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Filmflimmern

Filmflimmern

Neu im Kino: „The Florida Project“, „Murer - Anatomie eines Prozess“, „Gwendolyn“, „L’Animale“, „Tomb Raider“ und „Winchester“. Außerdem: Darren Aronofskys Gebote für „Indie Filmmaking“, Margot Robbie spielt Sharon Tate und der „Black Panther“-Gruß abseits der Leinwand.

Von Pia Reiser

The Florida Project

Ein Motel im sonnigen Florida, unweit von Disney-World. Angestrichen in Pastellfarben, doch für die Bewohner hier läuft das Leben nicht so rosig wie die Wandfarbe und die Nähe zur Mickey Maus vermuten lassen würde. Indie Wunderkind Sean Baker (der hat vor Steven Soderbergh einen Film am iPhone gedreht) liefert mit „The Florida Project“ ein unsentimentales, doch rührendes und strahlendes Stück Kino ab, in dessen Mittelpunkt die 5jährige Moonee und ihre Mutter stehen. Baker schafft es, die Welt der Kinder zu zeigen, die sich von bitteren Realitäten nicht zwingend einschüchtern lässt, ohne aber die Lebensumstände der Menschen an der Armutsgrenze jemals zu romantisieren.

Murer - Anatomie eines Prozess

Der Eröffnungsfilm der Diagonale erzählt vom österreichischen Umgang mit der eigenen Geschichte. Regisseur Christian Frosch bringt den Fall Murer auf die Leinwand: 1963 steht Lokalpolitiker und Großbauer Franz Murer - auf Interventionen von Simon Wiesenthal - vor Gericht. Murer war von 1941-43 für das Ghetto von Vilnius verantwortlich und ist wegen Kriegsverbrechen angeklagt. Erschreckend zeigt das Gerichtsdrama nicht nur Murers Verbrechen, sondern auch die Abscheulichkeit, mit der man den Überlebenden des Nationalsozialismus begegnet ist. Die ausführliche Kritik zu „Murer - Anatomie eines Prozess“ von Maria Motter gibt es hier.

Szene aus Murer

Prisma Film / Ricardo Vaz Palma

Gwendolyn

Heben, stoßen, Gertrude Stein zitieren: Die Dokumentation „Gwendolyn“ von Ruth Kaaserer begleitet Gwendolyn Leick beim Vorhaben, nochmal bei den Weltmeisterschaften im Gewichtheben anzutreten. Die Mitte 60jährige Anthropologin hatte erst mit 52 mit dem Sport begonnen, doch eine Krebserkrankung hat sie zur Pause gezwungen. Intellekt trift auf sportlichen Ehrgeiz, das gibt es im Kino selten zu sehen. „Gwendolyn“ ist ein faszinierendes Porträt einer Frau, die der Welt mit Pragmatismus begegnet. Dafür gibt es 8 von 10 gestemmten Gewichten.

Gwendolyn Leick

Stadtkino

L’Animale

Der Coming-of-Age-Liebling der letzten Diagonale war „Siebzehn“, dieses Jahr verfallen alle „L’Animale“ von Katharina Mückstein. Wie auch in „Siebzehn“ ist Sommer in der österreichischen Provinz, in der schon bald Teenager wie Erwachsene ihren als fix angedachten Platz in der Gesellschaft durch Begehren und Leidenschaften gefährdet sehen. Petra Erdmann verleiht „L’Animale“ 7 von 10 Wheelies am Motorrad, auch Maria Motter ist begeistert.

Filmstills

Diagonale

Winchester - Haus der Verdammten

Helen Mirren gibt in „Winchester“ die Witwe des Waffenherstellers. Im Jahr 1906 soll ein Arzt ihren Geisteszustand unter die Lupe nehmen, denn Sarah Winchester lässt seit Jahren ihr Haus zu einem baulichen Monstrum wachsen: Irrwege, Treppen, die ins Nichts führen, an die 500 Zimmer. Das Haus sei für die Geister der Toten, die durch Winchester-Waffen zu Tode gekommen sind. Ein haunted house-Film mit einer Botschaft gegen Waffengewalt, basierend auf einer wahren Geschichte:
Martina Bauer verleiht 5 von 10 Schreckmomenten.

Helen Mirren und Jason Clarke in "Winchester"

Einhorn Film

Tomb Raider

Nur Oscar-Preisträgerinnen dürfen ins enge Tanktop der Lara Croft schlüpfen: Nach Angelina Jolie ist jetzt Alicia Vikander dran, das „Tomb Raider“ Reboot schickt die Millionenerbin auf die Suche nach ihrem verschollenen Abenteurer-Vater. Non-stop-Action, inszeniert von Roar Uthaug, massiv aufgewertet durch Alicia Vikanders Spiel: „Tomb Raider“ ist nicht reiner CGI-Trash wie andere Game-inspirierte Filme, siehe „Resident Evil“. Christian Fuchs verleiht 6 von 10 crazy jumps.

