Muss die MTV-Awardshow nach Wien?
von Irmi Wutscher
Musikvideos waren in den Achtziger Jahren so angesagt, dass die Buggles gesungen haben: „Video killed the Radio Star“. Genau. Mit dem Song wurde das Musikfernsehen MTV 1981 gestartet.
MTV vergibt auch eigene Musik-Awards und sendet eine dazugehörige Award-Show: Justin Bieber und Lady Gaga haben letztes Jahr zwei bekommen - Drake und Coldplay je einen. Die Award-Show hätte in diesem Jahr nach Wien kommen können. MTV hat die Stadt Anfang des Jahres zu einer Bewerbung eingeladen. Die Stadt hat sich nicht beworben.
ÖVP: Wien vergibt Chance
„Kulturell könnte Wien künftig nicht nur als Weltstadt der Hochkultur, sondern auch als Weltstadt der Popkultur gelten. Rot-Grün vergeigt diese Chance gerade“, sagt Gernot Blümel, Parteiobmann der Wiener ÖVP.
„Wir brauchen in Wien eindeutig mehr Biber, aber nicht in der Lobau, sondern Justin Bieber auf der Bühne“ - ÖVP-Staatssekretär Harald Mahrer
Für ihn ist hier eine Chance vertan worden, ein internationales Großevent in die Stadt zu holen. „Aus wirtschaftpolitischer und arbeitsmarktpolitischer Hinsicht ist es fast schon fahrlässig, was Rot-Grün hier macht, denn wir haben ein zu geringes Wirtschaftswachstum, zu hohe Arbeitslosigkeit und Großevents wie die MTV-Awards können hier einen Unterschied machen.“ Blümel argumentiert, für den Songcontest 2015 habe es ja auch öffentliche Gelder gegeben.
SPÖ: Steuergelder nicht für private Firma
Susanne Bluma, Gemeinderätin der SPÖ möchte die MTV Awards nicht mit dem Songcontest vergleichen: „Der Songcontest ist in vierzig europäische Länder ausgestrahlt worden. Außerdem hat er ganz stark auch etwas mit dieser europäischen Idee zu tun. Das fehlt mir bei MTV.“ Denn für die MTV Awards hätte ja nur MTV die Ausstrahlungsrechte, der Sender ist derzeit nur via Webstream und im Pay-TV zu empfangen.
Wien hat sich auch deswegen nicht um die MTV Awards beworben, weil schon die Bewerbung eine Zustimmung zu den Bedingungen von MTV bedeutet hätte. Abgesehen davon, dass Stadthalle und ein Raum für eine Afterparty kostenlos zu Verfügung gestellt müssten, besagen die Bedingungen, dass Wien hier zum Beispiel Flüge für 2000 Personen und Hotelzimmer für 1200 Personen hätte zahlen müssen. Mindestens 3 Millionen wären so zusammengekommen.
„Wir haben uns darauf verständigt, dass es hier um Steuergeld der Wienerinnen und Wiener geht, und dass ihnen der Output aus dieser Veranstaltung nicht zugute kommt!“
Wer schaut überhaupt noch MTV?
In Zeiten von Youtube und Co. musste MTV schon lange die Hoheit über Jugendkultur und Musikvideos abgeben. Von 2011 an war der Sender nur über ein Bezahlpaket empfangbar, seit März 2017 ist er auch frei als Webstream verfügbar.
Eine kurze Umfrage unter jungen Menschen in Wien ergibt: Wir haben niemanden gefunden, der im letzten Jahr MTV geschaut hat. Das ist auch ein zentrales Argument für die Ablehnung der SPÖ. Die ÖVP hält dagegen, dass die letzten Awards in Rotterdam der Stadt 900 Millionen Erwähnungen in den Sozialen Medien verschafft hätten.
Biber oder Bieber in Wien?
Die jungen auf der Straße in Wien schauen zwar kein MTV – eine internationale Awardshow in der Stadt würden sie aber, auch das zeigt unsere Blitzumfrage - schon spannend finden - vor allem, wenn internationale Stars nach Wien kommen würden. Wobei sich weder Justin Bieber noch Lady Gaga letztes Jahr ihre Awards in Rotterdam abgeholt haben.
Für 2018 ist die Bewerbungsfrist inzwischen jedenfalls schon abgelaufen. Inzwischen kann man sich auf die Amadeus-Awards freuen! Die sind nämlich fix in Wien: am 4. Mai – FM4 überträgt live!
Publiziert am 06.04.2017