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Mean Girls

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Zahme Zicklein

Der „Mean Girls“-Musical Reboot ist gar nicht so mean.

Von Natalie Brunner

„Queen Bees and Wannabes“ ist ein 2002 erschienenes Selbsthilfebuch von Rosalind Wiseman. Das Buch richtet sich an Eltern von Teenagern und versucht zu analysieren, wie Mädchen in High Schools Cliquen bilden und wie sie mit aggressiven Verhaltensmustern umgehen. Bullying, intrasexueller Wettbewerb (meint: die Konkurrenz zwischen Individuen eines Geschlechts um potentielle Geschlechtspartnerinnen, ein Vokabel, das ich dank Mean Girls gelernt habe) und übertriebene Konzepte von Weiblichkeit sind in diesem Ratgeber Thema.

Daraus ein Musical bzw. eine Teenagerkomödie zu machen klingt nach einer guten Idee im Geiste von Trash-Papst John Waters oder des Schöpfers von South Park. Und diese Idee hat die Autorin, Schauspielerin und Comedian Tina Fey, bekannt aus SNL und 30 Rock, Anfang der 2000er gehabt.

Sie hat also auf Basis des Ratgebers „Queen Bees and Wannabes“ das Drehbuch zu „Mean Girls“ geschrieben. „Mean Girls“ ist dann mit Lindsay Lohan 2004 in die Kinos gekommen und war ein richtiger Slow Burner. Der Film war zwar keine unmittelbare Sensation an den Kinokassen, hat sich aber über die Jahre zu einem Klassiker entwickelt und ist nach wie vor ein niederträchtiges Vergnügen.

Jetzt ist eine Musical-Neuversion in unseren Kinos zu sehen.

Der Mean Girls Reboot ist in meiner Welt eine Sensation. Es ist ein Musical, bei dem ich länger als 10 Minuten Vergnügen empfinde. Nach 40 Minuten ist der Spaß für mich aber wieder vorbei. Es kommt mir vor wie ein ewiges Ausdehnen des gleichen Jokes.

2004 hat Lindsay Lohan Cady Rice gespielt, ein gutherziges Teenager-Mädchen, das jahrelang in Kenia zu Hause unterrichtet worden ist und jetzt die soziale Shit-Show von US-High-Schools kennenlernt. In der Neuverfilmung ist die australische Schauspielerin Angourie Rice in die Rolle geschlüpft und perfektioniert das Planlos-in-die-Gegend-Schauen.

Die „Mean Girls“-Version von 2024 versucht mit Gesang und Tanz jüngere Zuschauerinnen, die direkt aus dem Disney Club kommen, zu ködern. Doch leider bleibt auf dem Weg zum Happy End die Gemeinheit und Bissigkeit, die wir sehen wollen, auf der Strecke.

Sogar Regina George - 2004 von Lohans Charakter Cady als „Die Barbiepuppe, die ich nie hatte“ beschrieben - bekommt menschliche Züge.

In Mean Girls von 2004 vermittelte Cadys tagebuchartige Erzählung den Zuschauerinnen einen Einblick in die Verwirrung, die Cadys erste Tage als Highschool-Schülerin mit sich bringen. Wir erkannten ihre eskalierende innere Zerrissenheit. Das Musical hat diese Ebene nicht, die Rap-Einlagen und auch der Einsatz von Meghan the Stallion können nicht über die Leere hinweghieven.

Der Musical-Reboot von „Mean Girls“ ist zu harmlos, die Charaktere zu sehr Schablonen, als dass der Film 2024 den sozialen Horror des Teenager-Daseins an einer US High-School persiflieren könnte.

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