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St. Vincent

St. Vincent

DEr Song zum Sonntag

Großstadtnostalgie

Der Song zum Sonntag: St. Vincent - „New York“

Von Philipp L’heritier

Das ist ein kurzes Lied über die verflogene Liebe, über das Vermissen und die Sehnsucht nach alten Tagen. Es gibt hundert, hundert solche Lieder, Annie Clarke singt es neu.

Mit ihrem Projekt St. Vincent hat Clarke in den letzten zehn Jahren diverse Felder von zauseligem Lagerfeuer-Folk über krachigen Indie-Pop und Art-Wave hin zu Elektronik- und Synth-Pop bespielt, auf ihrer neuen Single schlägt sie einen ruhigen Ton an – wie sich das vielleicht gehört für ein Lied, das man „Ballade“ nennen kann.

Nichts ist hier zu hören von St. Vincents berüchtigtem erratischem Gitarrenspiel, das an den lärmigen Experimenten der New Yorker No Wave der späten 70er, frühen 80er ebenso geschult ist wie an pastellfarbenem, überbordendem Soft- und Yacht-Rock.

In dem Stück „New York“ gibt es: minimales Klavier, sanfte, aber ohne Angst vor Schmalz anschwellende Streicher-Begleitung, später dann: ein Beat. Er trägt das Stück weiter, weiter, er muss aber nichts auf den Dancefloor holen, die große Erlösung bringen, krachen.

Nun heißt das Lied „New York“ zwar „New York“ – um die Stadt selbst geht es in dem Stück aber vornehmlich nur in übertragenem Sinne. Die Stadt ist hier der Spender der Erinnerung an die Zeit, die man ebenda mit einer geliebten Person verbracht hat: „New York isn’t New York without you, love“, singt Annie Clarke.

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  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Eine Stadt, ein Ort, eine Gegend, in der man sich längere Zeit aufgehalten hat, erweckt die Bilder im Kopf zum Leben: die seltsamen Gerüche und Dämpfe, der Straßenlärm, das beste Döner-Sandwich und die engen Stunden, die man zu zweit in einem viel zu kleinen Appartement zugebracht hat.

Annie Clarke muss in diesem Song all solche Dinge nicht konkret benennen, sie bleibt abstrakt - was die Liebe anbelangt, aber klar: „And if I call you from First Avenue / Where you’re the only motherfucker in the city / Who can handle me“, heißt es da.

So singt Annie Clarke in wenigen Zeilen vom Ende und vom Abbruch, vom Aufbruch in ein neues Leben, von New York nach Los Angeles, mit süßem Bedauern und frischem Optimismus.

„I have lost a hero / I have lost a friend / But for you, darling / I’d do it all again“. Jeder hat seine eigenen Erinnerungen an die goldenen Zeiten, der Song „New York“ handelt von ihnen.

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