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Stine Pilgaard Lieder aller Lebenslagen

Alexander Banck-Petersen

Mit Humor die Welt anschauen: Die Autorin Stine Pilgaard

Wir Menschen sind doch wirklich ein lustiger Haufen, befindet Stine Pilgaard. Besonders dann, wenn Kommunikationen in Schieflagen geraten. Mit einer Liebe zum Moment und für ihre Protagonist:innen fängt sie Skurrilitäten und Schönheiten des Alltags ein.

Von Martina Bauer

In ihrer Heimat Dänemark ist die 1984 geborene Autorin Stine Pilgaard eigentlich schon seit ihren Anfängen ein bekannter Name. Gelobt von der Kritik, beliebt beim Publikum, preisgekrönt. Bereits 2012 hat sie ihr Debüt vorlegt.

Bei uns ist Pilgaard allerdings immer noch eine Art Neuentdeckung. Denn die Übersetzungen ins Deutsche haben etwas auf sich warten lassen. Genauer gesagt bis letztes Jahr, als zunächst ihr drittes, dann ihr erstes Buch auch hier erschienen sind. Pilgaards zweiter Roman „Lieder aller Lebenslagen“ wurde eben erst ins Deutsche übertragen und mit ihm war die Autorin dieser Tage auf einer kleinen Lesereise.

Inspiriert von der Wirklichkeit

„Lieder aller Lebenslagen“ kreist um die illustre Nachbarschaft einer Wohnungsgenossenschaft, der auch etwas leicht Kommunenhaftes innewohnt. Stine Pilgaard schreibt mit Humor und einer Liebe zum Schrägen in Alltagsmomenten. Immer wieder voller Sätze, die wie Perlen herausstechen. So entsteht ein gleichzeitig unterhaltsames wie tiefgehend-liebevolles Bild dieser Gemeinschaft und der Protagonist:innen, ihren kleinen wie großen Problemen, Sehnsüchten, Ängsten, ihrer Vergangenheit.

Stine Pilgaard Lieder aller Lebenslagen

Kanon Verlag

„Lieder aller Lebenslagen“ von Stine Pilgaard ist in der deutschen Übersetzung von Hannes Langendörfer im Kanonverlag erschienen. Zeitgleich wurde auch das Audiobook, ungekürzt eingelesen von Caroline Peters, releast.

Die Ich-Erzählstimme bleibt dabei namenlos, wie sich herausstellt, beginnt ihr Name jedoch mit einem „S“. Im Interview meint Stine Pilgaard: die Realität - Menschen, Plätze, Situationen - inspirieren sie einfach sehr. Es könnte also ihre Stimme sein, hoffentlich haben Lesende aber das Gefühl, sie können sich textlich so identifizieren, dass es ebenso gut ihre eigene sein könnte.
Lustig-verrückte Hausmitbewohner:innen hätte es jedenfalls auch im Leben der Autorin gegeben, Wiedererkennungseffekte nicht ausgeschlossen.

„Nachts sitz ich da und reime. Letztes Jahr hatten wir ein Gemeinschaftsessen unten im Hof, und weil ich nicht kochen kann, schrieb ich ein Lied. Wir sangen, dass die Bäume wackelten, die Vögel verstummten, und die Erde bebte. Zugabe, riefen die Nachbarn, sie klatschten und johlten, und so schlitterte ich in ihre Leben.“

Textkomposition

Bemerkenswert ist auch die Montage des Romans. Pilgaard hat ihr Buch in zwölf Abschnitte gegliedert, benannt nach den Sternzeichen. Unter beispielsweise „Wassermann“ folgt dann jeweils eine Art Teaser des nun Folgenden, als Horoskop formuliert. Die Kapitel selbst sind ebenfalls in kurze Passagen unterteilt, variieren dabei auch in ihren Textformen. Charmant und rhythmisch.

Wäre sie mit dem Ausdruck „dänische Popliteratur“ einverstanden? „Ja“, lächelt Stine Pilgaard kurz vor ihrer Lesung, oder einfach ihr Versuch all diesen Momenten und Szenen, die oft unabhängig voneinander entstehen, eine Struktur zu geben. Der letzte Schritt also eine Art Editing.

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