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Deena Abdelwahed am Donaufestival 2021

David Visnjic / donaufestival

Donaufestival 2024: Community of Aliens

Das Lineup des Donaufestivals 2024 ist jetzt komplett: The Jesus And Mary Jane, Clipping., Jenny Hval, Autechre, Ben Frost u.v.a.

Von David Pfister

Donaufestival 2024

  • Wochenende 1: 19.04. bis 21.04.2024
  • Wochenende 2: 26.04. bis 28.05.2024

Krems an der Donau

Alle Infos plus Tickets gibt es auf der Donaufestival Website.

Letztes Jahr hat das niederösterreichische Festival für zeitgenössische Kunst und Kultur die Frage gestellt: „Was bleibt, wenn fast nichts mehr bleibt?“. Und hat sein Programm bestehend aus Musik, Performance, Bildende Kunst, Film und diskursive Formate rund um das Überthema Zukunftsangst gebaut.

Dieses Konzept könnte man ein Jahr später problemlos wiederholen. Ein paar weitere Kriege und Krisen lasten zusätzlich auf der Erdbevölkerung. Da hilft es auch nicht, wenn der Kühlschrank online gehen und die KI automatisch die Eier nachbestellen kann. Und jeder halbwegs smarte Kühlschrank hat auch schon verstanden, dass all die zunehmenden Konflikte, die dann auch zu Lähmungen führen, wenn es um Problemlösungen großer Brocken wie der Klimakrise geht, zu einem großen Teil in den rapid verlaufenden Entfremdungen liegt.

Große Namen, prägnantes Thema

Nun möchte ich direkt aus dem offiziellen Donaufestival-Programm-Text zitieren: „Der Titel „Community of Aliens“ klingt paradox: Wie soll sich eine Gemeinschaft herstellen, die nicht aus Gleichen, sondern aus einander Fremden besteht? Welches Miteinander ist denkbar, das die Unterschiede nicht zwangsvereinheitlicht? Das donaufestival 2024 spannt einen Möglichkeitsraum des Sozialen auf, der zugleich die Konflikte und den politischen Dissens nicht leugnet.“

So viel zum thematischen Überbau, an dem sich das Donaufestival 2024 abzuarbeiten versuchen wird. Wenden wir uns dem musikalischen Programm zu.

Independent-Superstars und Underground-Schätze

Hat sich das Donaufestival in den letzten Ausgaben in einem zwar sehr guten, aber dennoch sehr speziellen Programm für Auskenner:innen ausgetobt, kehrt das Festival in Krems diesen Frühling zu dem über die Jahre bewährten Konzept der Kombination aus Independent-Superstars und geschmackvollen Underground-Schätzen zurück.

Die Headliner-Band The Jesus and Mary Chain ist natürlich ein absoluter Knaller, der für viele Zugreisen nach Krems sorgen wird. Mit ihrem Debütalbum „Psychocandy“ aus dem Jahr 1985 hat die schottische Band einen ikonenhaften Klassiker der Popgeschichte hinbekommen, der Alternative Rock und Shoegaze maßgeblich mitdefiniert hat. Ende der Neunziger löste sich die Gruppe nach einer wilden und ausufernden Karriere auf, um sich dann 2017 wieder zu reformieren.

Sie kommen zwar aus einer anderen musikalischen Richtung, aber auch das britische Electronica-Duo Autechre genießt einen ähnlich legendären Ruf wie The Jesus and Mary Chain. Seit 1987 loten die Engländer die Möglichkeiten elektronischer Musik aus und haben ihre Reise von zunächst noch einigermaßen Club-orientierter Musik mit einer gewissen Hinwendung zu HipHop in immer komplexer werdende elektronische Klanglandschaften verschoben, die manchmal sogar schon an der neuen Klassik kratzen.

Und da sind wir auch schon beim nächsten Donaufestival-Gast, dem australisch-isländischen Ben Frost. Der war schon mal beim Festival, und der spielt ganz bewusst mit Ausformungen der neuen Klassik, konterkariert diese aber immer gerne mit Noise und experimenteller Electronica.

