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Game Developers Conference 2018

Robert Glashüttner

Wie sich die Coronakrise auf die Entwicklung von Games auswirkt

Computerspielen ist eine jener Tätigkeiten, der man auch während der aktuellen Pandemie bedenkenlos und nahezu uneingeschränkt nachgehen kann. Anders verhält es sich mit der dahinterstehenden Industrie: Digitale Spiele verkaufen sich zwar online, doch die Gamesentwicklung ist unter anderem von physischer Präsenz auf internationalen Konferenzen abhängig.

Von Robert Glashüttner

Auf Fach-, aber auch Publikumskonferenzen der Gamesindustrie wird bei Weitem nicht nur gespielt. Man tauscht sich aus, lernt Verlage bzw. Publisher und andere Entwickler*innen kennen und knüpft wichtige professionelle Kontakte - oft in einem informellen Rahmen wie einem Empfang oder einer Party außerhalb der Veranstaltungsräumlichkeiten.

Schon vor Wochen wurde die größte westliche Spieleentwicklerkonferenz, die Game Developers Conference (GDC) abgesagt, die diese Woche in San Francisco hätte stattfinden sollen. Für Gamesmacher*innen - vor allem für jene mit wenig Budget - bedeutet das nicht nur kurzfristige (Flüge, Unterkunft) und langfristige (Einnahmenentgang wegen fehlender Geschäftsanbahnungen) finanzielle Verluste, sondern auch fehlenden kreativen Input. Sozialer Austausch im eigenen Fachbereich bringt Inspiration - und so wie andere Bereiche der Creative Industries sind auch Computer- und Videospiele stark von neuen Ideen und ungewöhnlichen Ansätzen abhängig.

„Wenn ein Event wie die GDC ausfällt, stellt sich die Frage: Bekomme ich meine Unkosten refundiert? Die Investition ist ein gewisses Risiko, denn ich habe vor allem als Indie-Entwicklerstudio nur ein begrenztes Budget, das ich aufwenden kann, um zu diversen Events zu fahren. Da sucht man sich natürlich die wichtigsten davon aus. Wenn dann eines davon ausfällt, kann es sein, dass ein großer Teil des Budgets dadurch einfach verbrannt wird“, sagt dazu Rainer Angermann, Mitbegründer und Geschäftsführer von Rarebyte. Die österreichische Gamesentwicklerfirma hätte bei der GDC ihr aktuelles Projekt „We Are Screwed“ vorstellen wollen.

Rainer Angermann

Rarebyte

Rainer Angermann von Rarebyte

Entschleunigung als Chance

Auch die dänische Spieleautorin Astrid Refstrup hätte mit ihrem kleinen Studio Triple Topping Games bei der GDC sein wollen, um ihre kommenden Spiele „Welcome to Elk“ und „Ynglet“ zu präsentieren. Auch für sie war es ein Rückschlag, sie übt aber auch Kritik am Wesen von Gameskonferenzen:

„So financially, we lost money on flights, hotels, and merch things. It’s not a lot but still something for a small company. If it, however, was my first GDC, I would have missed out on the networking opportunity that brought us to where we are today as a company. But I also think events like GDC can sometimes look like the promised land of gold and honey, where it actually is a very expensive chaotic week that asks a lot of small indies in terms of finances, and also proposes a challenge for more introvert people, people who don’t drink or like me who planned to bring her child.“

Astrid Restrup

Astrid Restrup

Astrid Refstrup von Triple Topping Games

Dass es durch den Ausfall der Gameskonferenzen nun weniger hektisch in der Branche wird, hat also auch Vorteile. Events werden wie in den meisten anderen Kultur- und Industriebereichen nun auch via Streams abgehalten, was Zeit und Geld spart und die Umwelt schützt. Darüber hinaus stellt Home Office bei der Computerspielentwicklung kein großes Problem dar. Es wird ohnehin digital gearbeitet, und viele Firmen arbeiten schon seit Jahren mit Mitarbeiter*innen, die oft weit über den Erdball verstreut sind. Dennoch können „echte“ Konferenzen nicht ganz durch virtuelle ersetzt werden, sagt Rainer Angermann von Rarebyte:

„Weil einfach die zwischenmenschliche Ebene fehlt. Man darf nicht vergessen, dass gerade auf solchen Events viele Dinge gar nicht geplant sind, sondern sich irgendwie ergeben. Das heißt, ich bin irgendwo, habe einen Termin mit einer Person, die mich dann wieder auf einen anderen Kontakt bringt, und so weiter. Man kommt sofort ins Gespräch, weil alle am selben Ort sind.“

Gemeinsam ausprobieren fällt weg

Auch das gemeinsame Arbeiten und Ausprobieren fällt durch virtuelle Konferenzen und Videoschaltungen flach. Die an der TU Graz lehrende Games- und Digitalforscherin Johanna Pirker wäre diese Woche ebenfalls bei der Game Developers Conference gewesen, um dort über Lernerfahrungen mit Virtual Reality zu sprechen. Die gesamte Lehre wird derzeit bekanntermaßen auf Online-Unterricht umgestellt.

„Ich habe heuer zwei Hauptkurse, die stellen wir gerade auf Online-Unterricht um. Für den gesamten Lehrbetrieb ist die aktuelle Situation eine neue Herausforderung. Für meinen Game-Development-Kurs wäre heuer die Aufgabe für die Studierenden gewesen, Virtual Reality-Erfahrungen umzusetzen. Das kann man natürlich nur ermöglichen, wenn man den Studierenden spezielle Hardware zur Verfügung stellen kann.“

Johanna Pirker

Foto Furgler

Johanna Pirker von der TU Graz

Starker Zusammenhalt

Trotz der schwierigen Situation hält die sehr international agierende Gamesentwicklungs-Community stark zusammen. So sind innerhalb der letzten Wochen schnell Initiativen etwa für Kostenerstattungen und Fundraiser entstanden, wie auch Astrid Refstrup betont:

„People are amazing at helping each other. There is the GDC Relief Fund that happened over a weekend, and publishers and game funds have done a lot to still meet with people and ask for new game pitches online. They after all still need to find content! I have always seen the industry as a very helpful community and in this time we are in now, it’s even more clear: Twitter is full of good advice for working from home, and new Discords are popping up where people share food, pets games and more to make this situation all a little bit more ‚normal‘.“

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