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Ein Gamecontroller in Form eines Drehreglers

Robert Glashüttner

Pusten, drehen, schütteln

Videospiele werden meistens mit Maus, Tastatur, Gamepad oder Touchscreen gespielt. Aber das muss nicht so sein! In der internationalen Indie-Games-Szene gibt es eine eigene Neigungsgruppe, die sich mit alternativen Controllern beschäftigt.

Von Robert Glashüttner

Sprungfedern, Plastikbecher, Einhörner oder an Menschen befestigte Knöpfe: Auf der Game Developers Conference in San Francisco gibt es seit fünf Jahren eine eigene Ausstellung, die sich diesen alternativen Controllern und ihren dazugehörigen Spielen widmet: Alt-Ctrl-GDC. „Alt-Ctrl“ steht für alternative Controller, also unkonventionelle Eingabegeräte für (digitale) Spiele, bei denen Kreativität und Kuriosität keine Grenzen kennen.

Eine Frau hält einen Würfel mit Gesicht, Teil des Spieles "Bot Party"

Robert Glashüttner

Wer regelmäßig die Spieletexte auf FM4 liest bzw. sich mit der heimischen Gamesszene beschäftigt, wird wissen, dass Österreich bei den Alt-Controllern dank „Vinyl OS“ vorne mit dabei ist. Die Designer und Entwickler hinter dem Wiener Plattencomputerspiel, Josef Wiesner und Jonas Bohatsch, haben ihr Game letztes Jahr in San Franscisco ausgestellt.

Eine Alt-Controller-Künstlerin ist MechBird aus Paris. Das Interview mit ihr gibt es heute (Samstag) in FM4 Connected (13-17 Uhr) zu hören.

Die Grenzen sind fließend

Auch dieses Jahr sind die Games mit den merkwürdigen Ein- und Ausgabegeräten auf der GDC wieder stark vertreten gewesen. Die Alt-Ctrl-GDC-Ausstellung wächst von mal zu mal - 2018 sind rund 20 Spielprojekte ausgestellt worden. Ein interessanter Aspekt an Alt-Controller-Spielen ist, dass sie die Grenze zwischen regelbasiertem Spiel, interaktiver Installation, Performance und freiem Spiel verschwimmen lassen.

Eine weitere Besonderheit ist die Einzigartigkeit, die ein alternativer Controller mit sich bringt. Diese Spiele sind Experimente, ihre Peripherie sind oft wild zusammengebastelte Einzelstücke. Manchmal wird von den EntwicklerInnen möglicherweise ein zweites, drittes oder viertes Exponat gebaut; meistens bleibt es aber bei dem Unikat.

Das führt zu einem interessanten Paradigmenwechsel in der Welt der Computerspiele, wo man gewohnt ist, dass es kein Original gibt, weil Software quasi unendlich oft vervielfältigbar ist. Ein Alt-Controller-Game spielen zu können, ist hingegen in vielen Fällen einzigartig. Selbst dann, wenn die Künstler- und DesignerInnen mehrere Ausstellungen und Vorführungen geplant haben - wer weiß schon, wie lange die selbstgebastelten Eingabegeräte der leidenschaftlichen Bedienung ihrer SpielerInnen standhalten werden?

Mini-Skateboard, Druckregler und Barmixer

Alt-Ctrl-GDC hat mittlerweile auch eine eigene Preiskategorie beim Award des IGF (Independent Games Festival). Gewonnen hat dieses Jahr „Puppet Pandemonium“.

In den meisten Fällen sind in den durchgedrehten Controllern Bewegungs- und Berühungssensoren oder ähnliche Elektronikteile verbaut. Wichtig sind bei Alt-Controller-Games nicht technische Höhenflüge, sondern die gestalterische Kraft, die durch ungewöhnliche Kontexte und mit guter Dekoration aus gängigen Geräten und Tools ein mitunter unvergessliches Erlebnis schaffen. Ganz nebenbei gelingt es den alternativen Controllern und ihren Spielen auch, in andere Bereiche und Disziplinen - vor allem Medienkunst und Interface Design - vorzudringen. Die nächste große Gelegenheit, sich an alternativen Controllern zu erfreuen, ist das Amaze Berlin Festival, das dieses Jahr vom 25. bis 29. April stattfindet.

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