Skaten am Innsbrucker Landhausplatz in Gefahr?
Geschwungene Betonelemente und Rampen, glatter, skatefreundlicher Boden und das auch noch an einem zentralen Standort in Innsbruck: Der Landhausplatz (eigentlich heißt er Eduard-Wallnöfer-Platz) ist spätestens seit dem Umbau vor einigen Jahren ein Mekka für Skater*innen sowie BMXer*innen – nicht nur aus Innsbruck oder Tirol - geworden. Auch an diesem sonnigen Märztag herrscht trotz Coronakrise reges Treiben auf dem Platz. Skater*innen, BMXer*innen und Scooter-Fahrer*innen aller Altersgruppen ziehen ihre Runden.
Dazwischen flanieren Passanten, Kinder spielen in sicherem Abstand zum regen Treiben und manche Leute genießen einfach die Sonne auf Bänken oder Treppen vor dem Landesregierungsgebäude. Es scheint alles sehr friedlich zu sein, die Platz-Benutzer*innen scheinen aufeinander Rücksicht zu nehmen und auf Nachfrage bestätigen das auch viele, dass das nicht nur heute so sei.
APA/LAND TIROL/G.R.WETT
Seit der Platz zum Skaten benutzt wird – und das war auch schon vor dem Umbau – treten Konflikte auf. Aktuell gebe es zu fünf Themenbereichen Probleme, erklärt Stefan Ebner vom Skateboard Club Innsbruck: „Von denen sind zwei aus unserer Sicht Skateboard-spezifisch und drei eher allgemeine Probleme.“ Die „Steine des Anstoßes“ seien einerseits die Treppen vor dem Befreiungsdenkmal und jene vor dem Eingang zum Landesregierungsgebäude. Diese werden gerne zum Sliden und Grinden verwendet und auch eingewachst. „Das Land Tirol ist an uns herangetreten und hat gesagt, dass die aktuelle Nutzung des Platzes nicht akzeptabel ist“, erklärt Stefan Ebner.
Die drei allgemeineren Probleme drehen sich um die Themen Drogenkonsum, respektvoller Umgang bzw. Rücksichtnahme und Verschmutzung durch Müll, Beschmierungen und Aufkleber. Doch das Land Tirol, als Verwalter des Platzes, sucht das Gespräch: „Es wurden jetzt keine Verbote ausgesprochen, sondern Initiative gezeigt, mit der Skate-Szene ins Gespräch zu kommen“, betont Stefan Ebner.
radio fm4 / Lukas Lottersberger
Das bestätigt auch Florian Kurzthaler, Pressesprecher des Landes Tirol. Was die Probleme betrifft, meint er: „Es gibt Menschen, die gewisse Bedenken zu ihrer Sicherheit haben. Das ist so.“ Außerdem habe das Land in den letzten fünf Jahren mindestens 75.000 Euro ausgegeben, um Verschmutzungen zu beseitigen. „Das ist eine Zahl, die nicht ganz unbeträchtlich ist und die der Steuerzahler am Ende des Tages aufbringen muss“, erklärt der Pressesprecher des Landes.
Offene Diskussion
Man suche nun eben ein Gespräch auf Augenhöhe und wolle gemeinsam zu einer Lösung kommen, unterstreicht Florian Kurzthaler. „Wir wollen etwa mit Fragebögen an die Skater- und BMXer-Szene herantreten.“ Auf der anderen Seite versucht Stefan Ebner in der aktuellen Debatte die Stimmen der Skater*innen zu bündeln.
Trotz der beiderseitigen Dialogbereitschaft gibt es in der Skate-Szene einige Zweifel daran, ob es nicht doch früher oder später zu Einschränkungen für sie kommen wird – etwa durch Skate-Stopper oder bauliche Maßnahmen. Manche fürchten auch ein totales Skate-Verbot am Landhausplatz. Das wäre für die Szene bitter, denn durch die zentrale Lage und die einladenden Betonelemente sei der Platz eben „das Herzstück der Innsbrucker Skate-Szene“ und stets gut besucht, sagt Stefan Ebner.
radio fm4 / Lukas Lottersberger
Die hohe Frequenz steigere freilich das Konfliktpotenzial zwischen den unterschiedlichen Nutzer*innen des Platzes. Deshalb wünschen sich „ganz viele in der Szene einen ordentlichen Street-Skate-Park, um die ständig wachsende Szene in Innsbruck aufzufangen“, sagt Stefan Ebner.
Die Tiroler Landeshauptstadt hat momentan vier Skateparks: beim Tivoli, im Stadtteil Reichenau, beim USI im äußersten Westen der Stadt und in Hötting West. Kritisiert wird aber, dass die Parks zum Teil nicht genug Kapazitäten bieten, einige sind vor allem nicht am Stand der Zeit und würden daher wenig angenommen, erklärt Simon Meister vom Skateboard Club Innsbruck. „Da sehe ich Potenzial für eine Entlastung des Landhausplatzes.“ Er wünscht sich, dass Innsbruck sich ein Beispiel an Städten wie Barcelona, Lyon, Kopenhagen oder Malmö nimmt, wo gute Lösungen für ähnliche Probleme gefunden wurden.
Die Lösung muss warten
Eigentlich hätte es kürzlich eine gemeinsame Diskussionsveranstaltung im Innsbrucker Treibhaus geben sollen, wo man über all die Reibungspunkte offen diskutiert hätte. Der Skateboard Club Innsbruck hat im Vorfeld via Social Media aufgerufen, Vorschläge und Meinungen einzubringen.
Doch wegen der Coronakrise und dem damit verbundenen Veranstaltungsverbot muss die Diskussion nun auf unbestimmte Zeit verschoben werden. „Das ist natürlich schade“, meint Stefan Ebner, hat aber gleichzeitig vollstes Verständnis dafür. „Auf der anderen Seite ist jetzt mehr Zeit, um Feedback einzuholen und dann hoffentlich in absehbarer Zeit das Gespräch mit dem Land durchzuführen.“
Publiziert am 14.03.2020