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Freunde lachen und schauen auf einen Laptop-Screen, Szene aus "Regra 34".

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Queer und hier: Das Queertactics Filmfestival

Österreich-Premieren auf großer Leinwand: am Queertactics Filmfestival in Wien erstrahlt die Welt queerer und weiblicher.

Von Maria Motter

Queertactics Filmfestival, 16.-19. November 2023, Wien.

Kreatürlich, entrückt und so gar nicht von dieser Welt sieht Gena Marvin aus, wenn sie „in full drag“ unterwegs ist. Etwa auf der Pride im Vorjahr in Paris in allen Regenbogenfarben beim Crowd-Surfen und beim Zug durch die Straßen mit einem Schild am Kopf, auf dem zu lesen war: „Großvater, ich war kein Fehler“. Oder noch vor anderthalb Jahren in St. Petersburg, als Gena Marvin mit ikonenhaft kahlgeschorenen und weiß geschminkten Kopf die politischen Zustände still anprangerte, als sie etwa auf einem weißen Pferd in schwarzem Ganzkörperlatex vor die Auferstehungskirche ritt. Heute eröffnet in Wien das Queertactics Festival mit einem Porträt Gena Marvins: Die Doku „Queendom“ läuft um 20.30 Uhr im Metro Kinokulturhaus. Es ist die Österreich-Premiere.

Gena Marvin geht "in drag" in eine U-Bahn. Szene aus der Doku "Queendom".

Dogwoof

„Queendom“

Russische Drag-Queen

Wenn alles klappt mit der Bahn, dann wird Gena Marvin im Saal sein bei der Eröffnung des queerfeministischen Filmfestivals in Wien. Auf TikTok ist sie sowieso. Die 24-Jährige hat ihr Heimatland Russland inzwischen verlassen, sie lebt in Frankreich. Die Regisseurin der Doku „Queendom“ unterstützte sie, ein Visum zu bekommen. Gena Marvin hatte sich Stacheldraht um den Körper gewickelt und war so spazieren gegangen, nachdem Putin den Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen hatte. Die Polizei nahm sie fest und schnitt den Stacheldraht weg.

„Queendom“ hatte am SXSW Weltpremiere und lief auch schon in Sydney. Dass die exzellente und fein nuancierte Doku - über Identität und Gesellschaft, Politik und Opas Weltsicht, Schein und Fame in der digitalen Welt und Sein im Privaten - von Agniia Galdanova auch in Österreich auf großer Leinwand zu sehen sein wird, ist der Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Dagmar Fink und der Filmkuratorin und Übersetzerin Katja Wiederspahn zu verdanken. Die beiden haben „Queertactics“ 2019 mitbegründet. Die Eröffnungsparty ist heute Abend im Club Roxy.

Gena Marvin in einem ihrer Kostüme, Szene aus dem Portraitfilm "Queendom".

Dogwoof

Queertactics zeigt von 16. bis 19. November neben Dokus auch Spielfilme wie „Polarized“ und ”Regra 34”, die im Mainstream-Kino nicht unbedingt Platz finden. Was alles queer sein kann und wie man sich dem ästhetisch und visuell annähert, wird am Festival besprochen.

In Daniel Gonçalves’ Doku „Assexybilidade“ („Acsexybility“) sprechen queere Menschen, die körperliche Einschränkungen haben, über Sexualität, so dass kaum noch Fragen offen bleiben. Film-Kritiker:innen sind bisher höchst begeistert von dieser Offenheit. Extravagant, wilde Popträume und ab und an semibiografisch sind die Kurzfilme mit Trans-Persönlichkeiten von Alexis Langlois, einem weiteren Gast von Queertactics.

Verleihung der „Goldenen Medusa“

Den selbstgewählten queerfeministischen Auftrag feiert das Festival ganz besonders mit einem eigenen Kurzfilmwettbewerb: die „Goldene Medusa“ wird zum zweiten Mal verliehen und drei Preise gibt es für die „herausfordernste/n Geschlechterdarstellung/en in einem Film, die queerste ästhetische Umsetzung und die beste LGBTIQ+-Doku“.

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