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Protomartyr

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Der Song zum Sonntag: Protomartyr - „Day Without End“

Seit einem Jahrzehnt machen Protomartyr Musik, „Ultimate Success Today“ heißt das neue, fünfte Album.

Von Christoph Sepin

Es ist ein Album fürs Jetzt, wenig überraschend bei den fabelhaften Weltbeobachtern von Protomartyr. Krankheit und Unruhe, Politik, Ungerechtigkeiten, eine Gesellschaft zwischen Schock, Wut und Verwirrung, das sind alles Themen, die aus „Ultimate Success Today“ abgeleitet werden können - alleine der Name der fünften Platte der Band aus Detroit evoziert den verzweifelten Traum nach ewigem Erfolg und Glück und die Utopie des American Dream.

Wie viele andere Platten auch ist das neue Album pandemieverschuldet verschoben worden: Statt im Mai erschien die Sammlung von zehn neuen, gleichwertig wunderbaren und herzzerreißenden Tracks im Juli, dafür spendieren Protomartyr zu quasi jedem Lied auf „Ultimate Success Today“ ein Musikvideo online - auch zu „Day Without End“, dem großen Eröffungstrack auf der neuen Platte.

Ein klassischer Opener wie zu einem Konzeptalbum ist das auch: Langsam und beharrlich werden hier Atmosphäre und Ebenen aufgebaut, um Orientierung in der musikalischen Welt von Protomartyr zu finden. Es geht, wie es der Titel schon verrät, um Tage ohne Ende, um das mulmige Gefühl, wenn alles im Jetzt steht: Wenn es keinen Sonnenaufgang und -untergang gibt, dann gibt es auch keine Vergangenheit, keine Zukunft, nur Gegenwart.

Mit der Zeile „I could not be reached“ beginnt Vokalist Joe Casey zuerst noch distanziert seine Geschichte und dann geht es um leere Plätze im Kopf und in der Welt, um Wahrheitsfindung, um Angst und Verwirrung: „This is the dawning of the day without end, when fear steps into light. I’ve been planning for this day all my life, or have I not?“ Wie in vielen anderen Songs von Protomartyr erinnert seine Stimme dabei an einen Nick Cave zu Zeiten seiner frühen Birthday Party.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Am Cover von „Ultimate Success Today“ ist ein Maultier zu sehen, auch in den Lyrics von „Day Without End“ taucht das Tier symbolisch auf: „Forward is all I heard, between the striking of the rod. A floating shadow of a hand across my heart“. Der Schlag der Rute, das Kommando nach vorne, wohl auf der Suche nach dem Ende von diesem endlosen Tag. Im Hintergrund immer wieder das oft in der Musikwelt unterschätzte Saxofon, das zum allgemeinen Unwohlsein des Songs beiträgt.

Nein, das Album „Ultimate Success Today“, und auch das Lied „Day Without End“ sind keine Sommermusik zum im Park herumliegen und Baden gehen. Aber zu wichtig und zu schön, zu herausragend, um aufgrund einer Jahreszeit ignoriert zu werden. Und es bleibt weiterhin zu behaupten: Protomartyr könnten eine Lieblingsband von viel mehr Menschen sein, nur wissen einige wohl noch immer nicht, wie gut diese Gruppe tatsächlich ist. Für Leute, die den oben erwähnten Nick Cave lieben, für Fans von Gruppen wie Iceage oder den Idles: Hier ist eine weitere Platte des Jahres.

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