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Bild von der Retro-Spielkonsole Atari 2600+

Atari / PLAION

Retro-Konsole

Das Atari 2600+ belebt die Gaming-Urzeit wieder

Die archaische, 46 Jahre alte Spielkonsole Atari 2600 ist als etwas verkleinerte Neuauflage wieder auf den Markt gekommen. Ein sensationelles Erlebnis bietet das Gerät nicht, dafür aber einen guten Blick zurück zu den Ursprüngen der Kulturform.

Von Robert Glashüttner

Wir packen jetzt eine der ersten Videospielkonsolen überhaupt aus, quasi die Urururoma von Playstation und Switch. Die Rede ist vom Atari VCS oder Atari 2600, das im fernen Jahr 1977 erstmal auf den Markt gekommen ist. Atari war damals der ultimative Name, der mit Videospielen verknüpft war, sowohl in der Arcade-Spielhalle als auch zuhause vor dem Fernseher.

Weil das alte Atari 2600 so ein Kultgerät ist, wurde es jetzt neu aufgelegt. Atari 2600+ heißt das Ding schlicht, und es ist tatsächlich fast dasselbe Gerät wie vor 46 Jahren. Machen wir uns also auf in eine archaische Reise zu den Ursprüngen der Games-Geschichte.

Früher kommerzielle Games, heute abstrakte Kunst

Ich kenne viele Atari-Games ja zumindest von der Optik und den Sounds her. Doch das hilft nur bedingt, wenn es darum geht, herauszufinden, was hier am Bildschirm gerade stattfindet: Ist das da eine Spielfigur oder ein Stein? Und hier, das ist eine Straße, oder? Oder doch ein Gartenzaun? Und dort hinten, das könnte eine Art Schutzschild sein. Ah, nein, es ist eine riesige bunte ... Tonne? - Die Grafik des Atari 2600 - damals und heute - ist so rudimentär und abstrakt, dass es mittlerweile eigentlich mehr interaktive Kunst ist als Computerspiel. Sensationell, dass das mal state of the art war und kommerziell erfolgreich.

Die nachgebaute Konsole Atari 2600+ ist nur ein bisschen kleiner als das 46 Jahre alte Original. Ansonsten ist alles gleich: Der absolut unergonomische Joystick mit nur einem Knopf ist wieder da, und wahlweise auch die Drehregler zum Spielen von „PONG“ und Co. Man steckt Plastik-Steckmodule in den Schlitz und legt kleine und große Schalter am Gerät und an den Spielmodulen um. Damit lassen sich Dinge wie das jeweilige Spiel, der Farbmodus oder der Schwierigkeitsgrad ändern.

Less is more?

Wenn man die uralten Games des Atari spielt, ist man erstaunt, wie wenig nötig ist, damit etwas schon ein Spiel ist. In „Berzerk“ lenken wir ein dickes Strichmännchen durch ein Labyrinth und schießen andere Strichmännchen ab. In „Mr. Run and Jump“, übrigens ein neu entwickeltes Game, laufen wir als eine Art, keine Ahnung, Zwerg von Bildschirm zu Bildschirm und meistern einen Haufen kruder, riesenpixeliger Hindernisse.

Es ist cool, dass es das Atari 2600+ gibt, aber nachdem man es ausprobiert hat, weiß man nicht so recht, für wen das sein soll. Für die ganz alten Gamer-Hasen, die nostalgisch werden, klar. Für Spielhistoriker:innen, okay. Aber ansonsten kommen dieses nicht allzu wertig verbaute Gerät und seine archaischen Games nicht über den Kuriositätsstatus hinaus.

Inkonsequentes Paket

Unverständlich ist, warum die Neuauflage so rudimentär ausgefallen ist. Es gibt keinerlei Zusatzfeatures wie etwa integrierte Games, eine moderne Menüführung oder die Möglichkeit, externe Controller etwa via USB anzuschließen. Da mag man anmerken, dass das wohl der Authentizität geschuldet sei. Dieses Argument lässt sich aber nicht konsequent durchziehen, da das Atari 2600+ mit Software-Emulation arbeitet, was in Zeiten von modernen FPGA-Chips sogar ein Rückschritt ist.

Atari 2600+ wird im deutschsprachigen Raum über PLAION vertrieben und kostet rund 120 Euro.

Die neuen Markeninhaber von Atari bemühen sich nun schon seit einiger Zeit darum, die bereits lange verstrichenen, glorreichen Tage des ehemaligen Gaming-Riesen wieder aufleben zu lassen und seiner Geschichte Respekt zu zollen. Das funktioniert auch etwa mit der empfehlenswerten Anthologie „Atari 50“ (FM4 hat berichtet) oder erstaunlichen Neuinterpretationen von alten Games (auch die haben wir gespielt). Aber das Atari 2600+ ist leider eine maue Angelegenheit geworden. Viel attraktiver wären hingegen Mini-Neuauflagen alter Atari-Videospielautomaten gewesen - aber vielleicht kommt das ja noch.

Als witziges Weihnachtsgeschenk geht das Atari 2600+ dennoch durch („PONG“-Meisterschaft in der WG, anyone?), und für Sammler:innen hat es ebenfalls einen Mehrwert. Denn das Atari 2600+ nimmt auch die alten Originalmodule von anno dazumal, übrigens auch solche für das Nachfolgergerät Atari 7800. Es ist also Zeit, Omas verstaubten Dachboden nach alten Gaming-Schätzen zu durchwühlen!

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