Schaltjahr

Heute ist der 28. Februar, und morgen der 29. Ein Schaltjahr! Ich habe eine Bekannte, die am 29. Februar geboren ist und behauptet, sie sei neun Jahre alt, weil sie ihren Geburtstag erst neunmal gefeiert hat.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Nichts auf der Welt kann sie davonüberzeugen, am 28. zu feiern. Früher zu feiern bringe Unglück. Und am 1. März möchte sie nicht feiern, da sie „nicht zurück in die Vergangenheit blicken möchte“. Ich werde ihr also morgen gratulieren mit dem Satz „Ich freue mich schon auf die Feier zu deinem Pensionsantritt“. Nach ihrem System wird das in 200 Jahren sein.

Meine Bekannte ist eine unverbesserliche Optimistin. Im Jahr 2020 sagte sie, dass man alles absagen kann, selbst die Olympischen Spielen, aber ihre Geburtstagsfeier nicht. Dort habe sie einige Weltrekorde gebrochen – wie zum Beispiel den Rekord für das lauteste Hören von „Ode an die Freude“. Als ein Nachbar dann die Polizei rief, meinte das Geburtstagskind, es sei blöd, wenn man die Hymne der EU nicht mag. Sie habe die Polizisten dann überzeugt, ein Stück vom Schokokuchen zu essen. Ich war nicht dabei, kann also nicht garantieren, ob das Letztere tatsächlich passiert ist. Da Schokolade Glückshormone auslöst, waren das vielleicht die zwei glücklichsten Polizisten in der Stadt an dem Tag.

Meine Bekannte meint, dass ein Geburtstag am 29. Februar Glück bringt. In der ehemaligen Sowjetunion soll es 1930/31 einen „Revolutionskalender“ gegeben haben, in dem auch einen 30. Februar stand. Dieser Kalender wurde zwar bald wieder abgeschafft, es gibt aber Menschen, die am 30. Februar geboren wurden. Sie haben seit 90 Jahren nicht mehr Geburtstag gefeiert. Ich weiß nicht, ob meine Bekannte neidisch auf sie ist, oder ob sie ihr leidtun.

Ich wage es noch nicht, ihr zum Geburtstag zu gratulieren in dieser Kolumne. Und ihr, liebe Leser:innen, verratet ihr meinen Geburtstagsgruß nicht!