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Filmstill aus "The Beastie Boys Story"

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Keine Begeisterung für „The Beastie Boys Story“

The Long Goodbye. Die von Spike Jonze gemachte Mischung aus Stand-up-Comedy und Abschieds-Ted-Talk der Beastie Boys unterhält, aber begeistert nicht.

Von Natalie Brunner

Spike Jonze ist zurück mit seinem ersten Film seit „Her“ aus 2013. In „The Beastie Boys Story“ erzählt er die Geschichte der Band, mit der er seit 30 Jahren zusammenarbeitet. Wir erinnern uns z.B. an das lustige B-Movie-artige Video zur Beasties-Nummer „Sabotage“.

Lesetour als „Live Documentary“

„The Beastie Boys Story“ wird von den Macher*innen als Live Documentary bezeichnet, was bedeutet, dass sich die zwei verbliebenen Beastie Boys Ad Rock und Mike D. auf einer Bühne vor Publikum ihr Leben und ihre Bandgeschichte als Beastie Boys Revue passieren lassen, in einer Mischung aus Ted Talk und Stand-up-Comedy. Vorbereitete Clips, Videos, Interviewausschnitte und andere filmische und fotografische Memorabilia werden auf der Leinwand gezeigt und die zwei älteren Herren erzählen selbstreflektierend, wie sie zu den Menschen geworden sind, als die sie heute vor uns stehen.

2020 sind sie immer noch eine Art Role Model für Menschen ihrer Generation. Sie erzählen wie man einen von Eltern und Erwachsenen jeglicher Art gefürchteten Flohzirkus betreibt und dann zum coolen Opa wird, der ohne Reue oder Druck von außen doch einiges gelernt hat, z.B. wie man ein moralisch mehr oder weniger einwandfreies Dasein mit Humor und Coolness koppelt.

Als MCA 2012 an Krebs verstarb, schworen Mike D und Ad-Rock, ohne ihn nicht mehr weiter Musik zu machen. 2018 machten sie aber in Gedenken an MCA in anderer Form weiter. Kurz nach dem Erscheinen des mit viel Liebe gemachten „Beastie Boys Book“ gingen sie auf Lesetour, auf der gelacht und geweint wurde, Dias und Fotos gezeigt wurden und Anekdoten, Sticheleien und Pointen sind hin- und hergeflogen.

„The Beastie Boy Story“ ist der Film zur Lesetour des „Beastie Boys Book“. An mehreren Abenden hintereinander filmte Spike Jonze die Conferencen von Mike D. und Ad-Rock, und schnitt daraus die zwei Stunden Doku „The Beastie Boys Story“.

Abschied nehmen ist schwer

Die zwei Stunden vergehen wie im Flug, die Doku ist amüsant, aber nichts Neues, wenn das Fanauge bereits einen Blick ins Buch geworfen hat.

Ich würde die Beastie Boys gerne in meiner Erinnerung und meinem Herzen als das Trio behalten, das nicht nur mir das 1x1 des charmant schlechten Benehmens gelernt hat, und nicht als zwei ältere Herren, die sich in immer neuer Form von ihrem BFF verabschieden.

Das Buch war würdig und schön, die Lesetour ein Geschenk für Fans, der Film ist der Appendix dazu. Dass „The Beastie Boys Story“ von Spike Jonze gemacht wurde, hat für die Zuseher*innen keinen besonderen Mehrwert, außer den Name-Drop des Beastie-Boys-Intimus. Aber jetzt bitte einen Schlussstrich ziehen! Abschied nehmen tut weh, aber wenn der Zeitpunkt übersehen wird, dann schmerzt das noch viel mehr. Verramscht eure eigene Legende nicht.

Der Dokumentarfilm „The Beastie Boys Story“ sollte ursprünglich Anfang April in den IMAX-Kinos gezeigt werden, aber dieser Kinostart verzögert sich. Seit 24. April ist „The Beastie Boys Story“ online auf Apple TV zu sehen.

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