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Das österreichisch Isländische Duo Oehl im Portrait

Tim Cavadini

Das FM4-Award-Nominee Duo Oehl ist heute Gast am Sender!

Fünf Bands sind für den FM4 Award beim Amadeus nominiert – und alle Nominees werden ein Tag lang den Sender übernehmen! Heute zu Gast: das islandisch/österreichische Duo Oehl!

Von Clemens Fantur

Zuerst ist da die sanfte Stimme, die einem sofort das gewisse Grundvertrauen gibt. Und dann merkt man sofort, Oehl sind weit mehr als Musik, hier geht es um das hör-, seh- und fühlbare Ganze. „Diese Wolken habens mir angetan. Sie halten mir die Sonne vom Leib. Wenn sie dann fort sind ist es schon dunkel hier. Dann werd ich wieder zu Staub bei dir“ singt Ari Oehl in „Wolken“ mit bittersüßer Stimme. Ein schwermütiges aber stehts hoffnungsvolles Grundgefühl, welches sich durch fast alle Stücke des Duos zieht. Und trotz aller Melancholie geht von den Songs auch immer etwas optimistisches und federleichtes aus. Ein ständiges Wechselbad der Gefühle.

Dorthin wo ich hinwill nur Stock und Stein
Wer sich zu früh umdreht verfällt dem Schein

Vielleicht sind es aber auch die zum Tanzen einladenden Basslinien von Hjörtur Hjörleifsson und die ausgereifte Produktion von Marco Kleebauer, der auch für den Sound der letzten beiden Album von Bilderbuch und Leyya verantwortlich war.

Wir haben Ari und Hjörtur in ihrem Schreibzimmer zu Hause besucht, um ihnen beim Schreiben der Songs ein wenig über die Schulter zu schauen.

Nicht nur haben sie mit ihrem Debüt „Über Nacht“ ein beeindruckendes, weil musikalisch und lyrisch so vielschichtiges Erstlingswerk vorgelegt, auch live wissen Ari und Hjörtur zu überzeugen. Zusammen mit dem Schmusechor haben sie sich vergangenes Jahr bei uns im altehrwürdigen Studio 2 eingefunden, um für uns eine exklusive FM4 Session einzuspielen.

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Warum verdient ihr FM4 Award?

„Alle verdienen den FM4 Award, die Musik auf diesem Level machen. Das ist Knochenarbeit, die zum Glück auch belohnt wird – wenn wir live spielen, von Menschen zuhause gehört werden und wenn wir unseren ersten Award gewinnen. Zählt man die Oehl Liveband, Label und Management zusammen sind wir wesentlich mehr Frauen als Männer, das ist heuer mehr Thema als je zuvor, und ich finde es auch gut das anzusprechen. Oehl ist keine Sausage Party. Außerdem verdient der Amadeus Award eine Harfe. Und mit dieser wollen wir auf die Amadeus-Bühne!“

Wenn du eine Amadeus-Kategorie erfinden könntest – welche wäre das – und wer würde den Award in dieser Kategorie bekommen?

„Ich finde Filmmusik und Soundtrack könnten in Österreich eine gewichtigere Rolle bekommen, vielleicht würden dann auch mehr Filmschaffende auf Bands für Soundtracks zukommen. Wir sind große Kinofans und wissen um die Rolle von Sound und Musik im Film – sie machen ca. 50% des Effekts aus. Es gibt Soundtracks, die wir heute kaum mehr mit den Filmen verknüpfen – zum Beispiel Klassiker wie Mrs. Robinson (Simon & Garfunkel für The Graduate) oder Knockin’ on Heaven’s Door (Bob Dylan für Pat Garrett & Billy the Kid). Die Liste ist ewig und zum Glück gibt es in Österreich mit RegisseurInnen wie Andreas Prohaska (Das finstere Tal), Marie Kreutzer (Was hat uns bloß so ruiniert) oder Sebastian Meise (Stillleben) auch Filmschaffende, für Musik eine zentrale Rolle spielt.“

Was ist deine liebste Amadeus-Anekdote (von der Gala/Aftershow-Party)?

„Ehrlich gesagt waren wir überhaupt noch nie auf einer Awardshow, geschweige denn Aftershow...“

Das beste am Musikmachen ist…?

„Alles daran; wenn man die Anstrengungen des Tuns und Tourens aushält fühlt man sich wie Hercules in New York. Und natürlich Handyvideos von tanzenden Babies, im Hintergrund läuft Oehl. Davon kann ich nicht genug bekommen.“

Inspiration finde ich…?

„Auf Spotify. Gerade viel 00er Jahre Zeug, Air, Gorrillaz, Avalanches, Dangermouse, Portishead, Belle & Sebastian, The Shins, Flaming Lips, Moby. Und Joanna Newsom, ihre Texte sind die besten. Manchmal ist die beste Inspiration ein fremder Song, eine Zeile daraus oder eine kleine musikalische Idee kann einen ganz neuen Song erschaffen. Es ist bekannt dass wir auch einige Zeilen von klassischen DichterInnen klauen. Ausborgen sagt Hjörtur, ich hab aber nicht vor sie wieder zurückzugeben, insofern...“

Was war bis jetzt die größte künstlerische Herausforderung für dich?

„Das Vollenden (unseres Albums Über Nacht). Danke Nino aus Wien, wir haben die Lektion gelernt. Das Pareto Prinzip sagt das ja auch schon. Die ersten 80% eines Projekts schafft man in 20% der Zeit und die letzten 20% brauchen 80% der Zeit. Es geht immer ums Vollenden.“

Was bedeutet Erfolg für dich?

„Keine schmerzhaften Kompromisse zu machen, etwa: Zeit für Familie und Freunde haben und dennoch von der Musik leben können. Sich selbst treu bleiben und so. Ich glaub Erfolg bedeutet Zufriedenheit, das hat definitiv nichts mit Geld zu tun. Existenzängste sind doof, aber solange wir wissen dass wir würdevoll leben können reicht uns was wir jetzt haben. Klar, ab und an Instrumente und Zeug zu kaufen ist schön, aber zum Glück gibt’s Willhaben und ganz ehrlich, Über Nacht war keine Materialschlacht (und trotzdem kommen Profis auf uns zu und sagen wie toll der Sound sei). Danke Marco Kleebauer an dieser Stelle fürs gemeinsame Arbeiten.“

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