißt es im neuen Lied von Marika Hackman aus Hampshire. Eine als Song getarnte Aufzählung von Empfehlungen an sich selbst.

Von Christoph Sepin

Hundert Ratschläge in einem Lied, wie man möglichst wenig fühlt. Oder sich zumindest von den Gefühlen ablenkt. „Occupy your mind“, singt Marika Hackman und erklärt, wie man das am besten macht. Rausgehen aus dem Haus, Freund:innen treffen, niemals aufs Telefon schauen und wenn man doch einmal schreien muss, dann höchstens in ein Papiersackerl. „Scream into a bag, try to turn your brain off, make a herbal tea, don’t throw up“.

Als Liste von Dingen, die man tun kann, um eine Panikattacke zu vermeiden, dient „No Caffeine“. Versuch zu schlafen und nimm dir einen Tag von der Arbeit frei. „Stay away from fun, pretend like you don’t care.“ Mach nichts, das zu viel Spaß macht und tu so, als ob dir alles egal sei. Coolness als Selbstschutz, geht auch irgendwie.

Das sind kleine Anfänge und erste Schritte zur verschrienen Selbstoptimierung, manchmal geht eben zuerst nicht mehr. Der erste Vorsatz, einmal keinen Kaffee zu trinken, ist aus der Routine kommend sowieso schon schwer genug. Und so geht’s dann auch weiter: „Take a day off work, call your mum, have a glass of wine, stay away from fun.“ Eine lange Liste mit Kugelschreiber aufs Papier gezittert, stolz auf jedes kleine Häkchen für erledigte Aufgaben.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Es ist nicht einfach, als Musiker:in konsistent gut zu bleiben. Das nächste Album könnte schon fertig sein, stattdessen gab es vor drei Jahren eine Platte mit Coversongs. Beschäftigungstherapie in Lockdownzeiten und einfach was zu tun. Jetzt der Schritt nach Draußen („Don’t stay home“). Neue Anfänge, neue Ideen, neue Versuche, neue Lieder und Refokussierung. Eine als Song getarnte Aufzählung von Empfehlungen an sich selbst ist dafür ideal.

„Because you got me good and I feel so stupid“, singt Marika Hackman und meint das nicht in Richtung anderer Mensch, sondern als Gefühlszustand. „‚No Caffeine‘ is a list of what to do to avoid having a panic attack and looking at my anxiety as an abusive partner“, sagt sie. Jede Abwärtsspirale beginnt mit einer kleinen Drehung - hier die versuchte Gegenbewegung. Ein Ruck zurück bevor es zu spät ist. Und alles, in dem man sich wiederfinden kann, in einem Song über die Ablenkungen der Welt.

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