FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Sacha Baron Cohen als Redneck

Showtime

FM4 in serie

Is this America?

Die neue Serie von Sacha Baron Cohen („Borat“, „Ali G“) will den USA den Spiegel vorhalten, was sie auch schafft. Das noch als Comedy zu bezeichnen, wäre falsch - die Lacher bleiben größtenteils im Hals stecken.

Von Lukas Lottersberger

Bereits mit seinen früheren Alter Egos Borat, Ali G oder Bruno hat Sacha Baron Cohen Leute entlarvt, vorgeführt oder einfach einen Streich gespielt. Auch in seiner neuen Serie „Who is America?“ geht er ähnlich vor, treibt aber alles noch einmal auf die Spitze. Die verschiedenen Rollen, in die Cohen schlüpft, sind Karikaturen, mit noch spitzerer Feder gezeichnet als seine bisherigen Charaktere. Cohens Interviewpartnern scheint das - wieder einmal - nicht aufzufallen.

Einige absurde Momente der Serie

Cohen spielt etwa den israelischen Oberst Erran Morad: Ein martialisch wirkender Ex-Mossad-Agent, Advokat für ein ultraliberales Waffenrecht, der republikanische Volksvertreter überzeugen möchte, Kleinkinder zu bewaffnen, und in einem Interview-Segment die machistische, menschenverachtende Mentalität einiger Politiker entlarvt. Mit Dick Cheney macht er ein Selfie (ein „Dick-Pic“) und lässt sich einen Kanister (zum Waterboarding) signieren.

Der Comedian schlüpft in Who is America? auch in die Rolle eines vermeintlich philantropischen Playboy-Milliardärs und Modefotografen aus Italien namens Gio Monaldo. Darin bringt er das in den USA bekannte Reality-TV-Starlet Corinne Olympios dazu, Werbung für eine Patenschaft für Kindersoldaten zu übernehmen, mit dem Ziel, sie zu besseren Soldaten auszubilden.

Dann spielt er den Prototyp eines Social Justice Warriors, der sich stets für sein white privilege entschuldigt und der versucht, die ideologische Teilung des Landes mit fragwürdigen Mitteln zu „heilen“. In der zweiten Folge reist er etwa in eine krisengeschüttelte Kleinstadt in Arizona, wo er die Einwohner davon überzeugen möchte, eine Moschee zu bauen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Die Einwohner protestieren und outen sich ganz offen als Rassisten, die in ihrer Heimatstadt gerade einmal „Schwarze dulden, aber nicht mögen“.

Sacha Baron Cohens neue Serie ist wie der Unfall, bei dem man nicht hinsehen möchte, aber auch nicht wegsehen kann. Die Serie ist keine Comedy mehr, sondern hauptsächlich polemische Gesellschaftskritik. Alles ist absurd und man bekommt ein Gefühl der Machtlosigkeit gegen diese ausufernde Absurdität. Beim Zusehen überwiegt das Fremdschämen und das Kopfschütteln über die Schamlosigkeit nicht nur der Charaktere, die Cohen spielt, sondern mehr noch der Personen, die interviewt werden.

Es bleiben viele Fragen offen: Wen will Cohen damit eigentlich ansprechen? Was will er uns mit „Who is America?“ eigentlich sagen? Ist es Absicht, soll uns das Lachen im Hals stecken bleiben? Vielleicht ist genau das das Ziel der Serie: Verstörung auf allen Seiten zu erzeugen, die zum Hinterfragen anregen soll.

Update:
In der zweiten Episode von „Who is America?“ wurde der republikanische Politiker Jason Spencer aus Georgia von Erran Morad zu einem vermeintlichen Krav-Maga-Training eingeladen. Im Verlauf des „Trainings“ ließ sich Spencer immer wieder zu rassistischen Bemerkungen verleiten.

In einer „Training-Situation“ sollte der Politiker einen Angriff eines Islamisten abwehren, indem er ihm sein Hinterteil entgegenstreckt und drohte, dass der Angreifer bei Berührung homosexuell werde. Der Politiker enblößte schließlich auch sein Hinterteil für das „Training“.

Nach Ausstrahlung der Folge gab es zahlreiche Rücktrittsaufforderungen an Jason Spencer. Er beugte sich schließlich dem Druck und kündigte ein paar Tage nach Ausstrahlung der Folge an, von seinen politischen Ämtern zurückzutreten.

mehr TV-Serie:

Aktuell: