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Darq

Unfold Games

Albtraumwandler im Düsterschick

Das stylische Action-Rätselspiel „Darq“ verbindet Traumlogik mit kniffligen Perspektiven- und Schwerkrafträtseln.

Von Rainer Sigl

Ein finsteres Haus in monochromen Farbtönen, staubige Räume, geheimnisvolle Mechanismen: Im Videospiel „Darq“ geht es ganz seinem Namen gemäß ziemlich düster zu. Als spindeldürrer, glatzköpfiger, kleiner Bub bin ich darin ganz ohne Worte in einem Traum gefangen und mühe mich ab, wieder aufzuwachen. Wie das in Träumen so ist, haben schon die grundlegendsten Naturgesetze hier nicht immer Geltung - was oben, unten, vorne oder hinten ist, ist in „Darq“ etwa durchaus nicht konstant.

Das bemerke ich zum ersten Mal, als ich in einer Sackgasse vor einer Wand gelandet bin: Ein Tastendruck, und die ganze Welt dreht sich um 90 Grad - die Wand wird zum Fußboden und ich setze meinen Weg durch die seltsame Traumwelt fort. Ein Schalter lässt die ganze Umgebung um ihre Achse rotieren, ein weiterer Hebel schickt mich in die Tiefe des Raums oder gleich nach vorn, auf den Zuschauer zu.

Am besten lässt sich das im Trailer sehen:

Oben, unten, links, rechts

Gar nicht so einfach, in „Darq“ die Orientierung zu behalten - oder eigentlich: doch. Im Prinzip geht es nämlich aus der klassischen Plattformer-Seitensansicht „nur“ nach links oder rechts, aber dank der traumlogischen Perspektiv- und Schwerkraftwechsel bewege ich mich trotzdem durch ein Labyrinth.

Die düsteren Schauplätze sind recht abwechslungsreich - unter anderem verschlägt mich die Traumlogik in ein verlassenes Theater oder auf einen fahrenden Zug. Immer gilt es hier alle möglichen Rätsel zu lösen - die sind zum Teil recht originell geraten und wiederholen sich dankenswerterweise nicht. Manchmal muss ich auch bizarren und unheimlichen Albtraumgestalten ausweichen. Wirklich verirren kann man sich hier nicht, denn „Darq“ ist absolut linear; manchmal, vor allem bei Begegnungen mit Bösewichten, bringen einen auch nur Versuch und Irrtum voran. Gut, dass die meisten Speicherpunkte recht bequem platziert sind und so nur selten Frust aufkommt.

Darq

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Kurz und atmosphärisch

Was „Darq“, das übrigens bereits vergangenen August erschienen ist, aber die nachträgliche Erwähnung durchaus verdient, besonders macht, ist seine Präsentation: Die hübsche, monochrome Grafik erinnert ein bisschen an Tim Burtons Trickfilme, vor allem das gruselig-komische „A Nightmare Before Christmas“. Auch die Sound-Kulisse ist absolut gelungen. Weil kaum etwas erklärt wird, kommt man sich vor allem zu Beginn des Spiels wirklich wie ein staunender Albtraumwandler vor.

„Darq“ ist für Windows erschienen.

In den gut zwei bis drei Stunden, die dieser atmosphärische Albtraum dauert, bleibt „Darq“ dank Abwechslungsreichtum und reichlich Surrealismus unterhaltsam; für einen Ehrenplatz neben den Kultspielen seines Genres, wie etwa „Limbo“, „Inside“ oder „Little Nightmares“, reicht es allerdings nicht ganz. Wer surreale, intelligente Rätselspiele mit einem Hauch Horror liebt, wird allerdings gern mit diesem kleinen Indie-Albtraum die Wände hochgehen.

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