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Wie soll die Gesellschaft mit Superreichen umgehen?

Superreiche leben gerne zurückgezogen. In letzter Zeit sind sie allerdings wieder im Fokus der Öffentlichkeit und sorgen für Kontroversen.

Von Ali Cem Deniz

René Benko habe alles richtig gemacht und sei ein Vorbild, meint der deutsche Vermögensberater Sascha Drache in einem Interview mit dem deutschen Magazin „capital“. Gemeint ist nicht damit der Zerfall seines Immobilien-Imperiums, sondern wie es der Milliardär trotz der Insolvenz von Signa geschafft habe, mithilfe von Familienstiftungen sein eigenes Vermögen größtenteils davor zu schützen, Teil der Insolvenzmasse zu werden.

Mit solchen Stiftungen sichern sich Reiche nicht nur gegen finanzielle Schwierigkeiten ab, sondern können auch ihre Steuerlast senken.

Vom Dachboden zur Skyline

Angefangen hatte Benko mit dem Erwerb von Dachbodenwohnungen, die er sanierte und als Luxuswohnungen weiterverkaufte. Mit der Zeit wuchs seine Immo-Firma „Signa“ und expandierte zunächst nach Deutschland und 2019 sogar nach New York, wo Signa das geschichtsträchtige Chrysler Building erwarb.

Eine Kombination aus steigenden Zinsen und sinkenden Einnahmen der vielen Warenhäuser, die zu Signa gehören, haben dafür gesorgt, dass das Unternehmen kurz nach diesem Höhepunkt in wirtschaftliche Turbulenzen geraten ist. Dennoch habe Signa weiterhin Millionengehälter an Top-Manager ausbezahlt, was erneut eine Debatte über Manager-Gehälter auslöste.

Steuern für Reiche?

Mit dem Tod des Milliardärs Gaston Glock kam auch die Debatte um die Erbschaftssteuer wieder auf. Das enorme Vermögen von Glock, der mit den bekannten Pistolen sein Geld verdient hatte, wechselt den Besitzer, ohne, dass jemand Steuern dafür zahlt.

Auf Rufe nach Erbschaftssteuer oder „Reichensteuer“ folgen altbekannte Gegenargumente, die einerseits die „Leistung“ der Superreichen schützen wollen, aber andererseits auch davor warnen, dass Reiche samt ihrem Vermögen und ihren Unternehmen in andere Länder ziehen könnten. Ob man tatsächlich einfach so einen großen Teil seines sozialen Lebens aufgeben und seine Heimat verlassen kann, um woanders etwas weniger Steuern zu zahlen, ist fraglich. Tatsache ist, dass das reichste Prozent der Bevölkerung 38,9% des gesamten Vermögens besitzt.

Reich durch Krise

Paradoxerweise konnten viele Milliardäre durch die Krisen der letzten Jahre ihr Vermögen weiter vergrößern. Laut Oxfam gab es während der Corona-Pandemie etwa alle 30 Stunden ein:e neue Milliardär:in. In 24 Monaten Covid sei das Vermögen von Milliardären stärker gestiegen als in den 23 Jahren davor. Insbesondere im Nahrungs- und Energiesektor sind durch die steigenden Lebenskosten die Gewinne explodiert. Der von Gegner:innen von Vermögenssteuern oft zitierte „Trickle-Down-Effekt“ ist bisher nicht eingetreten. Auf jeden neuen „Billionaire“ seien eine Millon neue Menschen gekommen, die in Armut leben müssen, so Oxfam.

Kritik und Faszination

Doch diese groben Ungleichheiten sorgen nicht nur für Kritik. Vor allem auf Social Media löst der Billionaire Mindset und Lifestyle Faszination aus. Während Benkos Immobilien-Imperium ins Wanken gerät, erklären unzählige investment bros auf TikTok, wie man „Dreckslöcher“ erwerben und flippen kann, um mit dem Gewinn weitere Immobilien zu kaufen.

Selbst die Insolvenz von Signa ist zu einem absurden Event geworden, das massenweise Kapital zirkulieren lässt. Bei der Versteigerung von Gegenständen aus dem Firmensitz erzielen derzeit Klobürsten 500 und Fußmatten 1600 Euro.

FM4 Auf Laut - Grenzenlos reich - Wie umgehen mit Superreichen?

René Benkos Immobilien-Imperium zerfällt, Gaston Glock verstirbt, ohne dass ein Cent von seinem Erbe an den Staat geht und die Wirecard-Saga geht weiter. Die Superreichen, die gerne zurückgezogen leben, sind wieder im Fokus der Öffentlichkeit und bieten Stoff für erhitzte Debatten. Was ist los mit Benko & Co? Können sich Reiche alles erlauben? Woher kommt die Faszination für die Superreichen? Ali Cem Deniz diskutiert mit Wirtschaftsexpertin und Autorin Barbara Blaha und Anrufer:innen.

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