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Golden Exits

Viennale

Viennale-Tagebuch

Stars, Stars, Stars

Wie bringt man Leute dazu einen Film auf der Viennale anzuschauen? Man packt einfach jede Menge bekannte Namen rein.

Von Christoph Sepin

Eine kleine Denkaufgabe: Was macht man als Filmemacher oder Filmemacherin, wenn die eigene Produktion bei einem Filmfestival wie der Viennale, bei dem um die 300 Filme präsentiert werden, gezeigt wird? Wie kriegt man die Leute ins Kino, wenn die Auswahl so groß ist? Weil alles kann sich ja niemand anschauen, sogar wenn man sich für die Zeit der Viennale zwei Wochen Urlaub nimmt.

Die Antwort scheint relativ einfach: Bekannte Namen bringen Leute in die Kinos. Denn auch wenn der Filmtitel noch eher unbekannt ist (was ja bei Filmfestivals sowieso oft der Fall ist, haben die meisten der gezeigten Arbeiten oft noch nicht mal einen Vertrieb geschweige denn eine Marketingkampagne hinter sich), sobald ein Name aufscheint, den man kennt und mag, dann kommen die Menschen ins Kino.

Das Viennale-Tagebuch auf FM4

Bei der Viennale beweist sich dieses System alljährlich. Man denke an letztes Jahr zurück, als der neue Jim Jarmush-Film „Patterson“ in Wien gezeigt wurde: In relativ kurzer Zeit waren alle Vorstellungen ausreserviert. Das selbe Schicksal teilt der neue Film von Regisseur Guillermo Del Toro namens „The Shape of Water“, dessen Name allein ausreichte, um nicht nur die abendliche Eröffnungsvorstellung auf der Viennale, sondern auch das nachmittägliche Screening auszuverkaufen.

Lucky

Viennale

David Lynch und Harry Dean Stanton in „Lucky“

Zweimal Mr. Lynch

Es braucht aber nicht nur bekannte Schauspieler und Schauspielerinnen, um ein Publikum für einen Film zu interessieren. Auch und vor allem Gastauftritte von Leuten, die man als On-Screen-Performer gar nicht so kennt, können als Alleinstellungsmerkmal dienen.

„Lucky“, der Eröffnungsfilm der Viennale, machte nicht nur vorab Schlagzeilen, weil das der letzte Film der Schauspielerlegende Harry Dean Stanton werden sollte, sondern weil da auch David Lynch als Luckys bester Freund mitspielte. Und den kennt man ja hauptsächlich als Filmemacher. Was auch zu einer amüsanten Anekdote führte, die „Lucky“-Regisseur John Carroll Lynch zu David Lynch im FM4 Interview erzählen konnte.

Beim Filmfestival in Locarno glaubte nämlich ein anwesender Reporter, dass David Lynch der Vater von John Carroll Lynch sei und wollte darüber mit dem Regisseur sprechen. Was für noch mehr Verwirrung sorgte, war, dass der echte Vater von JC Lynch auch in „Lucky“ mitspielte. Anhören kann man sich das, was dann passierte hier:

Goldene Ausgänge

Nicht nur Regisseure als Gastschauspieler und Schauspielerinnen machen sich bewährt, auch Musiker und Musikerinnen können sich in Filmen beweisen. In seinem Film „Golden Exits“ steckt Filmemacher Alex Ross Perry beispielsweise niemand anderen als Adam Horovitz, besser bekannt als Ad-Rock von den Beastie Boys, in die Hauptrolle.

Wie gut das funktioniert, hätte man gar nicht zu vermuten geglaubt: Horovitz, der in „Golden Exits“ auch nicht zum ersten Mal vor der Kamera steht, mimt den in der Mid-Life-Crisis gefangenen New Yorker Upper-Middle-Class 40jährigen in Perfektion. Relationship Drama, Misstrauen, Missverständnisse und ein permanent beklemmendes Gefühl, dass da ganz schön schnell relativ viel kaputt gehen könnte.

Golden Exits

Viennale

Mary-Louise Parker und Chloë Sevigny in „Golden Exits“

Noch mehr Musiker und Musikerinnen holt der Filmemacher Yony Leyser in seine Dokumentation „Queercore - How To Punk A Revolution“. Mithilfe von Leuten wie Kim Gordon von Sonic Youth, Kathleen Hanna von Bikini Kill, Julie Ruin und Beth Ditto wird hier die Geschichte der queeren Revolution innerhalb des Punk-Movements erzählt.

Obwohl sich die Doku dabei ein bisschen zu sehr auf ihren chronologischen Aufbau und relativ strikte Erzählformen verlässt, wird „Queercore“ anhand seiner Thematik, mit der es medial noch keine besonders große Auseinandersetzung gab, sehenswert. Im Interview fasst Yony Leyser auch relativ gut zusammen, wie er es geschafft hat, solche Leute, wie Kim Gordon oder John Waters in seinen Filmen unterzubringen: Einfach fragen.

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