FM4 Sun Screen: „Call Me By Your Name“ (2017)

Die Lieblings-Sommerfilme der FM4 Filmredaktion. Eine Reise von Long Island über die Lombardei in die Catskills und Camp Crystal Lake. Und noch weiter. Diesmal: „Call Me By Your Name“.

Von Jan Hestmann

Tagsüber mit dem klapprigen Rad in der Gegend rumfahren, nachts mit der Freundin im See planschen. In der Wiese liegen und Bücher lesen, Pfirsiche pflücken oder oben ohne am Piano klimpern. So wunderschön und unaufgeregt kann der Sommer in Norditalien im Jahr 1983 sein.

Und genau so verbringt der 17-jährige Elio (Timothée Chalamet) die heiße Jahreszeit auf dem Landsitz seiner Eltern - gekleidet in knappen Shorts und mit großer, dunkler Sonnenbrille. Doch dann zieht Oliver (Armie Hammer) ein, der großgewachsene Amerikaner mit den noch größeren Kurzarmhemden, und bringt Schwung in den mediterranen Alltag.

Oliver, ein 24-jähriger Doktorand, weiß sich sofort in diese heimelige Idylle einzugliedern. Was Oliver macht, macht er mit einer beherzten Entschlossenheit. Das zeigt sich schon beim täglichen Frühstück auf der Terrasse seiner Gastfamilie - wenn er das weiche Ei gierig in nur wenigen Sekunden verschlingt und den frischgepressten Saft jedes Mal auf Ex hinunterstürzt. Das zeigt sich auch später - wenn sich eine Liebesbeziehung zwischen Elio und Olivier anbahnt.

„Call My By Your Name“ von Luca Guadagnino aus dem Jahr 2017 macht Timothée Chalamet endgültig zum Filmstar. Die Chemie zwischen Elio und Oliver ist in jeder einzelnen Szene zu spüren, wohltuend und mächtig, wie in nur ganz wenigen Liebesfilmen. Flankiert werden die beiden dabei von Elios kompromisslos gutmütigen Eltern, ebenfalls großartig gespielt von Michael Stuhlbarg und Amira Casar. Es ist einer schönsten Szenen des Films, als Elios Vater ihn in einem herzerwärmenden Monolog wissen lässt: „It gets better.“

Das ist einer dieser Szenen, die eine so große Wärme ausstrahlt und einem gleichzeitig vor lauter Rührung die Kehle zuschnürt. Verstärkt noch von dem grandiosen verträumt-melancholischen Soundtrack von Sufjan Stevens. „Mystery of Love“ heißt einer der Songs daraus. Und dieses Mysterium, und das ist so erfrischend an diesem Film, wird hier trotz allen Herzschmerzes von seiner besten Seite gezeigt.

Der Film „Call Me By Your Name“ ist eine Handlungsanleitung dafür, das Leben in vollen Zügen zu genießen und den Moment - so flüchtig er ist - maximal auszukosten. Hier ist dieser Moment ein heißer Sommer in Norditalien - und das macht „Call Me By Your Name“ zu einem der überwältigensten Sehnsuchtsfilme unserer Zeit. Und auch zu einem mehr als guten Trost an verregneten Sommertagen.

FM4 Film Podcast: Sommerfilme

In der neuen Ausgabe des FM4 Filmpodcast plaudern Jan Hestmann und Christian Fuchs über einige der schönsten, hitzigsten und auch gruseligsten Sommerfilme. Anhören könnt ihr euch das hier.