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Klaus Teuber

LangenMüller

Der „Catan“-Spieleautor Klaus Teuber legt seine Autobiografie vor

Vom Zahntechniker zum Spieleautor: „Mein Weg nach Catan“ erzählt vom Leben und der Karriere eines bescheidenen Designers, der vor 30 Jahren den Grundstein zeitgenössischer Gesellschaftsspiele gelegt hat.

Von Robert Glashüttner

Es ist wohl das bekannteste Brettspiel der letzten 30 Jahre und hat Maßstäbe in Sachen Unterhaltung und Zugänglichkeit gesetzt: In „Die Siedler von Catan“ besiedelt man eine Insel, sammelt Rohstoffe und baut Städte. Das Spiel hat seit seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1995 viele Erweiterungen und Variationen spendiert bekommen, und darüber hinaus hat „Catan“ in Nordamerika das Genre des sogenannten Eurogame populär gemacht, also Brettspiele, die nicht super nerdy, aber trotzdem immer herausfordernd und abwechslungsreich sind.

Nun hat der Autor, Klaus Teuber, das Buch zum Brettspiel veröffentlicht. Es heißt „Mein Weg nach Catan“ und zeichnet autobiographisch die persönliche Reise auf, die zur Entwicklung des Spiels geführt hat.

Spiele für alle

„Ich bevorzuge Spiele mit einer überschaubaren Spieldauer. Ein nicht zu hoch dosierter Glücksanteil ist mir willkommen, der das Spiel nicht berechenbar macht. Ich favorisiere Spiele, die sich als Medium für ein lebhaftes, geselliges Miteinander eignen und in denen ich sowohl das Spielgeschehen als auch jeden meiner Mitspieler mit der Fülle seiner Persönlichkeit erleben kann.“

Klaus Teuber war früh von Spielen begeistert, aber auch von vielen anderen Themen: Geografie, Geschichte, Chemie, bildende Kunst. Darüber hinaus hat der gelernte Zahntechniker früh eine Familie gegründet, deshalb war ein tage- und wochenlanges Vertiefen in Spiele für ihn keine Option. So geht es vielen anderen Menschen auch, und das ist wohl ein Hauptgrund, warum Teubers zugängliche Brettspiele so beliebt und erfolgreich sind. Mit „Die Siedler von Catan“ ist dieses Designkonzept perfektioniert worden.

„Das Spiel ist interaktiv; jeder ist am Spielgeschehen jederzeit beteiligt. Es ist konstruktiv; was sich die Spieler aufgebaut haben, kann nicht zerstört werden. Das Spielfeld ist variabel; kein Spiel gleich dem anderen.“

Cover von "Catan"

Kosmos

Die markante, rote Abendsonne ziert das Cover von „Die Siedler von Catan“ seit 1995. Im Buch skizziert Klaus Teuber auch die einzelnen Stufen der Entwicklung des Spiels.

Vom Hobby zum Beruf

„Mein Weg nach Catan“ zeichnet mit einem persönlichen, anekdotenhaften Schreibstil Klaus Teubers Weg von einem verträumten Buben aus Hessen, der mit Opa Angeln gegangen ist, über einen Jugendlichen, der unbedingt Medizin studieren wollte, hin zu einem verantwortungsvollen Familienvater, der innerhalb von gut zehn Jahren sein liebstes Hobby zum Beruf gemacht hat.

Zur Veröffentlichung von „Catan“ im Jahr 1995 hatte Teuber in seiner Freizeit bereits ein Dutzend anderer Spiele designt, mit denen er ziemlich erfolgreich war. Jedes seiner Spiele stand im Gegensatz zu den meist sperrigen Konfliktsimulationen und brachte statt Kriegssettings unterschiedliche, meist kurios inszenierte Themen aufs Tapet, wie etwa Antiquitätenhandel („Adel verpflichtet“, 1990), Städtebau („Drunter & Drüber“, 1991) oder Kunstausstellungen („Vernissage“, 1993).

„Mein Weg nach Catan“ von Klaus Teuber ist in Kooperation mit dem Spieleverlag Kosmos bei LangenMüller erschienen.

Erst Ende der 90er Jahre, dank des immensen Erfolgs von „Catan“, schafft Teuber mit Ende 40 den Sprung vom Zahntechniker zum Spielemacher. Sein Berufswunsch-Geist, der ihn immer wieder in seinen Träumen besucht haben soll, zieht sich als wiederkehrender Charakter mittels wundersamer Dialoge durch das Buch und markiert jene Rückschläge und Erfolge, die die ungewöhnliche Karriere des Spieleautors besonders kennzeichnen.

Der bescheidene Bastler

Klaus Teuber wirkt in seinen chronologischen Aufzeichnungen aufrichtig und wahrhaftig. Er erzählt von seinen Eltern und seiner Familie, berichtet von Spielen, Spielerunden, Weggefährten, Geschäftspartnern, Freunden, Inspirationen und Leidenschaften. Und natürlich von seinem Lieblingsort: dem Kellerstübchen, in dem er Mitte und Ende der 80er sowie die meiste Zeit der 90er hindurch Ideen gewälzt und Spiele gebastelt hat. Abgehoben und eingebildet wurde er nach eigenen Angaben aber auch nach dem Welterfolg von „Catan“ nicht:

„Das lag zum einen an meinem Naturell. Ich mache mir nichts aus Auftritten in der Öffentlichkeit und Applaus, sondern sitze lieber zu Hause an meinem Schreibtisch und arbeite an Spielen.“

Anerkennung als Kulturgut

Klaus Teubers Autobiografie liefert weiters interessante Einblicke in die Ursprünge der zeitgenössischen, deutschsprachigen Brettspielszene. Die Entstehung einiger heute bekannter Verlage und Spiele werden beschrieben, und wir erleben den Aufstieg von Spieletreffen, Spielemessen und auch Interessensvertretungen.

"In den folgenden Jahren setzte sich die Spieleautorenzunft unter anderem erfolgreich für die Stärkung des Kulturguts Spiel ein, womit die Gleichstellung des Spiels im Kulturbetrieb mit anderen Werken wie Büchern oder Kunstobjekten gemeint ist, und für die Anerkennung von Spieleautoren als Urheber im Sinne des Urheberrechtsgesetzes.“

Klaus Teubers „Mein Weg nach Catan“ ist nicht nur für Spielebegeisterte eine Empfehlung, sondern bietet allgemein einen reichhaltigen Einblick in das Leben eines Designers und seine Gestaltungsprozesse.

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