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„Frost Forever“: LGoony macht deutschen Cloudrap wieder cool

Warum LGoony ein wichtiges Puzzleteil im deutschen HipHop verkörpert und sein neues Mixtape „Frost Forever“ deutschen Cloudrap 2020 in seiner reinsten Form repräsentiert.

Von Alica Ouschan

cover

Airforce Luna / Lichtgang

„Frost Forever“ ist am 24. April beim Independent Label Lichtgang erschienen.

Deutschrapper LGoony steht seit 2014 für selfmade Realness und Anti-Mainstream. In seinen Songs werden Materialismus und Humor großgeschrieben, eingeordnet wird seine Musik von HipHop Medien häufig in die Schublade des deutschen Cloudraps, wo auch Money Boy, Crack Ignaz oder auch der frühe Yung Hurn verortet werden. Vor allem die ersten beiden österreichischen Rapper waren Freunde, Wegbereiter und Kollaborationspartner für den Kölner LGoony, der seine musikalischen Anfänge in der Glo Up Dinero Gang und dem Swag Mob feierte.

Letzte Woche ist mit „Frost Forever“ sein insgesamt achtes musikalisches Werk erschienen, ein Mixtape mit neun Tracks, mit dem LGoony seinem einzigartigen Standing im deutschen HipHop wiedermal alle Ehre macht.

Allein gegen den Rest

Anders als viele andere im Rap-Business ist LGoony auch nach Jahren seinen Wurzeln treu geblieben: Er macht vom Management über die Promo alles selbst und hat den großen Major Labels Absagen erteilt. Die Musik ist sein Hobby, kein Statussymbol. Er macht was er will und nicht, was sich gerade gut verkauft.

Diese Anti-Haltung, die sich von Modus Mio Playlisten über Features mit großen Namen gegen all das lehnen soll, was Deutschrap mittlerweile verkörpert, zieht sich seit Beginn an durch LGoonys Diskografie und wird auf seinem neuen Tape in Songs wie „Demo“ und „Allein gegen Alle“ thematisiert. Die ersten beiden Single-Vorboten knüpfen nahtlos an Hits wie „Zeit“ oder „Hobby“ vom vorhergegangenen Album „Lightcore“ an.

„Was mich antreibt, ist schon immer der Protest / Kenn die Formel zum Erfolg, doch mach es anders als der Rest / Ich mach die Scheiße ohne Manager, Label oder A&R / Weil kein Mensch mir sagen darf, wie meine Kunst zu klingen hat“ („Allein gegen Alle“)

Der Stil von LGoony hat sich seitdem nicht groß verändert: catchy Beats, ballernde Hooks die ins Ohr gehen, lustige Adlibs, eine gesunde Portion Autotune und Punchlines, die einen zum Schmunzeln bringen. Gleichzeitig gibt es musikalisch auch einige Experimente und Überraschungen auf dem Album. So setzt „Audemars“ auf eine dahingehauchte Hookline, der melancholischer Love-Song „Juni“ ist eine Eigenproduktion des Rappers, der seine Beats sonst meist von Producer-Kollegen bekommt.

Produziert haben sein Album langjährige Freunde oder Mitglieder aus der hauseigenen Lichtgang. Auch bei den Features hat sich LGoony Künstler ausgesucht, die ihn seit Beginn seiner Laufbahn begleiten und mit denen er zuvor schon zusammengearbeitet hat. Unter den Collab-Partnern finden sich etwa Yung Kira, Juicy Gay, Yung Isvvc oder Money Boy - denn LGoony featured laut eigener Aussage ausschließlich Rapper, deren Musik er selbst feiert.

Eines der großen musikalischen Highlights des Albums ist definitiv die aktuelle Single „Rihanna“, in der LGoony das tut, was er am besten kann: Augenzwinkernde Punchlines mit hohem Schmunzel-Faktor servieren - perfekt abgestimmtes Comedy-Musikvideo inklusive.

Realness statt Hype

LGoony betont gern, dass er sich nicht für den Erfolg verkauft. Vielleicht hätte er so groß werden können wie RIN oder Yung Hurn, wenn er bei einem Major Label unter Vertrag gegangen wäre. Stattdessen verkörpert LGoony ein wichtiges Puzzleteil im Deutschrap, weil sein Ziel nicht Bekanntheit, Geld und Erfolg ist - auch wenn die Texte seiner Songs es vielleicht vermuten lassen. LGoony macht Musik nicht für das Cash, sondern weil es ihm Spaß macht.

Sein Lohn ist die beinahe grenzenlose, künstlerische Freiheit und eine unglaublich treue Fanbase. Seine Konzerte sind berüchtigte Abrisse, außerdem ist LGoony abseits vom Rampenlicht ein netter, bodenständiger Dude und nicht in jeder Situation krampfhaft darum bemüht das Image seiner Rap-Persona aufrecht erhalten zu müssen - eine Eigenschaft, die in diesem Business leider eher selten geworden ist.

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Außerdem steht neben dem typischen Geflexe mit teuren Autos, Uhren und lila Scheinen der Humor im Vordergrund. Das außergewöhnlich hohe Maß an Selbstironie verhilft LGoony zu einer extra großen Portion sympatischen Auftretens. So verwendet er sein junges, bubenhaftes Aussehen als Möglichkeit, sich selbst auf den Arm zu nehmen, indem er (schon immer) darauf besteht, erst 14 Jahre alt zu sein.

LGoony hebt sich nicht von der Masse ab, weil er die größte Fanbase oder die meisten Klicks verzeichnen kann und auch nicht unbedingt wegen seiner musikalischen Innovation. LGoony ist wichtig für den deutschen HipHop, weil er ihn mit Leichtigkeit und Humor macht, weil er sich traut, selbstironisch zu sein, ohne dabei lächerlich zu wirken. Er macht Musik, weil sie ihm Spaß macht - und genau deswegen macht es auch Spaß, seine Musik zu hören.

Livetermin: Verschoben

Im Zuge der Corona-Maßnahmen wurde das geplante Österreich Konzert von LGoony am 16. Mai in der Grellen Forelle verschoben. Die Tour findet nun im November statt, der neue Termin ist der 25.11.2020!

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