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Roboter

FM4/Viktoria Waldegger

Warum uns Roboter noch lange nicht ersetzen

Roboter werden übernehmen und die Menschen ersetzen - das wird in SciFi-Filmen gern als Horrorszenario gezeigt. Technisch sind wir davon aber noch sehr weit entfernt, wie ein Besuch im „BruBotics“ in Belgien zeigt.

Von Viktoria Waldegger

Das Labor wirkt wie die Werkstatt eines verrückten Professors. Auf jedem Tisch, in jedem Eck des Raumes liegen Roboter. Manche von ihnen wurden teilweise auseinandergenommen, einige von ihnen bestehen nur noch aus ihrem metallischen Inneren. Einige der Roboter sind eingeschalten und reagieren, als ich die Werkstatt betrete. Sie winken oder begrüßen mich mit einem fröhlichen „Bonjour“.

Roboter

FM4/Viktoria Waldegger

Hier werden zahlreiche Roboter zerlegt und erforscht.

Ich bin zu Gast im „BruBotics“, dem Human Robotics Research Center in Brüssel. Hier forschen gut 100 Wissenschafter an den Robotern der Zukunft. Nicht nur Ingenieure und Programmierer, auch Philosophen und Soziologen werden in die Forschung miteinbezogen. Das Vorbild für die Entwicklungen hier ist der Mensch, denn: Roboter können sich bisher nicht flüssig bewegen.

Gehen ist schwieriger als Fliegen

Belgische Roboter

Für das Projekt „eurotours“ war ich in Belgien unterwegs, um mir anzuschauen, was Roboter mittlerweile können. Finanziert wurde das Projekt vom Bundeskanzleramt.

Sie bewegen sich immer noch sehr steif und maschinell, erklärt Bram Vanderborght, einer der Forscher und Ingenieure. Das sei zwar ein Vorteil für sehr präzise Arbeiten, aber schlecht für die Sicherheit im Umgang mit Menschen und auch die Energieeffizienz der Roboter. Der menschliche Körper hingegen arbeite extrem effizient und energiesparend, erklärte Vanderborght. Sein Team und er arbeiten einerseits an sozialen Robotern, die mit uns interagieren sollen, und andererseits an der Entwicklung von hochtechnischen Prothesen.

Hände nach Oktopus-Vorbild

Wenn Roboter wie Menschen aussehen, weckt das auch Erwartungen, erklärt Bram Vanderborght. Gleichzeitig arbeitet sein Team an neuen technischen Möglichkeiten, um die Stärken von Händen nutzen zu können.

Für Fußprothesen etwa wird der Gang von Menschen genau analysiert. Diese Mechanismen des menschlichen Körpers sollen dann nicht kopiert werden, die Forscher versuchen aber das Prinzip dahinter auszumachen und das auf Roboter und Technik umzulegen. Das ist bisher eine schwierige Aufgabe. "Es klingt komisch, dass wir Flugzeuge fliegen lassen können, aber Roboter nicht flüssig gehen können, schmunzelt Vanderborght. Für eine Maschine sei das eine wahnsinnig komplexe Aufgabe.

Roboter brauchen Lenkung

Auch von selbstständig arbeitenden Robotern sind wir noch sehr weit entfernt, erklärt Vanderborght. Hinter vielen der vermeintlich autonomen Roboter steckt derzeit noch das „Wizard of Oz“-Prinzip. Das bedeutet, dass ein Mensch im Hintergrund sitzt, der jeden Schritt des Roboters lenkt. Für jede Frage, die dem Roboter gestellt wird, muss ein Button gedrückt werden, damit der Roboter weiß, wie er zu reagieren hat. Das soll sich ändern, Roboter sollen smarter werden, erkärt Vanderborght. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.

Zu menschliche Roboter sind gruselig

Gleichzeitig sollen Roboter keine Kopien von uns Menschen werden, das wirkt nämlich alles andere als vertrauenswürdig. Dafür gibt es sogar einen eigenen Begriff - „Uncanny Valley“. Dieser Effekt besagt, dass die Akzeptanz für Roboter schlagartig sinkt, wenn sie uns zu sehr ähneln. Der Mensch spürt dann unbewusst, dass mit diesem anderen „Menschen“ irgendwas nicht stimmt. Das erinnert dann sofort an zombieähnliche Kreaturen und wirkt gruselig.

