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Menschen beim Gamen / Google Stadia

Google

Der Cloud-Dienst Google Stadia ist Gaming für alle, die keine Hardware wollen

Es wird zunehmend unübersichtlich in Sachen Videospiel-Services. Aber warum soll es beim Gaming auch viel anders sein als bei Filmen und Serien, wo ja auch immer mehr Abodienste in den Markt eintreten. Google Stadia ist einer der wenigen Cloud-Gaming-Dienste, die in Österreich verfügbar sind. Erst gestern ist der Dienst hierzulande erschienen.

Von Robert Glashüttner

Bei Games gibt es nicht mehr nur neue Spielkonsolen und Spielebibliotheken, die man abonnieren kann. Sondern es gibt auch Cloud-Services, wo die notwendige Rechenpower, die sonst der PC oder eine Spielkonsole übernimmt, an Serverfarmen ausgelagert wird. Vor einem Jahr ist Google mit so einem Dienst in einigen Ländern wie Deutschland oder den USA an den Start gegangen. Jetzt gibt es ihn auch in acht weiteren Ländern, darunter Österreich. Google Stadia heißt das Ding, und es verspricht eine Loslösung von Hardware und einem möglichst intuitiven Spielerlebnis.

Es gibt wenige Lösungen für Menschen, die gerne mal wieder ein neues Game spielen möchten, aber keine Konsole oder keinen schnellen PC haben und das auch nicht wollen. Am Smartphone oder Tablet spielen mag nicht jede*r, und darüber hinaus ist es für viele größere Spiele schlicht ungeeignet. Google Stadia bietet eine recht einfach zu bedienende Lösung: Man registriert sich mit einer Googlemail-Adresse, kauft sich eine Lizenz des Games der Wahl und kann – Cloud sei Dank! – im Chrome Webbrowser sofort losspielen. Es braucht nicht mal einen eigenen Gamecontroller.

Einfach am Rechner, kompliziert am Fernseher

Das ist eine sehr kurze Zusammenfassung von Google Stadia, die leider anfängt zu bröckeln, sobald man sich näher mit dem Dienst beschäftigt. Bleiben wir mal beim Punkt Einfach drauflosspielen: Das funktioniert am PC und am Laptop. Doch am Fernseher wird es komplizierter: Dafür braucht man die sogenannte Premiere Edition, bei der ein eigener Stadia-Controller und ein Interface namens Google Chromecast Ultra, das man ans TV-Gerät anschließt, mit dabei sind. Dieses Paket kostet rund 100 Euro und ist definitiv eine Einstiegshürde, wenn man bedenkt, dass man die Spielelizenzen dann auch noch dazurechnen muss. Eine Alternative zu Einzelkäufen ist der Abodienst Stadia Pro, der rund 10 Euro pro Monat kostet.

Menschen beim Gamen / Google Stadia

Google

Zu zweit ist Stadia gut spielbar. Darüber hinaus wird es zumindest am Fernseher teuer - ein Controller kostet rund 70 Euro.

Eine dritte Möglichkeit, Stadia zu spielen, ist am Smartphone oder Tablet – allerdings funktioniert das nur mit Android-Geräten. Apple-Besitzerinnen gehen im Moment ärgerlicherweise leer aus. A propos im Moment: Google Stadia wirkt - obwohl es in anderen Ländern ja schon seit einem Jahr am Markt ist - in einigen Punkten noch unfertig. Es gibt diverse Features, wie etwa den Google Assistant, wo man mit der eigenen Stimme Fragen stellen kann, oder Crowd Choice, wo Zuseher*innen via Youtube entscheiden können, wie weitergespielt werden soll. Doch diese Features funktionieren nur recht eingeschränkt, mit wenigen Möglichkeiten bzw. nur in einigen, wenigen Games.

Playing with bots

Diese Einschränkungen betreffen übrigens auch das Thema Multiplayer. Zwar kann man zwei Gamecontroller gleichzeitig verbinden um gemeinsam nebeneinander zu spielen - wirklich intuitiv klappt das aber nicht. Stadia ist in erster Linie eine Singleplayer-Lösung. Diese Tatsache bestätigt sich auch dann, wenn man online gegen andere Spieler*innen antreten möchte.

