Die FM4 Neuvorstellungen der Woche

Diese Woche haben wir für euch neue Musik aus Österreich von Uche Yara, 5K HD, Bibiza & Bon Jour. Stimmt ab, wer nächste Woche am höchsten in die FM4 Charts einsteigen soll!

Von Gerald Hollerer

Uche Yara - „Sophie“

Uche Yara ist eine großartige Songwriterin. Vielleicht ein mutiges Statement, wenn man bedenkt, dass die österreichische Musikerin bisher noch keine Handvoll Songs veröffentlicht hat. Wer „Tango“, „www she hot“ (kürzlich Nr. 1 der FM4 Charts) und die aktuelle Single „Sophie“ aber bereits mehrfach gehört hat, wird ohne Widerrede beipflichten.

Uche Yaras unkonventioneller, aber dennoch vertrauter Sound steht für sich. Kein Fast Food, sondern ein Sterne-Menü aus Yaras musikalischer Fusion Küche. Die simple aber dennoch treibende Bassline von „Sophie“ lässt der 20-jährigen genug kreativen Spielraum, dieses einfache Pattern mit der komplexen Rhythmik ihres Gesangs aufzubrechen. Ganz so als wäre ihre Stimme ein weiteres perkussives Element. Auch wenn dem Song eine gewisse Schwere und Bedrohlichkeit nicht abzusprechen ist, klingt er dennoch verletzlich bzw. empathisch und spiegelt das Leben der hier besungenen „Sophie“ wider. Ein einst glückliches Leben, das durch subtile Manipulation, Gaslighting und Gewalt innerhalb einer Beziehung zu kippen droht. Ein trauriges Sinnbild für die Lebensrealität vieler FLNTA* Personen.

5K HD - „Off And On“

Nicht nur Uche Yara nutzt ihre Stimme gern als ein zusätzliches Rhythmus-Instrument, auch Komponistin und Sängerin Mira Lu Kovacs ist es wichtig, ihre schönen Gesangsmelodien durch spezielle Phrasierungen zu einem perkussiven Element werden zu lassen. So auch auf der neuen 5K HD Single „Off And On“. Ein Song, der nur so strotzt vor musikalischen Ideen und sich als Schnittstelle zwischen elektronischen Klanglandschaften, Popmusik und Jazz versteht.

5K HD sind absolute Sound-Design-Meister:innen und erzeugen durch die Zweck-Entfremdung ihrer Instrumente bisher ungehörte Klänge. So hat beispielsweise Bassist Manu Mayr für „Off And On“ einen Synthesizer umprogrammiert und umgestimmt, um ihm eine ungewöhnliche Abfolge an Tönen zu entlocken. Und Trompeter Martin Eberle verwandelt seine Trompete in ein Schiffshorn. Inhaltlich beschäftigt sich „Off And On“ laut Mira Lu Kovacs um eine „zwischenmenschliche Verhandlung über den Umstand, dass man sich nicht einfach Aus- und Einschalten kann.“ Gefühle sind da, um ehrlich geäußert werden zu dürfen.

Bibiza - „Casanova“

Während derzeit viele seiner Deutsch Rap Kolleg:innen dem Gabber- und Happy Hardcore Sound der 90er Jahre zu einem Revival verhelfen, bleibt Bibiza seiner Linie treu und ist damit eine feste Größe in diesem Einheitsbrei. Der Wiener Musiker hat es nicht nötig sich an die deutsche Szene anzupassen, umso mehr liebt ihn das Publikum für seine Authentizität.

Bibiza gelingt es einer jungen Hörerschaft die Elisabeth Spira Alltagsgeschichten-Ästhetik näher zu bringen und ein nostalgisches Bild von einem ebenso lebensfrohen und bunten, als auch kaputten und grauen Wien zu zeichnen. „Was ist schon ein schönes Leben? Anspeibn und weiterziehn.“ „Casanova“ ist eine autobiografische Feierhymne, in der die Grenze zwischen Held und Anti-Held verschwimmen zu scheint. Gewidmet ist der Song Bibizas verstorbener Oma, die vermutlich auch auf dem Cover abgebildet ist. Eine echte Rock’n’Rollerin - genauso wie ihr Enkel.

Bon Jour - „I Am Out“

Bis vor Kurzem war noch unklar, wer tatsächlich hinter dem Projekt Bon Jour steckt. Schließlich hatten sich die Bandmitglieder auf Social Media und in Interviews als digitale Band inszeniert und sich hinter ihren Avataren versteckt. Nur, wer Bon Jour schon mal live auf der Bühne erleben durfte, wusste, dass hier nicht nur eine KI am Werk ist, sondern großartige Musiker:innen.

Mit der Veröffentlichung ihrer letzten Single „Timebomb“ wurde nun das Geheimnis um ihre Identität endgültig gelüftet. Ab diesem Zeitpunkt war auch niemand mehr verwundert über das Hitfeuerwerk, das Bon Jour in ihrer noch jungen Bandgeschichte bereits abgefeuert hatten. Denn hier hat sich das Who-Is-Who der österreichischen Musikszene zu einer Supergroup formiert: Mario & Giovanna Fartacek (Mynth bzw. Berglind), Dodo Muhrer (The Makemakes), Leo-C. Scheichenost (Olympique/HFAStudio), Omar Abdalla (Siamese Elephants), Julian Pieber (Good Wilson, Paul Plut) und die Singer-Songwriterin Amelie Tobien. Ihr gestern (10.11.23) veröffentlichter Song „I Am Out“ handelt von der Komplexität des Lebens, die uns gern verloren fühlen lässt. Auf der Suche nach Verbindung und Erkenntnis die Lösung aber oft näher liegt als wir denken. Musikalisch machen Bon Jour hier den Glass Animals und Tame Impala wieder einmal Konkurrenz. Das Debütalbum „Chapter 1 – The Growth“ erscheint am 24.11.2023.