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FM4 Filmpodcast

Gib dem Affen Zucker: „Godzilla x Kong“ & „Monkey Man”

Ein bewusst infantiler Monster-Blockbuster und ein hyperbrutaler Actionthriller: Zwei extrem unterschiedliche Filme, die beide mit irrwitzigen Fightsequenzen punkten.

Von Christian Fuchs

FM4 Filmpodcast: Godzilla x Kong: The New Empire & Monkey Man

Gib dem Affen Zucker: Beide Filme in dieser Episode verweisen auf pelzige Protagonisten. Dabei könnten „Godzilla x Kong: The New Empire” und “Monkey Man“ nicht unterschiedlicher sein.

Natalie Brunner und Christian Fuchs plaudern über die Hintergründe beider Filme, tauchen in die Hohlerde ab, treffen dort Godzilla und singende Miniatur-Zwillinge, diskutieren Bollywood-Zitate und besuchen auch noch den Planet der Affen.

Am 15.4.2024 um Mitternacht auf FM4 und im FM4 Filmpodcast.

Erst vor kurzem drehte sich die Sendung „Hallo FM4“ ganz um unsere evolutionären Vorfahren; über ein paar zentrale Filme rund um prominente Affen durfte ich hier auch ein paar Zeilen verlieren. Das neueste Blockbuster-Spektakel aus dem Monsterverse hätte da natürlich auch perfekt dazu gepasst. Denn auch wenn „Godzilla x Kong: The New Empire“ den japanischen Riesensaurier an erster Stelle nennt, der Film ist zum Großteil seinem pelzigen Kontrahenten gewidmet.

Die Eröffnungssequenz gibt bereits den Tonfall vor. Ein mürrischer und sehr menschelnder King Kong beginnt gähnend den Dschungel-Tag und quält sich durch Morgenrituale. Halb gelangweilt, halb genervt wirkt der König über das Urwelt-Reich, fast so als hätte die Midlife-Crisis ihn gepackt. Dabei quält den Riesenaffen vor allem ein schmerzender Zahn.

In „Godzilla x Kong“ kümmert sich nicht nur sofort die Wissenschaftlerin Dr. Andrews (Rebecca Hall) um den maroden Primaten. Ein Monster-Tierarzt, äußerst flamboyant von Dan Stevens gespielt, organisiert eine Notoperation vom Helikopter aus: schnell ist ein überdimensionales Implantat eingesetzt. Dabei wird nicht etwa auf Skull Island am Gebiss von King Kong herumgedoktert. Das Team der Organisation Monarch befindet sich, wir erinnern uns an den Vorgängerfilm „Godzilla vs. Kong“, tief im Erdinnern, wo eine Hohlwelt existiert, in der titanische Kreaturen überlebt haben.

Der innere 6-jährige freut sich

Wenn das jetzt alles ein bisschen absurd und infantil klingt: „Godzilla x Kong: The New Empire“ hat noch erheblich mehr Bizarrheit in petto. Spätestens wenn ein ultrafinsterer Affenherrscher, der mit seiner Horde unter der Hohlerde lebt (wenn das die Schwurbler mitbekommen, dass es da noch tiefer runter geht) sich ein schwereloses Wrestling-Match mit den guten Monstern liefert, brennen die Sicherungen durch. Der seriöse Filmkritiker in mir wagte es trotzdem nicht, den Kopf zu schütteln. Denn er wurde vom inneren 6-Jährigen niedergebrüllt, den dieser megateure Unsinn höchst erfreute.

Godzilla hat in diesem gigantomanischen Affenzirkus bloß ausgewählte Kurzauftritte, die es aber in sich haben. Alleine, dass sich der Saurier-Superstar das römische Kolosseum als Rückzugsort wählt, wo er sich kuschelig zusammenrollt, ist so eine Spitzenidee.

