FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

neue OEFB Dressen

APA/ROBERT JAEGER

Blumenaus Fußball-Journal

Ist der ÖFB nur konservativ oder doch reaktionär?

Das neue Logo- und Trikot-Design des ÖFB wirft neue und alte Fragen um dessen Werte (auch angesichts einer weiter bewusst falsch gesungenen Hymne) auf.

Von Martin Blumenau

Das neue, vom Fußball-Verband präsentierte Trikot-Set, von Marko Arnautovic in einer Mischung aus Gelassenheit und Fatalismus vorgeführt, ist schwarz-türkis, also ÖVP hoch zwei. Was kübelweise Hohn und Spott nach sich zog, von der Frage nach buckelnder Vorleistung bis hin zur Weissagung einer Minderheits-Regierung.

Der ebenfalls neu designte Wappenadler auf der Brustseite des Trikots klärt vielleicht auf, wie es dazu kommen konnte. Dem ÖFB/Puma-Adler fehlen die Symbole der gesprengten Ketten sowie Hammer und Sichel, die das echte Wappen-Tier aus guten Gründen (Befreiung vom Nationalsozialismus, Bezug auf die Arbeiter und Bauern) beinhaltet, ganz ohne die beim ÖFB wohl angenommene kommunistische Anmutung.

neues ÖFB Logo

APA/ROBERT JAEGER

Der neue Adler hat statt zwölf nur noch zehn Federn und das ist Absicht, sagt man beim Verband, das stehe für die 9 Landesverbände und die Liga, also die zehn Mitglieder. Wer die österreichische Realverfassung kennt, weiß wie die Landesverbände politisch in die Pflicht genommen werden und wie sie parteipolitisch besetzt werden und was das für die Wahl des Präsidenten bedeutet. Hier die entsprechende Erklärbär-Geschichte im Profil, als Leo Windtner, ein landespolitisch wichtiger Player der ÖVP Oberösterreich, ins Amt kam. Komischerweise wird man dieser Tage schief angeschaut, wenn man auf Parteizugehörigkeiten und oder Parteinähe hinweist, selbst bei Betriebsratswahlen hier im ORF-Funkhaus ist es nicht gerne gesehen, wenn die ÖVP-Nähe einer ÖVP-nahen Liste erwähnt wird.

Die VP-Nähe von Windtners ÖFB wird wohl auch der Grund für die Betriebsblindheit bei der Trikot-Farbenbestellung sein: jemand, für den schwarz und türkis ohnedies selbstverständliche Lebensbegleiter sind, für den Partei, Staat und Verband eh eins sind, wird sich bei der öffentlichen Kombination der beiden Farben eben genau nichts denken.

Zum aus tiefster Seele offenbarten politischen konservativen Bekenntnis passt das neue schicke Adler-Design, dessen zackige Runenhaftigkeit auch im Gabalier-Lager gut ankommen wird, mit dem man ja ohnehin freundschaftlich verbunden ist - also weniger die ÖFB-Granden als die Mannschaft: sie teilt das misogyn-reaktionäre Bekenntnis zur alten, rein männlich getexteten Hymne und singt die falsche Version mit falschen Tönen aus falschen Herzen und mit voller falscher Brust. Was die ÖFB-Frauen mit Leichtigkeit und bei jedem Ländermatch Zustandebringen („Heimat großer Töchter und Söhne“ zu singen) schaffen die Herren Herren nicht (sie bleiben auf dem schief getexteten „Heimat bihihiistuuu großer Söhne“ picken).

Das hat nichts mit der Weltläufigkeit oder Intelligenz zu tun: auch Teamspieler wie Baumgartlinger oder früher Janko schaffen diesen unüberwindlichen Willensakt, der sie aus dem reaktionären Gabalier-Eck in die Wirklichkeit holen würde, nicht und nicht hinaus. Auch wenn die ORF-Kameras bei der bewussten Stelle mittlerweile immer gnädig webblenden, um die Herren Kicker nicht noch mehr zu blamieren - es ist Zuviel verlangt. Auch vom ÖFB, dem das seit schon immer wurscht ist, bleibt lieber bei Gabalier und seinem Narrativ vom Volksschulwissen. Nach dieser Logik müsste er dann aber auch jeglicher digitaler Technik entsagen.

Das würde auch für die WhatsApp-Gruppe ÖFB-Team gelten, die sich ja sonst gerne auf der Höhe zu Zeit sieht (mit einer dezidierten Ausnahme): vielleicht schaffen sie es ja im übernächsten Spiel in Lettland, wenn der Druck abgefallen ist, die Hymne erstmalig und von da ab dann immer richtig (und auch im Sinne ihrer ÖFB-Teamkolleginnen) zu singen, und ihren faulen Lippenbekenntnissen auch Taten folgen zu lassen.

Aktuell: