„Concrete Genie“

So hätte ich mir den Kunstunterricht in der Schule gewünscht: einen magischen Pinsel in die Hand nehmen und mit Leichtigkeit wunderschöne Formen und Strukturen zeichnen. Das ist im Adventure Game „Concrete Genie“ auch für künstlerisch weniger talentierte Spieler*innen möglich.

Von Chris Stipkovits

„Concrete Genie“ spielt in der kleinen Hafenstadt Denska, aus der die Erwachsenen weggezogen sind. In den düsteren Gassen randalieren nur noch ein paar wenige Jugendliche – nicht aber der Teenager Ash. Er malt lieber in seinem Skizzenbuch geheimnisvolle Wesen, die er im Laufe des Spiels zum Leben erwecken wird. Doch das Skizzenbuch von Ash wird von den Jugendlichen zerfetzt. Die einzelnen Seiten werden vom Wind in die entferntesten Ecken von Denska verweht. Die Suche nach den einzelnen Blättern beginnt im Leuchtturm. Dort lernt Ash seinen Freund Luna kennen.

Bei Luna handelt es sich um ein Fantasiewesen, das weiß leuchtet, freundlich gurrende Laute von sich gibt und mit Ash wohlgesonnen über Zeichensprache kommuniziert. Der neue Freund gibt Ash das zentrale Spielelement von „Concrete Genie“, den magischen Pinsel!

Mit diesem Pinsel wird im Spielverlauf Denska wieder zum Leuchten gebracht, und dies sieht wunderschön aus. Beinahe jede Wand in „Concrete Genie“ kann bepinselt werden, und dabei ist man nicht auf schnöde Farbklekse beschränkt, sondern wie durch Zauberhand entstehen wunderschöne Landschaften. Wenn man Gras zeichnet, wird die Wand sofort in sattes Grün getaucht, für Bäume, Pilze und vieles mehr gibt es ebenfalls einen eigenen Pinselstrich. Findet man als Graffiti getarnt kleine, bunte Monster am Boden, dann kann man auch diese zum Leben erwecken.

Hello my little friends

Die kleinen Monster nennt Ash Dschinns, und die helfen Ash im Spielverlauf. Einige der Dschinns besitzen spezielle Eigenschaften – so kann der Elektro-Dschinn Türen mit einem elektronischen Schloss öffnen, ein Feuer-Dschinn sprengt Ash den Weg in den nächsten Spielbereich frei. Malt Ash für die Dschinns Kunstwerke, dann freuen sich die treuen Begleiter, drücken die Zuneigung zu Ash mit kleinen Herzchen aus und geben süße Laute von sich. Die Dschinns entwickeln auch ein Eigenleben, schwirren durch die Welt von Ash und interagieren miteinander.

Insane good artwork!

Durch die Malerei wird Denska bunter und freundlicher, doch „Concrete Genie“ ist mehr als nur ein Adventure Game mit schnell gelösten Rätseln, kleinen Zwischenkämpfen mit dunklen Dschinns, die man erst zähmen muss, und Zwischensequenzen mit einer der besten Artworks in Games 2019. Im Laufe des Spiels lernt man auch die Geschichten der anderen Kinder und Jugendlichen kennen, die den/die Spieler*in berühren. „Concrete Genie“ setzt sich mit Bullying auseinander und zeichnet ein Bild, wie man der Realität entfliehen kann.

Mobbing und die Flucht aus der Realität

Wenn man sich mit „Concrete Genie“ oberflächlich auseinandersetzt, dann ist es ein Adventure Game, in dem man hübsch und simpel malen kann im Rahmen einer kleinen, netten Story. Das Spiel behandelt aber – auch auf einer Metaebene – Themen wie Mobbing und bildet die Realität nicht in Schwarz-Weiß ab. Dabei packt „Concrete Genie“ diese Inhalte in eine süße, verträumte Story, die das Herz des/der Spieler*in erwärmt. Ich habe das Spiel in weniger als vier Stunden durchgespielt – aus meiner Sicht hätte das Spiel ruhig noch vier Mal so lange dauern können. Bleibt nur zu hoffen, dass Ash in einer Fortsetzung zu sehen ist.

In der FM4 Spielekammerl Show haben sich Conny Lee und David Riegler dem Spiel „Concrete Genie“ gewidmet. Hier seht ihr das Let’s Play.

Analoge Action heute in der FM4 Spielekammerlshow - mit David Riegler, Conny Lee und Chris Stipkovits von radio_fm4 auf www.twitch.tv ansehen