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Bon Iver

Cameron Wittig & Crystal Quinn

Song zum Sonntag

Bon Iver schwelgen in „Hey, Ma“ in Erinnerungen

Der Song zum Sonntag: Bon Iver - „Hey, Ma“

Von Christoph Sepin

Es ist und bleibt alles langsam auf Bon Ivers „Hey, Ma“. Ein Intro der hohen Saiten der Gitarre, dann sanfte Streicher. Und dann kommt affektiert und schwelgerisch die Stimme von Justin Vernon daher, aufgeladen mit Nostalgie und Pathos. Ja, das ist das Lied zur Rückkehr von Bon Iver.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

2016 ist das letzte Album des Projekts aus Wisconsin rausgekommen, seitdem hat Bandzentrum Justin Vernon gemeinsam mit Aaron Dessner von The National die Gruppe Big Red Machine gegründet, ist auf einem Eminem-Track aufgetaucht und war natürlich auf Tour und hat Shows gespielt. Und auf einem dieser Konzerte wurden kürzlich zwei neue Tracks präsentiert, einer davon ist „Hey, Ma“.

Reminiszieren und in Erinnerungen schwelgen, das ist das Grundthema in diesem Lied, veranschaulicht schon im Musikvideo, das die Gedanken, die hier im Kopf entstehen, visualisiert: Verschwommene Camcorder-Aufnahmen aus der Vergangenheit, Baden im kleinen, austrocknenden Teich in der Nachbarschaft, ein Sommer wie damals.

Gelb- und Orangetöne sind das vorherrschende Farbelement, wie durch Filter in Fotoapps betrachtet, die den Namen „Vintage“ tragen. Ein Kokon und Rückzugsort gegen den Stress von Social Media und Internet, eine kleinere Welt, betrachtet durch die Sehnsuchtsbrille.

Dann entsteht aus all der Ruhe doch noch so etwas wie ein Refrain, der Moment, während dem bei Bon Iver-Konzerten die Handys wie Leuchten in die Höhe gehalten und die Fans ganz leise werden. „Full time, you talk your money up, while it’s living in a coal mine“, singt Vernon metaphorisch und baut weiter am Bild vergangener Tage: Damals, die Kohleminen, damals, ich erzähl euch eine Geschichte. Ruf doch wieder mal deine Mutter an und sprich mit ihr über damals: „Tall time to call your Ma“.

Und je weiter das gesponnen wird, desto verwaschener, verschwommener und in den Effekten verloren geht dieses Lied. Wie die Erinnerungen eben, die dazu entstehen sollen. Und dann löst sich alles auf, in einer kleinen Synthesizerzeile und dem Nebel der Nostalgie.

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