Cloud-Gaming-Alternativen:

Neben Stadia gibt es in Österreich derzeit nur einen weiteren vergleichbaren Anbieter, und zwar Geforce Now. Xbox bietet den Xbox Game Pass Cloud Gaming, Playstation Playstation Now. Amazon Luna ist erst in den USA angelaufen. Alle Dienste haben unterschiedliche Einschränkungen hinsichtlich Games-Auswahl und kompatibler Geräte.

Absurderweise gibt es ausgerechnet bei Google Stadia, über das einige Menschen abschätzig witzeln, dass es weltweit insgesamt nur acht Userinnen hätte, Battle Royale-Games wie etwa „PUBG“ oder das Stadia-exklusive Spiel „Pac-Man Mega Tunnel Battle“. Ich habe beim Test für FM4 mehrere Runden „Pac-Man“ gespielt und alleine die Art der gleichförmigen Namensgebung meiner Kontrahenten (abseits der doofen künstlichen Intelligenz) hat Aufschluss darüber gegeben, dass hier keine menschlichen Mitspieler am Start sind. Für ein Game, das rund 20 Euro kostet und auf dem Prinzip aufbaut, mit vielen anderen Spieler*innen in ein Game zusammengeworfen zu werden, ist so eine Notlösung peinlich. Multiplayer via Crossplay, also über unterschiedliche Spielsysteme hinweg, wird noch so gut wie nicht genutzt und ist derzeit nur in sehr wenigen Titeln wie etwa „The Division 2“ verfügbar.

Pac-Man

Bandai Namco

In „Pac-Man Mega Tunnel Battle“ kann man in „fremde“ Labyrinthe wechseln.

Gute Spiele, aber nicht überzeugend

Ein Gaming-Dienst steht und fällt mit den verfügbaren Spielen. Stadia bietet derzeit mehr als 100 Titel an, und darunter auch aktuelle Spiele wie „Assassin’s Creed Valhalla“, „Immortals Fenyx Rising“ oder das morgen veröffentlichte „Cyberpunk 2077“. Einige wenige Titel sind systemexklusiv. Neben der oben erwähnten „Pac-Man“-Variante gibt es da etwa noch die umfangreiche virtuelle Bastelkiste „Crayta“, ein surreales Mystery-Adventure namens „GYLT“ oder das witzige Feuerwehr-Game „Embr“. Wirklich reichhaltig wirkt das gesamte Angebot nicht – man merkt, dass trotz Googles Marktmacht die Spielestudios noch zögerlich auf das Service aufspringen und sich im ersten Jahr wenig bewegt hat.

Nicht Fisch, nicht Fleisch

In technischer Hinsicht ist Stadia empfehlenswert - da kann man sich auf die massive IT-Infrastruktur von Google verlassen. Diesbezüglich ist auch der Gamecontroller von Stadia interessant, der sich über WLAN direkt mit den Rechenzentren von Google verbindet und dementsprechend so gut wie keine Latenz beim Spielen erzeugt.

Menschen beim Gamen / Google Stadia

Google

Ob auf einer Berghütte, wo dieses Foto entstanden sein könnte, die nötige Internetverbindung vorhanden ist, ist fraglich - eine stabile Netzanbindung ist für Google Stadia Grundvoraussetzung.

Das Grundproblem des Dienstes ist, dass er nicht Fisch, nicht Fleisch ist: Für Gelegenheitsspielerinnen ist er zu wenig gesellig und bietet zu wenige Casual Games, Vielspielende wiederum haben meist ohnehin einen starken PC oder eine moderne Spielkonsole zuhause stehen. Das Gute an der Sache: Der Chrome-Browser ist gratis, ebenso wie das Erstellen einer Googlemail-Adresse. In Stadia reinschnuppern kostet also nichts und kann nicht schaden. Derzeit sind dort übrigens „Destiny 2“ (ohne Erweiterungen) und „Super Bomberman R Online“ gratis spielbar.

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