Als unser gezackter Freund aber plötzlich die globale Bedrohung spürt, die vom unterirdischen Affengott ausgeht, schaltet er in den Aggro-Modus um. Für seine klobigen Verhältnisse ungemein hektisch trampelt Godzilla um den halben Globus, bis zum Hohlwelt-Eingang in der Antarktis. Dabei gehen ganz nebenbei Atomkraftwerke in Flammen auf, werden Städte pulverisiert und mein sensibles erwachsenes Ich seufzt angesichts der heftigen Kollateralschäden.

Filmstill aus "Godzilla x Kong: The New Empire"

Warner Bros

Dystopische Katastrophen-Epen & poppige Monsterbattles

Aber wozu diesen bewusst kindischen US-Unfug, fragen die Kaiju-Feinspitze, wenn doch der japanische „Godzilla Minus One“ im Vorjahr den Mythos um die Riesenechse zu den düsteren Wurzeln zurückbrachte? Und das mit einem Produktionsbudget von kolportierten 15 Millionen Dollar, zirka einem Zehntel der Kosten von „Godzilla x Kong“?

Stimmt schon, den Toho-Studios gelang mit dem dunklen Meisterwerk ein Oscar-gekrönter Neustart, der sogar Monster-Skeptiker abgeholt hat. Aber es gab immer zwei Arten von Godzilla-Filmen. Einerseits die dystopischen Katastrophen-Epen - beginnend mit Ishirō Hondas Klassiker „Gojira“ von 1954 -, in denen das japanische Atombomben-Trauma aufgearbeitet wurde.

Der Schreiber dieser Zeilen ist aber mit der anderen Kategorie aufgewachsen, den grell-poppigen Monsterbattles, gedreht vom unterschätzten Jun Fukuda, die für die ganz junge Zielgruppe gedacht waren. 70ies-Werke mit tollen deutschen Verleihtiteln wie „Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn“ oder „King Kong – Dämonen aus dem Weltall“, in denen Godzilla als Kumpel der Menschheit mit anderen Monster-Buddies gegen noch bösere Urwelttiere kämpfte.

Filmstill aus "Godzilla x Kong: The New Empire"

Warner Bros

Erfrischende Befreitheit von Sinn und Logik

Ausgerechnet ein amerikanischer Ex-Horrorfilmer wie Adam Wingard feiert nun den liebevollen Quatsch dieser japanischen Retro-Schönheiten. Toll auch, dass er sich in einem streng reglementierten Blockbuster-Kosmos wie ein kleiner Bub am Spielplatz gebärden darf. Noch besser, dass die Apokalypse dann von Frauen aller Altersstufen abgewehrt wird, inklusive – pssst – einem weiblich gelesenen Monster mit Legenden-Status.

„Godzilla x Kong: The New Empire“ ist in seiner erfrischenden kompletten Befreitheit von Sinn und Logik jedenfalls die Antithese zum pingeligen Marvel-Universum. Mehr Gaga im Mainstream geht kaum. Dass The Big G jetzt pünktlich zum 70. Geburtstag in zwei Versionen Hochhäuser zerstampft, soll mir als Fanboy nur recht sein.

Apropos Zerstampfen: Das ist jetzt ein bisschen ein ungustiöser Übergang zu einem neuen Film, der ebenfalls das Affige im Titel trägt. Nicht Wolkenkratzer werden in „Monkey Man“ attackiert, sondern menschliche Körper. Der brutalste Actionfilm seit zirka dem letzten „John Wick“-Sequel läuft jetzt auch in österreichischen Kinos an.

Filmstill aus "Monkey Man"

Universal

Mehr als ein Herzensprojekt

Der britische Schauspieler Dev Patel machte erstmals in der wüsten Teenager-Serie „Skins“ auf sich aufmerksam, bevor ihn Danny Boyle in der Titelrolle des Underdog-Dramas „Slumdog Millionaire“ besetzte. Es hagelte Oscars, die Rolle machte den jungen Mann 2008 zum Shootingstar.

