Österreichische Bands auf dem Reeperbahn Festival

17 Bands aus Österreich waren heuer auf dem Reeperbahn Festival eingeladen. Und es ist nicht das einzige Showcase Festival, bei dem österreichische Acts Aufmerksamkeit bekommen.

Von Susi Ondrušová

Nach dem South By Southwest in Austin, Texas ist das Reeperbahn Festival das zweitgrößte Showcase Festival: über 50.000 Besucher*nnen, 5.000 Musikarbeiter*innen aus 56 Ländern, die sich an vier Festivaltagen rund um die Reeperbahn, der geographischen Festival-Hauptschlagader, bewegen, um Business zu machen und Konzerte zu sehen.

17 Bands aus Österreich waren heuer auf dem Reeperbahn Festival eingeladen. Das klingt bei rund 600 Konzerten während des Festivals vielleicht nicht nach viel, aber zum Vergleich: Das diesjährige Fokusland Australien hat ebenfalls 17 Acts auf dem Festivallineup. Neben 5KHD oder Anger, Keke oder Ebow, Oehl oder Culk, die in den letzten Tagen über die Stadt verteilt Konzerte gespielt haben, waren auch Bilderbuch in Hamburg zu Gast. Ein Teil der Band holt sich den, vom Verein unabhängiger Musikunternehmer ins Leben gerufenen, VIA-Award für Bestes Album („mea culpa“) ab, ein Teil ist in Dubai, um mit Lindsay Lohan an einem Musikvideo zu arbeiten.

Showcase was?

Für Musikjournalist*innen sind Showcase Festivals ein Traum: Bands in kleinerem Rahmen sehen bevor sie groß werden, Kolleg*innen treffen und sich austauschen.

Für Bands bedeuten Showcase Festivals wie das Reeperbahn Festival in Hamburg oder das Eurosonic Festival in Groningen: Stress. Es gibt keine Gage und nicht alle Venues entsprechen den technischen Wunschvorstellungen. Das Publikum ist ein fluktuierendes, also muss jeder Song perfekt klingen und als Einzelsong im Set überzeugen. Man fühlt sich als Band ein wenig ausgeliefert und ob ein Konzert auf einem Showcase Festival „aufgegangen“ ist, erfährt man letztendlich erst nachher.

Die Musikindustrie klatscht gerne aber manchmal tratscht sie auch und beobachtet von weiter hinten. Also: War der Ansturm in die Venue so groß, dass es einen Einlass-Stop gab? Waren auch alle wichtigen Multiplikator*innen und Musikarbeiter*innen beim Konzert, die man braucht, um die Band auf ein „neues Level“ zu heben? Hier ein Angebot in diesem Land zu spielen (für Geld!) oder hier plötzlich Plays aus dieser Ecke der Welt, weil man in einer Best-Of-Liste oder Podcast Erwähnung gelandet ist? Aufmerksamkeit, Lob, Erweiterung der eigenen Fankreise, besser werden, größer werden. Das sind so die Gedanken, die sich im Kopf einer Band oder einer Musikarbeiter*in auf der Reeperbahn abspielen können.

„Ein Showcase Festival ist ein Showcase Festival. Es passieren schöne Sachen und man nimmt auch Mühen auf sich“ sagt Manu Mayr von 5KHD „Es sind schöne Erfahrungen, weil einfach neue Leute da sind und sich darauf einlassen.“ Mira Lu Kovacs war mit Schmieds Puls 2016 das erste Mal auf einem Showcase Festival: „Ich hab das immer total positiv miterlebt. Das war total gut organisiert und ich kann mich noch ans Essen erinnern. Essen ist total wichtig auf Tour deswegen erinnere ich mich an solche Sachen. Wir hatten eine voll schöne Location und mit 5KHD dieses Jahr auch und das wirkt schon besonders. Das ist ein prestigeträchtiges Showcase Festival.“

Wenn Mira Lu Kovacs am Samstag Abend mit den My Ugly Clementines im Häkken auf der Bühne steht, dann kann sie sagen, dass sie in den letzten drei Jahren mit drei unterschiedlichen Bandprojekten regelmäßig sowohl die Reeperbahn als auch das Eurosonic Festival bespielt hat. 2020 könnte sich auch ein Award ausgehen.

Music Moves Europe Talent Award

5KHD sind eine von 16 europäischen Acts, die heuer für den Music Moves Europe Talent Award nominiert sind. Ein Preis, der „auftreibende Künstler*innen, die den europäischen Sound von heute und morgen repräsentieren“, auszeichnet und im Rahmen vom Eurosonic Festival im Jänner 2020 vergeben wird. Eine internationale Jury wird acht Gewinner*innen ermitteln, die jeweils ein Preisgeld von 10.000€ bekommen. Die Fans im Internet können dann entscheiden wer den Public Choice Award bei den „Music Moves Europe Talent Awards“ gewinnen soll und somit auch das Preisgeld von 5.000€ erhält.

Dass 5KHD, die jetzt „nicht so den Mainstream Pop machen“, nominiert sind, freut die Band. Mira Lu Kovacs: „Awards sind schon eine sehr schöne Geschichte, weil man merkt, man wird bemerkt und bekommt eine gewisse Anerkennung für das was man tut!“ Manu ergänzt: „Das ist schön, wenn wir da rausstechen und die Leute bemerken, dass wir da was Anderes machen und schaffen wollen! Dass sich die Leute auch auf was einlassen müssen und dass das anerkannt wird in diesem Format, das seh’ ich als eigentlich ganz positiv!“

Gefragt was für Mira Erfolg bedeutet antwortet sie: „Erfolg ist, wenn man Urlaub machen darf. Von dem her bin ich nicht sehr erfolgreich!“ Manu blickt erwartungsvoll auf die kommenden Live-Termine: „Wenn die Oktober Rutsche passiert ist, wenn das alles so super gelaufen ist, wie ich mir das wünsche, dann fühl’ ich mich als sehr erfolgreich! Das war viel Arbeit und eine schöne Zeit und ich freu mich, wenn das live dann so super umgesetzt werden kann, weil unsere Band ist eine Live-Band!“