Filmstill: Tomb Raider

Warner

Maria Magdalena

Rooney Mara als Maria Magdalena und Joaquin Phoenix als Jesus, das klingt zunächst vielversprechend. Doch Garth Davies inszeniert seinen Film verhalten. Das ist keine weitere kontroverse Bibelverfilmung, das ist eine sanfte, stellenweise ins Esoterische rutschende Zurechtrückung vom Bild von Maria Magdalena. Dann doch lieber „Jesus Christ Superstar“. Mehr zum Film gibt es hier von Christian Fuchs zu hören.

Joaquin Phoenix und Rooney Mara in "Maria Magdalena"

UIP

Außerdem

Darren Aronofsky hat seine 10 Gebote für „Indie Filmmaking“ veröffentlicht.

Margot Robbie, ab nächster Woche in dem ziemlich superern „I, Tonya“ als Eiskunstläuferin Tonya Harding zu sehen, wird in Tarantinos nächstem Film „Once upon a time in Hollywood“ die Rolle der Sharon Tate übernehmen. Die Schauspielerin Tate war mit Roman Polanski verheiratet und wurde - im neunten Monat schwanger - von der Manson Family ermordet.

Und apropos Schauspielerinnen spielen Schauspielerinnen: Kristen Stewart wird Nouvelle Vague-Ikone und Black Panther-Unterstützerin Jean Seberg spielen. (Wer mehr über Seberg wissen will, hier wieder mal große Empfehlung für den „You must remember this“-Podcast)

Schauspieler Christopher Eccleston bricht mit der Hollywood-Tradition, dass man über KollegInnen und Dreharbeiten - jetzt abgesehen von Vorfällen wie sexuelle Übergriffe - nur Gutes berichtet: In „Thor: The Dark World“ mitzuspielen sei vergleichbar mit „having a gun in my mouth“ und wie wars bei „G.I. Joe“? I wanted to cut my throat everyday.

„Call me by your name“ ist immer noch der Film, der auf tumblr und Instagram mit Liebe überschüttet wird, aktuell gilt es Bilder von Timothée Chalamet und Armie Hammer, die in dem Film zwei Männer spielen, die sich ineinander verlieben, in Bilder von Claude Monet reinzukopieren. Für mehr „Show me the Monet“, bitte hier entlang.

Frances McDormand hat in ihrer Oscarrede die Worte „Inclusion Rider“ in die Menge geworfen, als Anleitung, wie man tatsächlich etwas in Hinblick auf mehr Diversität in Hollyood ändern kann. Die Klausel in Verträgen, die für die Anstellung von mehr Frauen, People of Color, Menschen mit Behinderungen, sorgt. Schauspielerin Brie Larson hat kurz nach McDormans Rede getweetet, dass sie das unterstützt, inzwischen haben auch Michael B Jordon, Ben Affleck und Matt Damon kundgetan, in ihren zukünftigen Projekten einen inclusion rider zu, äh, inkludieren.

Ein Film ist immer mehr als ein Film: Der offizielle Gruß aus „Black Panther“, mit dem die Bewohner von Wakanda einander begrüßen, ist von der Leinwand ins echte Leben gesprungen. Vor allem schwarze Athleten haben die am Oberarm gereuzten Arme, das „Wakanda Forever“ übernommen.

Als hätte uns nicht ihre Rolle in „Mamma Mia 2“ schon genug gefreut, wird es auch ein Broadway-Musical über Chergeben. Kostüme macht Bob Mackie, der Mann, der das Zickzack-Barbabo-Kostüm entworfen hat, das Cher 1986 bei der Oscarverleihung getragen hat.

Termine

  • 13.-18.03: Diagonale, Graz
  • 15.03.: Der Spion, der aus der Kälte kam, Bellaria, Wien
  • 17.03.: Mr Smith goes to Washington, Filmmuseum, Wien
  • 17.03.: Incident in a ghostland, Filmcasino, Wien
  • 18.03.: Creature from the Black Lagoon, Gartenbaukino, Wien
  • 19.03.: The Post - Nach dem Screening Live-Schaltung in die Redaktion der „Washington Post“ und Gespräch mit Ryan Kellett, Votivkino, Wien
  • 19.03.: Nostalghia, Leokino, Innsbruck
  • 20.03.: Quiz 3000: Sex and the City VS. Harry Potter, rhiz, Wien
  • 21.03.: Don’t look now, Burgkino, Wien
  • 21.03.: A Clockwork Orange, Leokino, Innsbruck

In diesem Sinn: I reserve the right to be ignorant. That’s the Western way of life („The Spy that came from the Cold“)

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