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Screenshot aus The Vince Staples Show

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Hello Vince Staples!

The Vince Staples Show kann die Trauer über das Ende von Larry Davids „Curb your Enthusiasm“ mildern. Wie das?

Von Natalie Brunner

Die Vince Staples Show ist ein surreales pointiertes Meisterwerk, in dem der MC und Schauspieler Vince Staples mit absurdem, sinisteren Humor glänzt. In fünf Episoden, die auch politische Themen streifen, nimmt er uns mit in die Abgründe, die sich gegenwärtig für einen erfolgreichen Rapper in Los Angeles auftun.

Lakonisch, gelassen, schicksalsergeben und in seiner Ruhe souverän komisch lässt Vince Staples die Ereignisse der Folgen seiner Comedy Show für Netflix über sich ergehen und hebt nicht einmal die Augenbraue, wenn rassistische Polizisten, die ihn gerade wegen nichts verhaftet haben, Autogramme wollen. Oder wenn die Maskottchen eines angeranzten Vergnügungsparks ihn verfolgen, seine psychotische Mutter sich wegen Mac’n’Cheese auf einer Familienfeier zu prügeln beginnt oder die Bankräuber sich während des Überfalls als die netten Schulkollegen aus der Kindheit zu erkennen geben.

Die semi-autobiografische Sitcom von Vince Staples, die laut Disclaimer am Anfang jeder Folge rein fiktional ist, strotzt vor surrealem Humor. Die fünf Folgen sind wie Bild gewordene Rap Texte und Vince Staples navigiert stoisch durch die von einer Traumlogik geprägten Realität, die beunruhigend ist wie das Los Angeles, das David Lynch in seinen Filmen entwirft. Vince Staples spielt eine fiktionalisierte Version seiner selbst, einen erfolgreichen Künstler, der selbst nur ungern seinen Namen nennt, weil Freundin und Familie ständig damit angeben, dass er der berühmte Vince Staples ist und niemand, den sie beindrucken wollen, ihn kennt.

Surrealer Humor, pointierte Dialoge

Die erste Episode führt Vince ins Gefängnis nach einem Verkehrsverstoß, und die rassistischen Polizeibeamten freuen sich über seinen Aufenthalt wegen einer absurden Mischung aus Promigeilheit und Rassismus.

Staples meistert Gefängnisaufenthalte, Banküberfälle und Beziehungsprobleme mit großer Souveränität. Nichts von dem surrealen Treiben um ihn herum verblüfft ihn oder bewegt ihn zu irgendeiner Form von Mimik.

Vince Staples ist eine einnehmende Erscheinung, mit einer permanent gerunzelten Stirn und einer tiefen Stimme. Er ist eine Figur, die mit einer großen Leichtigkeit und mit minimalem Einsatz Pointen setzt. Es wird wenig gesprochen, aber die Dialoge, die es gibt, die sitzen.

Die Vince Staples Show streift auch schwere Themen wie Masseninhaftierungen oder Waffengewalt, aber diese Themen tauchen auf, weil sie Vinces Geschichte dienen, und nicht als Vorwand, um zu politisieren oder generalisieren.

Der reale Vince Staples war in seiner Jugend Mitglied von Tyler the Creators HipHop-Kollektiv „Odd Future Wolf Gang Kill Them All“. Der Legende nach hat er auch ein paar Wochen auf der Couch von Tyler the Creator gewohnt und dürfte dort wohl einiges von dem surrealen Humor internalisiert haben, der auch die Musik und Videoarbeiten von Tyler the Creator prägt.

Back by popular demand?

Leider gibt es bisher nur fünf Episoden, die zwischen 18 und 26 Minuten dauern. Vince Staples hat in einem Interview seine Fans aufgefordert, Netflix zu schreiben, dass sie mehr wollen. Dann ist die Vince Staples Show hoffentlich bald back by popular demand.

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