Schätzte man Dev Patel bisher wegen seiner liebenswürdigen, schrulligen und bisweilen exzentrischen Figuren in Filmen von David Lowery oder Wes Anderson, präsentiert er sich nun knallhart. Bei „Monkey Man“ von einem Herzensprojekt zu sprechen, ist eine milde Untertreibung. Patel verfolgt die Idee zu dem Actionthriller seit vielen Jahren, er schrieb am Drehbuch mit, coproduzierte, setzte sich erstmals in den Regiesessel und spielt die Hauptrolle.

Ganz schlicht Kid heißt der junge Bursche, der in einem chaotischen Ghetto in einer anonymen indischen Metropole haust. Im Boxring kennt man ihn als Monkey Man, einen Kämpfer, der sich hinter einer Affenmaske verbirgt. Regelmäßig lässt sich Kid im Ring heftig verprügeln, dafür kassiert er von einem gewissenlosen Promoter (wunderbar schmierig: Sharlto Copley) ein bisschen Geld. Ein trostloser Alltag, der komplett ins Leere läuft, so scheint es. Aber Kid hat eine Mission.

Filmstill aus "Monkey Man"

Universal

Grimmiger Antiheld im Anzug

Es geht, wie so oft im Martial-Arts-Kino, um Rache. Gewissenlose Gangster haben Kids Mutter ermordet, vor den Augen des kleinen Sohnes. Die Frau hatte sich gemeinsam mit ihren Nachbarn gegen eiskalte Grundstücks-Spekulanten gewehrt. Geschickt erschwindelt sich der Monkey Man einen Job im indischen Mafia-Imperium – und wartet auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen. Und zwar wortwörtlich.

Die Geschichte dieses Films hat man als Kino-Veteran schon in unzähligen Varianten gesehen. Bruce Lee, der viel zu früh verstorbene Kung-Fu-König, setzte in seinen wenigen Streifen ebenfalls auf archaische Rachegefühle, letztlich ging es ja nur darum, seinen blitzschnellen Körper in Action zu bewundern.

Dev Patel, ein Riesenfan von Bruce Lee, kämpft nicht ganz so charismatisch. Aber der Taekwondo-Experte weiß die Fights trotzdem knochenbrecherisch zu inszenieren. „Monkey Man“ ist sehr blutig, sehr schnell geschnitten, sehr stylish, im Mittelpunkt steht ein grimmiger, aber fescher Antiheld im Anzug. Wer dabei tatsächlich an den bärtigen Killer-Kollegen John Wick denkt, liegt nicht falsch. Koreanisches Rachekino und die indonesische Hardcore-Action von „The Raid“ flackern ebenfalls auf.

Neu und anders ist bei „Monkey Man“ das indische Setting. Dev Patel, der ehemalige „Slumdog Millionaire“, erlaubt sich einen sozialkritischen Blickwinkel, zitiert aber auch Bollywood-Bombast – und schließt Weißbrote komplett aus seinem Film aus. Es ist diese Kompromisslosigkeit, die das simple Revenge-Drama „Monkey Man“ ziemlich sehenswert macht.

FM4 Filmpodcast: Godzilla x Kong: The New Empire & Monkey Man

Gib dem Affen Zucker: Beide Filme in dieser Episode verweisen auf pelzige Protagonisten. Dabei könnten „Godzilla x Kong: The New Empire” und “Monkey Man“ nicht unterschiedlicher sein. Im bewusst infantilen Blockbuster aus dem US-Monsterverse steht ein Riesen-Gorilla in der Midlife-Crisis im Zentrum. Im hyperbrutalen Actionthriller von und mit Dev Patel kämpft ein junger Mann mit Affenmaske einen Rachefeldzug.

Natalie Brunner und Christian Fuchs plaudern über die Hintergründe beider Filme, tauchen in die Hohlerde ab, treffen dort Godzilla und singende Miniatur-Zwillinge, diskutieren Bollywood-Zitate und besuchen auch noch den Planet der Affen.

Am 15.4.2024 um Mitternacht auf FM4 und im FM4 Filmpodcast.

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