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Artwork aus dem Game "Slay the Spire"

Mega Crit

„Slay the Spire“: ein Fantasy-Kartenspiel mit Tiefgang

Der Markt der digitalen Kartenspiele ist stark umkämpft. Trotz simpler Comicgrafik hat sich dabei das bereits Ende 2017 erstmals veröffentlichte „Slay the Spire“ einen Sonderstatus erarbeitet.

Von Robert Glashüttner

Seit das im beliebten Warcraft-Universum angesiedelte Online-Sammelkartenspiel „Hearthstone“ im Frühjahr 2014 seinen Siegeszug angetreten hat, ist das digitale Kartenspiel in den darauffolgenden Jahren zu einem ebenso beliebten wie umkämpften Game-Genre geworden. Firmen versuchen dabei mitunter, ihre bereits etablierten Computerspielmarken auch in Kartenspiele zu gießen - mit unterschiedlichem Erfolg. So ist etwa das in der Welt von The Witcher angesiedelte „GWENT“ nicht unerfolgreich, aber zu komplex für einen größeren Durchbruch. „Artifact“, das im populären Dota 2-Universum spielt, konnte - trotz der Beteiligung von Richard Garfield, der Anfang der 1990er Jahre mit „Magic the Gathering“ die Blaupause für Sammelkartenspiele geliefert hat - nie so richtig in die Gänge kommen. Möglicherweise ändert sich das mit dem League of Legends-Kartenspiel „Legends of Runeterra“, das demnächst erscheinen wird.

Simple Grafik, erstaulicher Tiefgang

Ein ganz anderes digitales Kartenspiel von einem kleinen Indie-Entwicklerteam kam Ende 2017 aus dem Nichts und ohne jegliche bekannte Marke im Gepäck: das in einer simplen Comicgrafik präsentierte „Slay the Spire“. Der große Vorteil im Vergleich zu „Hearthstone“ und Co.: Bei „Slay the Spire“ spielt man stets gegen Computergegner. Das ist eine geringere Einstiegshürde als bei anderen Online-Sammelkartenspielen, wo man meistens gegen andere Menschen spielt.

Das Designziel für das Spiel war es, das Prinzip von Sammelkartenspielen mit dem Konzept von zufallsgenerierten Levels, in der Games-Fachsprache Rogue-like genannt, zu verknüpfen. Eine Partie in „Slay the Spire“ dauert in der Regel rund eine Stunde und ist geprägt von einer Landkarte, auf der man sich Schritt für Schritt seinen Weg nach vorne bahnt. Wie bei einem Brettspiel passiert auf jedem Feld etwas: Wahlweise muss man gegen Gegner kämpfen, ein kleines Abenteuer bestehen, oder man kann sich erholen oder bei einem Händler Zaubertränke, magische Relikte und neue Karten kaufen.

Speichern oder Züge zurücknehmen ist nicht erlaubt - so will es das Grundprinzip von Rogue-likes, und dadurch baut sich auch Spannung auf. Keine Partie gleicht der anderen, man sollte auf alles gefasst sein und muss mit dem arbeiten, was man zugewiesen bzw. zur Auswahl bekommt. Wie bei jedem guten Denk- und Puzzlespiel sind Strategie und Taktik tiefgründiger als man vorab vermutet. Es geht nicht nur darum, wie man sich sein Kartendeck zusammenstellt, sondern auch um die richtige Abfolge beim Ausspielen der Karten. Ein kluger und effektiver Wechsel zwischen Defensive und Offensive ist die Basis eines erfolgreichen Laufs in „Slay the Spire“. Meistern wird man das Spiel aber nur dann, wenn man sein Deck und seine Spielweise so verfeinert, dass man imstande ist, pro Zug viele Karten auf einmal und idealerweise auch mehrfach spielen zu können. Nur so können die schwierigsten Gegner auf der dritten und letzten Spielebene besiegt werden.

Screenshot aus "Slay the Spire"

Mega Crit

Kleiner Karten-Klassiker

Im ersten Jahr nach der Erstveröffentlichung war die öffentliche Aufmerksamkeit bei „Slay the Spire“ noch vergleichsweise gering. Zu dieser Zeit war das Spiel auch noch nicht vollständig fertiggestellt, sondern in der Frühphase Early Access. Vor einem Jahr ist das Game schließlich in der Version 1.0 offiziell online gegangen, und erst vor zwei Wochen ist zum einjährigen Jubiläum ein großes Update passiert - mit der Version 2.0. Mittlerweile hat die Popularität des Spiels enorm zugenommen: Bereits im Frühjahr 2019 konnten über 1,5 Millionen Lizenzen verkauft werden.

„Slay the Spire“, entwickelt von der US-amerikanischen Firma Mega Crit ist für Windows, MacOS, Linux, Xbox One, Switch und Playstation 4 erschienen. Die Versionen für iOS und Android folgen dieses Jahr.

Statt der bisher drei Heldenfiguren mit unterschiedlichen Fähigkeiten und speziellen Karten gibt es nun eine vierte Figur: Die Seherin. Mit ihr kann man zwischen bestimmten Kampf- und Körperzuständen wechseln. Läuft es dabei aber mit dem Timing schief, kann einem das auch ordentlich einen Strich durch die Rechnung machen - etwa, weil im Zornes-Zustand zwar doppelt so viel Schaden ausgeteilt, aber auch eingesteckt wird. Unabhängig der jeweiligen Spielfigur ist der große taktische Vorteil des Spiels, dass man über den nächsten Schritt der Gegner Bescheid weiß. Wird man etwa in der kommenden Runde attackiert, zeigt einem das das Spiel durch einen entsprechenden Wert über den Köpfen der Feinde an.

Screenshot aus "Slay the Spire"

Mega Crit

„Slay the Spire“ in der FM4 Spielekammerl-Show

Heute (Donnerstag, 30. Jänner) widmen sich Conny Lee und Robert Glashüttner in der FM4 Spielekammerl-Show ausgiebig „Slay the Spire“. Auch in der FM4-Redaktion ist das ungewöhnliche Sammelkartenspiel beliebt. Ob das bedeutet, dass die Partien in der Kammerlshow deshalb alle erfolgreich ausfallen werden, muss erst bewiesen werden. Gestreamt wird wie jeden Donnerstag von 17 bis 21 Uhr auf twitch.tv/radio_fm4.

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