Tocotronic-Songs als Comics

„Sie wollen uns erzählen“ ist ein schönes Buch für Comic-Fans und Tocotronic-Nerds. Wenn du beides bist, ist das hier vielleicht der Jackpot deines Lebens.

Von Christian Pausch

Im FM4 Interview erzählt mir Tocotronic-Schlagzeuger Arne Zank, dass die Idee zum eben erschienenen Comic-Band „Sie wollen uns erzählen“ von Herausgeber Michael Büsselberg an die Band herangetragen wurde. „Comics standen der Band aber von Anfang an sehr nahe. Wir haben uns da immer viel darüber ausgetauscht“, erzählt Arne Zank aus dem Nähkästchen. Und so hat die Band eingewilligt und sich auf dieses Interpretations-Abenteuer eingelassen.

Dass Texte und Songs von Fans und Musik-Kritiker*innen zerlegt und gedeutet werden, daran hat sich die Band in ihren über 25 Jahren Bandgeschichte schon gewöhnt. Aber dass sich Comic-Künstler*innen ihrer Songs annehmen und sie auf visuelle Weise deuten, war doch eine sehr neue Erfahrung, sagt Arne: „Ich find’s wirklich sehr elegant und toll gemacht, auch die Song-Auswahl.“

Nicht nur die Songs von Tocotronic lassen sich hier (neu) entdecken, auch elf verschiedene Comic-Artists und ihre sehr unterschiedlichen Zeichenstile: Jim Avignon, Julia Bernhard, Tine Fetz, Eva Feuchter, Anna Haifisch, Sascha Hommer, Katja Klengel & Christopher Tauber, Moni Port, Jan Schmelcher und Philip Waechter. Einleitende Worte zu jedem Comic kommen von Dirk von Lowtzow und der Hidden Track sozusagen ist ein von Arne Zank selbst gezeichneter Comic über die Kennenlerngeschichte der Band.

Während sich bei „Drüben auf dem Hügel“ von Sascha Hommer kleine knuddelige Wesen fahrradfahrend auf dem Weg zu ihrem geheimen Treffpunkt machen, sind in „Let There Be Rock“ von Katja Klengel und Christoph Tauber zwei Freund*innen nach einem gescheiterten Großstadtleben am Weg zurück ins Dorf der Eltern, und Tine Fetz erzählt in „Der schönste Tag in meinem Leben“ die melancholische Geschichte eines Zettels, den man in einer Hose findet und vermutlich selbst geschrieben hat.

Es ist ein schönes Buch geworden. Und selbst wenn man die Songs schon in- und auswendig kennt, so wie hier wurden ihre Geschichten noch nie erzählt.

Vorfreude auf ein neues Album

Natürlich habe ich die Chance genutzt und bei Arne nachgefragt, woran die Band gerade arbeitet: „Im Sommer waren wir im Studio und haben die Aufnahmen für ein neues Album abgeschlossen. Und Schlagzeuge aufgenommen vor allem. Vor allem! Ist ja das Wichtigste natürlich an der Band, ist ja klar.“, lacht der Schlagzeuger.

Nun wird das Album gerade abgemischt, der Veröffentlichungstermin hat sich pandemiebedingt ins nächste Jahr verschoben. Mehr darf uns Arne noch nicht verraten: „Ich kann nur die Vorfreude schüren und sonst nur heiße Luft von mir geben.“ Aber das reicht uns Toco-Fans schon, so vorfreudig kommt man gut über den Winter.