Aussehen der Roboter unter Forschung

Roboter sollen menschlich wirken, aber gleichzeitig uns Menschen nicht zu ähnlich werden. Das Aussehen von Robotern ist deshalb ein wichtiger Forschungsschwerpunkt.

Die Roboter von „ZoraBots“ haben menschliche Züge. Sie haben Hände, manchmal Finger, Augen, die den Blick des Gegenübers suchen, und können Emotionen zeigen. Tausende ihrer Roboter sind in Europa, Kanada und seit kurzem auch in Dubai im Einsatz. Die Roboter können reagieren, aber noch lange keine eigenen Entscheidungen treffen. Das zu ändern, also „Artificial Intelligence“ wird das Forschungsfeld der Zukunft, erklärt einer der beiden Gründer, Fabrice Goffin.

Roboter

FM4/Viktoria Waldegger

Dieser smarte Blumentopf soll älteren Menschen helfen.

Vom Blumentopf zum Freund

Ihre Roboter werden beispielsweise in Krankenhäusern eingesetzt, um Kinder und ältere Menschen zu motivieren. Ein intelligenter Blumentopf ist neu auf den Markt gekommen. Er soll vor allem mit älteren Menschen sprechen, sie an Termine erinnern und auch Sprachnachrichten von Verwandten abspielen. Gleichzeitig reagiert der Blumentopf auf Ungewöhnliches, etwa wenn die Temperatur plötzlich sinkt oder der Besitzer drei Tage lang nicht mit ihnen gesprochen hat. Dann schlägt „Billy Billy“ Alarm.

Roboter

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Das große Vorbild für die Roboter bei „ZoraBots“ ist Star Wars.

Obwohl es sich dabei um Maschinen handelt, bauen die Menschen zu solchen Geräten eine Beziehung auf, erklärt Fabrice Goffin, einer der Gründer der Roboterfirma. Das zeigt sich bei den Robotern, die mit Kindern spielen, und auch bei Smart Speakern wie „Alexa“. Viele Menschen bedanken sich auch bei Alexa, berichtet Goffin von seinen Erfahrungen. Niemand würde sich bei seiner Kaffeemaschine für den Kaffee bedanken, Roboter und künstliche Intelligenz werden aber anders wahrgenommen. Und das wirft auch Fragen für die Zukunft auf.

Umgang mit Robotern als Zukunftsaufgabe

Wenn Menschen eine Beziehung zu Robotern aufbauen, wie es etwa beim Spielen zwischen Kindern und Robotern im Wartezimmer passiert, stellen sich auch viele ethische Fragen. Große Regeln braucht es für den Umgang mit Robotern aber nicht, solange Roboter kein Gewissen und keine Selbstwahrnehmung haben, glaubt der belgische Philosoph Marc Behrendt, er beschäftigt sich mit der Ethik rund um Roboter. Diesen Fortschritt werden wir allerdings sowieso nicht mehr erleben, glaubt er.

Roboter

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Kinder bauen schnell Beziehungen zu Robotern auf, wie hier in einem Krankenhaus in Lüttich.

Ob das jemals möglich sein wird, sei derzeit nicht abzuschätzen. Viel wichtiger ist es seiner Meinung nach, den Datenschutz rund um Roboter zu klären. Denn die Roboter sammeln in ihren Einsatzbereichen zahlreiche Daten, die zum Teil auch sensibel sein können. Das ist ein Mitgrund für den Philosophen, warum die Menschen in Europa immer noch sehr viel vorsichtiger mit Robotern sind als etwa in Asien, glaubt er. Er hat auch Roboter in Japan und Korea besucht, dort seien sie bereits weitaus akzeptierter. Sie würden mehr als Spielgefährten gesehen denn als Gefahr, so Behrendt. Und das sei auch eine vernünftige Einstellung: Denn die Gefahr, dass uns Roboter ersetzen, sei aktuell noch sehr, sehr gering.

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