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WEGA Polizist in Film Cops

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„Cops“: Rasantes Actiondrama über Polizeigewalt made in Austria

„Cops“ ist ein intensiver Polizeifilm mit guter Action. Und entpuppt sich auch als intelligente Auseinandersetzung mit dem Mikrokosmos WEGA.

Von Jan Hestmann

Im Jahr 2006 wurde der gambische Schubhäfting Bakary J. nach einem gescheiterten Abschiebeversuch von WEGA-Beamten in eine Lagerhalle in Wien geschafft und schwer misshandelt. Der Fall Bakary J. ist als Skandal in die jüngere österreichische Polizeigeschichte eingegangen.

Auf Laut: Die Polizei – Prügelknaben der Nation?
Wie anspruchsvoll ist ein Job bei der Polizei? Wie verbreitet sind die „schwarzen Schafe“ und wann schlägt Teamspirit in Corpsgeist um? Das diskutieren wir in „Auf Laut“ unter anderem mit dem Regisseur von „Cops“ Stefan Lukacs und mit dem Menschenrechtsberater Philipp Sonderegger. Am 9.10.2018, ab 21 Uhr.

Der Filmemacher Stefan Lukacs, Künstlername Istvan, hat den Fall vor Jahren in seinem Kurzfilm „Void“ verarbeitet. Durch diesen Film ist er damals auch verstärkt in Austausch mit der Polizei getreten, die „Void“ schließlich sogar als Lehrfilm ins Ausbildungsprogramm aufgenommen hatte. Diese intensive Auseinandersetzung mit der WEGA war schließlich das Fundament für Lukacs’ Langspielfilmdebüt „Cops“ (Drehbuch und Regie). Entstanden ist ein actiongeladener Film, wie er im österreichischen Kino selten ist - rasant inszeniert und von einem pumpenden Soundtrack begleitet. Gleichzeitig merkt man, dass sich ein Filmemacher hier wirklich mit einer Thematik auseinandergesetzt und tiefgehende Recherche betrieben hat.

WEGA Polizist und Streifenpolizistin

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Christoph (Laurence Rupp) und Nicky (Anna Suk)

Wo ist die Grenze legitimer Gewaltanwendung?

„Cops“ behandelt das Thema Polizeigewalt. Dabei geht es aber nicht ausschließlich um jene Gewalt jenseits der Legalität, wie im Fall Bakary J. Vielmehr geht es um die Gewalt, die sich innerhalb des rechtlichen Rahmens bewegt. Hier stellt Lukacs die Frage, wo die Grenze der legitimen Gewaltanwendung durch Polizeibeamte verläuft, gibt aber bewusst selbst keine Antwort darauf. Das macht „Cops“ auch zu einem spannenden politischen Film.

Christoph (Laurence Rupp), liebevoll „Burschi“ genannt, ist Anwärter der Polizeispezialeinheit WEGA. Er ist jung, hochmotiviert und setzt alles daran, seinen Vorgesetzten Konstantin Blago (Anton Noori), einen vollbärtigen Alphapolizisten, zu beeindrucken. Doch dann kommt es gleich beim ersten Einsatz zur Tragödie. In einer Notwehrsituation erschießt Christoph einen Menschen. Der Zwischenfall traumatisiert ihn, aber das will sich der junge, unter Konkurrenzdruck stehende Polizist unter keinen Umständen eingestehen und spielt vor seinen Kollegen und seiner Freundin Nicky (Anna Suk) weiterhin den Starken. Aber immer häufiger auftretende Panikattacken und Wutanfälle werfen ihn schließlich aus der Bahn.

WEGA Polizisten bei Einsatz

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Wie ist es, in einem speziellen Mikrokosmos wie dem der WEGA, unter einem Trauma zu leiden? Der Film behandelt diese Frage ausführlich und stellt die Folgen des sogenannten Post Shooting Syndroms anhand seines Protagonisten „Burschi“ eindrücklich dar, indem er unterschiedliche Faktoren, wie etwa den des hohen Leistungsdrucks, mit einbezieht.

Gute Unterhaltung mit starken Themen

Laurence Rupp, der auch schon in Lukacs’ Kurzfilm „Void“ einen außer Kontrolle geratenen jungen WEGA-Beamten gespielt hat, liefert eine starke Performance. Aber auch die Nebencharaktere punkten durch Authentizität und Vielschichtigkeit. Anna Suk ist für ihre Darstellung beim deutschen Max Ophüls Preis verdient als bester Schauspielnachwuchs ausgezeichnet worden. Ein richtiges Vergnügen ist es auch, Roland Düringer in seiner Rolle als altersmilder Polizist und Hooligan-Versteher zu beobachten.

Stefan Lukacs’ „Cops“ ist gelungene Unterhaltung, spannend bis zur letzten Minute - ein pompöser Actionfilm, dem man ästhetisch nicht gleich glauben würde, dass er aus Little Austria kommt. Und gleichzeitig ist es ein tiefgründiger Film, der noch länger nachwirkt. Das war zu hoffen, denn „Cops“ kommt aus dem Hause Golden Girls Film, der Produktionsfirma, die schon letztes Jahr mit „Die Migrantigen“ bewiesen hat, ein Händchen für Filme zu haben, die es schaffen, gute Unterhaltung und starke Themen erfolgreich zu fusionieren.

Auf Laut: Die Polizei – Prügelknaben der Nation?

Die Polizei sitzt zwischen allen Stühlen: Den Forderungen der Politik, den Ansprüchen der Bürgerinnen und Bürger und dem wachsamen Auge von Presse und Sozialen Medien. Trotz sinkender Kriminalität will die Regierung mehr als 2.000 zusätzliche Polizist*innen einstellen – und senkt dafür sogar die Anforderungen für die Aufnahme in die Polizeiausbildung.

Wie anspruchsvoll ist ein Job bei der Polizei? Wie verbreitet sind die „schwarzen Schafe“ und wann schlägt Teamspirit in Corpsgeist um? Wie schlägt sich die politische Stimmung auf die Polizeiarbeit nieder? Und welche gesellschaftlichen Probleme können durch mehr Polizei überhaupt gelöst werden? Das diskutieren wir in „Auf Laut“ unter anderem mit dem Regisseur von „Cops“ Stefan Lukacs und mit dem Menschenrechtsberater Philipp Sonderegger. Am Dienstag, 9.10.2018, ab 21 Uhr.

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