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Menschen haben Spaß am Sziget Festival

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Zwischen Kulturschock und Hochgefühl

Am Sziget Festival in Budapest waren Mumford & Sons, Slaves und Wolf Alice zu sehen. Bei der 26. Festivalausgabe wird auch die 500.000 Besuchermarke erstmals überschritten.

Von Susi Ondrusova

Eine ganze Woche dauert das Sziget Festival. Es läuft schon seit letzten Mittwoch, als Kendrick Lamar hier auf der Hauptbühne aufgetreten ist. Fragt man die Besucherinnen, dann ist es genau die Dauer des Festivals, die sie daran super finden. 45 Prozent der Besucher_innen sind ungarische Festivalfans, der Rest ausländische Gäste. Auf dem Gelände sind zig Sprachen zu hören. Das ist der Sziget-Vibe erzählt ein Besucher aus Budapest, ein Kindergärtner, der am 4.Festivaltag schon fast seine Stimme verloren hat: Menschen aus aller Welt treffen. Gemeinsam feiern. Nicht nur zu den Bands sondern auf den zahlreichen Nebenschauplätzen: ob am Strand, im Wein-Areal, vor der Karaoke Bühne oder an einem der vielen Essens-Stände.

Menschen haben Spaß am Szigt Festival

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90.000 Besucherinnen pro Tag haben auf der Donauinsel in Budapest, der Island of Freedom hier am Sziget Festival Platz. Sieht man sich die Drohnen-Aufnahmen der Hauptbühne an, ist das eine beeindruckende Zahl. Es gibt zwar abgetrennte Camping Areale, aber hauptsächlich lautet das Motto: wo Platz und im besten Fall ein Schatten, da wird ein Zelt aufgebaut. So wandert man die Kieswege von Bühne zu Bühne und sieht am Wegesrand dicht aneinander gedrängte Zelte. Es ist ein bisschen ein Chaos. Ein „ruhiges“ Camping Areal namens „Siesta Camping“ gibt es auch, es ist gleich in der Nähe der Colosseum DJ-Bühne.

Bühne mit vielen Bällen am Sziget Festival

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Wer Angst vor Menschenmassen hat oder mal für fünf Minuten keine Musik hören will, wird hier am Sziget Festival nicht glücklich. Das dicht bebaute Festivalareal kann schon mal überfordern. Wer sich aber darauf einlässt und Menschen beobachtet, sieht alle Arten von Festivalgästen. Jene, die im Schatten schon leise Dua Lipa-Songs vor sich her singen, und andere, die sich nur treiben lassen und zwischen den Acts ihr Glitzer Makeup auffrischen. Menschen, die in Unterhosen daherstolpern und mit zitternden Händen versuchen, ihr Telefon zu entsperren. Andere, die im Schoß ihrer Freundinnen einschlafen und vom Würg-Reiz aufgeweckt werden. Am glücklichsten waren wohl am Samstag zwei italienische Festivalbesucher_innen: Er hat sie mit der Reise nach Budapest überrascht, damit sie ihre Lieblingsband sehen kann. Nach dem letzten Takt von „The Wolf“ ist er auf die Knie gegangen und hat ihr den Verlobungsring gezeigt, den er in seiner Hosentasche versteckt hatte. „Cause you were all I ever longed for“. Für das italienische Pärchen hat das Festival schon den absoluten Höhepunkt erreicht.

Andere sind noch auf der Suche: „I do hope you´re giving me your correct number” höre ich einen Engländer zu einem Mädchen sagen. Sie möchten sich am nächsten Tag wieder treffen. Im Vergleich zu den letzten Jahren, in denen Besucher_innen aus Holland in der Überzahl waren, sind es statistisch gesehen heuer Gäste aus Großbritannien, die hier den Ton angeben.

Mumford & Sons am Sziget Festival

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Mumford & Sons

Das liegt natürlich auch am Lineup: Neben den Arctic Monkeys, dem Headliner am kommenden Dienstag, oder Mumford & Sons und Dua Lipa ist auch Liam Gallagher hier aufgetreten. Außerdem zwei englische Bands, die meiner Meinung nach alle Performances in Punkto Energie und Stimmung in den Schatten gestellt haben: Das Punkrock Duo Slaves hat gestern Nachmittag gespielt und nach ihnen gleich eine befreundete Band: Wolf Alice.

Ein Traum von einem Lineup

Die Slaves werden diesen Freitag ihr drittes Album „Acts Of Fear And Love“ veröffentlichen. Diese Band hätte einfach eine Kopie ihres Debütalbums machen können und es wäre ein sehr gutes Album geworden: Politisch hat zwar sich wenig geändert, aber statt sich zu wiederholen, haben die Slaves versucht melodische Pop-Songs zu schreiben. So gut es bei dieser energetischen Formation halt geht. Das neue Album dreht sich inhaltlich weniger um politisches sondern widmet sich persönlichen Geschichten. Weniger Hass und mehr Liebe also.

Slaves am Sziget Festival

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Slaves

Der Auftritt der Slaves ist ein Traum. Er hat alles, was man an einer Punkband mag: schnell, laut und auch interaktiv. Bei jedem Song ein Circle Pit. Für den neuen Song „Cut And Run“ - das ist der mit dem Tanzvideo! - holt die Band eine Handvoll Tänzer auf die Bühne. Fans, die nicht nur jede Zeile des über 330.000 Mal angeklickten Songs mitsingen können, sondern auch die Choreographie aus dem Video perfekt beherrschen.

Während die Slaves ihr letztes Lied, das grandiose „Sugar Coated Bitter Truth“ performen, merkt man schon, dass einige Besucherinnen das Zelt Richtung Liam Gallagher verlassen, um Oasis-Songs mitzusingen. Meine Reisegruppe entscheidet sich für Wolf Alice, die das Publikum vom ersten Ton in Griff hat. Die Kameras, die für die Videowalls über das Publikum fliegen, fangen ein, wie sich die Fanmasse zu einem im Takt schwebenden Menschenteppich verwandelt.

Solf Alice am Sziget Festival

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Wolf Alice

Dazu noch die ekstatische „Visions Of A Life“-Performance und zwei Fans die auf den Schultern ihrer Freunde sitzen und sich mit ihren LGBTQ-Fahnen in den Armen liegen. Ein Mädchen, das in der ersten Reihe jede Zeile mitsingt und nach „Giant Peach“ von Gitarristin Ellie Rowsell umarmt wird. Ein Fan, der am Nachmittag noch mit Theo von der Band Fußball gespielt und so einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, dass Theo ihm zu Liebe „Bros“ spielt. Perfekter, als mit diesen beiden Bands, könnte ein Gitarren-lastiger Festivaltag nicht sein.

Auch österreichische Acts sind hier am Sziget Festival anzutreffen. Als ich am Samstag ankomme, erzählt mir jeder, dem ich über den Weg laufe, wie großartig die Freitags-Show von Bilderbuch war. Auch Parov Stelar ist am Festival aufgetreten genauso wie Lea Santee und Cari Cari, die im Rahmen des FM4-Votings heute auf der Europe Stage auftreten.

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