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APA/ROLAND SCHLAGER

Keine(n) Bock auf den Dr.-Karl-Lueger-Platz?

Ein Online-Petition hat in weniger als zwei Tagen mehr als 20.000 Unterschriften für die Umbenennung des Dr.Karl-Lueger-Platzes in Wien in Ute-Bock-Platz gesammelt. Doch ist so etwas realistisch?

Von Nadine Cobbina

Gestritten wird um Straßen- und Platznamen in Wien ja häufiger. Viele Namen sind historisch belastet. Meist wurden statt Umbenennungen Zusatzinfotaferln angebracht, die über die Vergangenheit umstrittener Persönlichkeiten aufklären sollen. Die Namen jedoch bleiben. Im ersten Bezirk sorgt einer schon seit Jahren für Aufregung – der Dr.-Karl-Lueger-Platz. Der ehemalige Bürgermeister der Stadt Wien von 1897 bis 1910 war bekennender Antisemit. Das ist auch der Grund, warum die beiden Wiener Julian Pöschl und Severin Heckenast die Petition gestartet haben:

Ute Bock ist nach kurzer, schwerer Krankheit am Freitag im 76. Lebensjahr im Ute-Bock-Haus in Wien-Favoriten verstorben. Das FM4 Doppelzimmer mit ihr und Elisabeth Scharang aus dem Jahr 2005 gibt’s hier zum Nachhören.

„Es war ein recht spontaner Gedanke von Severin, der ihm am Samstag eingefallen ist. Man könnte in der Form ein sehr schönes Zeichen setzen. Vor allem, weil in den letzten Jahren ja immer wieder über die Umbenennung des Dr.-Karl-Lueger-Platzes diskutiert wurde. Somit könnte im Herzen von Wien einer herzensguten Frau, wie Frau Bock, ein Denkmal gesetzt werden. Auch, wenn sie das in der Form sicher nicht angestrebt hätte. Dafür war sie zu bescheiden“.

Wie steht es um eine/n künftige/n Ute-Bock-Platz, Gasse oder Straße?

Für die Stadt Wien ist eine Umbenennung allerdings nicht die erste Wahl. Dass der Dr.-Karl-Lueger-Ring 2012 in Universitätsring umbenannt wurde, hatte nicht nur mit der Diskussion um seine Person zu tun, so Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny: „Die Universität hatte damals ihren 650. Geburtstag gefeiert und wir hatten ja trotzdem noch den Dr.-Karl-Lueger-Platz. Ich denke nicht, dass Umbenennungen ein gutes Mittel sind, um der Geschichte zu gedenken. Ich halte das eher für unhistorisch und apolitisch. Es gab eine rege Diskussion um Lueger. Das halte ich für sehr wichtig und angebracht.“

Am 2. Februar wird zu Ehren von Ute Bock ein Lichtermeer am Heldenplatz in Wien veranstaltet. Bis dorthin läuft die Petition auf alle Fälle noch, die weiteren Schritte sind von der Web-Plattform automatisch vorgegeben. Bis dahin sind Julian und Severin weiterhin in Gesprächen mit dem Verein „Ute Bock“ und auch mit der Stadt Wien, die „Gesprächsoffenheit gezeigt hat“, so Julian.

Bock auf die Umbenennung?

Die Petition-Starter wünschen sich eine Nennung im Herzen von Wien, um ihr genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny?

Die Petition kann übrigens hier unterzeichnet werden. Sie läuft bis vorraussichtlich 2.Februar, da findet dann das Gedenk-Lichtermeer am Heldenplatz statt. Hier geht’s zum Event-Link.

„Die Idee einer Verkehrsfläche in ihrem Namen ist eine gute, um sich einer wichtigen Persönlichkeit zu erinnern. Sie hat für sehr viele Menschen in Österreich sehr viel gemacht und war auch vielen Anfeindungen ausgesetzt. Das ist ein Weg, ein Bekenntnis abzulegen und sie auch zu ehren. Wir werden versuchen, eine solche Fläche zu finden. Wir versuchen auch immer, einen geographischen Bezug zur verstorbenen Persönlichkeit herzustellen. Bevor eine Verkehrsfläche den Namen einer verstorbenen Person bekommt, muss jedoch ein Jahr verstreichen. Das sind die Richtlinien. Wir werden sicherlich mit dem Verein und der Familie von Bock gemeinsam einen Platz oder eine Straße finden. Und ob das von der Familie überhaupt gewünscht wird, ist auch zu klären.“

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