Auch schon mal Bekanntschaft mit dem Donaufestival hat die norwegische Sängerin, Musikerin, Komponistin und Schriftstellerin Jenny Hval geschlossen. In einer gerechten Welt wäre die Norwegerin der größte Popstar des Universums. Ihr eleganter Pop trieft vor Melodie, ihre stimmliche Vielfalt ist beachtenswert und inhaltlich thematisiert sie gerne auf clever humorvolle Art wozu uns die Körperlichkeit treiben kann.

Zu den weiteren Programm-Highlights gehört Deena Abdelwahed aus Tunesien mit ihrer Fusion aus zerhackten Musik-Traditionen aus dem Nahen Osten und Industrial- und Breakbeat-Ruinen. Föllakzoid aus Chile kommen vom legendären Sacred Bones Label und bringen einen krautrockigen Dark Wave nach Krems und das kalifornische Trio clipping. eine absolut fantastische HipHop-Evolution, die ihre Fühler in Richtung Afrofuturismus und runtergetunten Synth Wave streckt.

Das donaufestival findet traditionell an zwei Frühlingswochenenden in Krems statt. Bis zu 20 Veranstaltungen an verschiedenen Schauplätzen können pro Tag mit einem Tagesticket besucht werden.

Die künstlerische Leitung hat seit 2017 der (u.a. FM4-) Journalist und Publizist Thomas Edlinger inne; seit 2023 ist Mateusz Szymanówka als Programme Advisor für die Sparte Performance tätig. Mehr zum donaufestival sowie Tickets gibt es hier und hier kommen alle Infos zum Line Up:

Wochenende 1 (19.04 bis 21.04.)

Musik:

19. April
Rybachka/Maria Chavez, Miriam Rezaei, Viktoria Chen/EAERES/The Jesus and Mary Chain/Deena Abdelwahed (AV Live)/Meuko! Meuko!

20. April
Grand River/Dawuna/Jenny Hval – I want to be a Machine/Gazelle Twin/Clipping/Föllakzoid

21. April
The Necks/Mayassa Jallad/Anika & Solistenensemble Kaleidoskop present Nico: “Desertshore”

Performance:
• Silvia Eckermann und Gerald Nestler, Like a Ray in Search of its Mirror
(Performance 19.04., 20.04. und 21.04. Installation)
• Eve Stainton, Impact Driver
• Eglė Budvytytė und Marija Olšauskaitė, Song Sing Soil
• Jefta van Dinther, Unearth

Wochenende 2 (26.04. bis 28.04.)

Line Up

26. April
Speaker Music (DeForrest Brown, Jr)/Kenji Araki/SØS Gunver Ryberg & Sybil Montet present Weaving Fields (AV Live)/NAH/Ben Frost „Scope Neglect“ ft. Greg Kubacki & Tarik Barri/33 EMYBW & Joey/Holder (AV Live)/Evian Christ

27. April
Andrey Guryanov/Galyia Bisengaliva/Maya Shenfeld + Pedro Maia /ZULI & Omar El Sadek/Autechre/Kabeaushé /PÖ

28. April
Joe Rainey/HUUUM/Dopplereffekt

Performance
• Silvia Eckermann und Gerald Nestler, Like a Ray in Search of its Mirror (nur Installation)
• Studio Julian Hetzel und Ntando Cele, SPAfrica
• Joshua Serafin, VOID
• Total Refusal, Sons and True Sons

Art

• Candice Breitz, Whiteface (2022)
• Jonáš Gruska, Zvon [Glocke] (2024)
• Christian Guerematchi, CRNI TITO (Blaq Tito Addressing the Parliament of Ghosts) (2023)
• Theaster Gates, The Flood (2023)
• Johanna Bruckner, Body Obfuscations (2023)
• Yein Lee, The Rate of Regenerating in Decay Process (2022)
• Kibwe Tavares, Robots Of Brixton (2011)

Film

April 20:
• Se ti sabir, R: James Bridle
• The EXILES, R: Kent Mackenzie
April 21:
• Anhell69, R: Theo Montoya
April 28:
• N.N

Theory&Talk

April 20:
· Stefan Moos, East of Representation, Lecture (DE)
April 21:
· Candice Breitz, Some of My Best Friends are White, Lecture (EN)
April 27:
· DeForrest Brown, Jr., Spaceship Earth 2.0, Lecture (EN)

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